In der Woche zum 23. Oktober hat die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 474.400 auf 477.800 Kontrakte leicht zugenommen. Deutlich stärker bergauf ging es hingegen mit der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten. Diese kletterte nämlich innerhalb einer Woche von 32.000 auf 46.500 Kontrakte (+45,3 Prozent) und wies damit den höchsten Stand seit Ende Juli auf. Besonders heftige Verwerfungen waren wieder einmal bei großen Terminspekulanten (Non-Commercials) zu beobachten. Deren Long-Exposure hat sich nämlich um über 3.000 Kontrakte erhöht, während auf der Short-Seite ein dickes Minus von über 8.000 Futures registriert worden war. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 17.700 auf 29.400 Kontrakte (+66,1 Prozent) besonders deutlich erhöht.

Auch unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables) nahm die Zuversicht zu. Deren Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) zog innerhalb einer Woche von 14.300 auf 17.100 Kontrakte (+19,6 Prozent) an. Gemessen an den massiven Marktverschiebungen der spekulativen Marktakteure kann man die Reaktion des Gold-Future (Dezember) darauf aber als relativ verhalten bezeichnen, schließlich erzielte dieser in der vergangenen Handelswoche lediglich ein Plus in Höhe von 0,5 Prozent. Im Freitagshandel wurde zwar ein neues Dreimonatshoch markiert, trotz eines rückläufigen Dollars und sinkender zehnjähriger US-Renditen scheiterte Gold jedoch an den charttechnischen Widerständen im Bereich von 1.250 Dollar.



Auf Seite 2: Bei Gold keimt charttechnische Hoffnung auf

Für Goldfans verlief das Jahr 2018 bislang relativ enttäuschend. Trotz der jüngsten Erholungstendenz weist das gelbe Edelmetall auf Dollarbasis weiterhin einen Kursverlust von über fünf Prozent auf. Nach einer viermonatigen Seitwärtsbewegung ging es ab Mai steil bergab. Dabei wurden mit dem Unterschreiten der mittelfristigen 100-Tage-Linie und der langfristigen 200-Tage-Linie gleich zwei Verkaufssignale ausgelöst. Ab Juni drehten dann beide Durchschnittslinien nach unten, was in der Chartlehre als Trendwechselsignal interpretiert wird. Zum Erliegen kam der Ausverkauf erst bei dem Mitte August im Bereich von 1.175 Dollar markierten Jahrestief. Auf dem reduzierten Niveau vollzog der Krisenschutz dann erst einmal zwei Monate lang eine Bodenbildung. Im Zuge dieser Entwicklung wurde der mittelfristige Abwärtstrend gebrochen und Mitte Oktober ein Ausbruch aus der Seitwärtsrange vollzogen. Für gute Laune sorgte zudem das Überwinden der 100-Tage-Linie. Weil sie sich aber nach wie vor auf Talfahrt befindet, sollte das Signal mit Vorsicht genossen werden. Deren Drehen gen Norden würde aber Hoffnung auf einen Trendwechsel aufkommen lassen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Anlageklassen kann man das Aufwärtspotenzial des Goldpreises als beträchtlich bezeichnen, schließlich markierte vor etwas mehr als sieben Jahren der Goldpreis bei 1.900 Dollar sein Allzeithoch.

Mit Blick auf den Timingindikator Relative-Stärke-Index erwiesen sich in diesem Jahr zwei diesbezügliche Kaufsignale (beide im Juli) als "Bullenfalle" und eines (Mitte August) als Treffer. Letzteres führte zu einem Goldpreisanstieg um 40 Dollar. Der letzte "Volltreffer" dieses Indikators datiert von Ende 2016. Damals ging es innerhalb weniger Monate um 150 Dollar nach oben. Nun darf man gespannt sein, ob das jüngste RSI-Kaufsignal ähnlich erfolgreich ausfallen wird.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Besonders aussagekräftig wird das Update für Investoren aber vor allem dadurch, dass man sich über die aktuellen Gemütslagen der verschiedenen Marktakteure detailliert informieren kann. Denn der Bericht zeigt genau auf, wie sich innerhalb einer Woche die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Daraus lässt sich dann ableiten, wer optimistischer, wer skeptischer oder wer pessimistischer geworden ist. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.