Beim allgemeinen Interesse an Gold-Futures kam es in der Woche zum 27. November außerdem zum stärksten Rückschlag seit Januar 2017. Im Vorfeld des auslaufenden Dezember-Futures hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) innerhalb einer Woche von 525.900 auf 442.800 Kontrakte (-15,8 Prozent) reduziert. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten schlug sich dies in einem Minus von 23.100 auf 16.100 Kontrakte (-30,4 Prozent) nieder. Hierfür waren ganz klar die Großspekulanten (Non-Commercials) verantwortlich, wo ein massiver Abbau der Long-Position den nachlassenden Optimismus verursacht hat. Auf Wochensicht hat sich bei ihnen die Netto-Long-Position von 8.900 auf 1.900 Kontrakte reduziert. Damit kann man deren Stimmung fast als neutral bezeichnen.

Unter kleinen Terminspekulanten fiel auf, dass auf der einen Seite das Short-Exposure (plus 4.300 Futures) kräftig aufgestockt wurde und auf der anderen Seite das Long-Engagement (minus 4.300 Kontrakte) in derselben Größenordnung erhöht wurde. Dadurch blieb deren Netto-Long-Position mit 14.200 Kontrakten per Saldo unverändert. Insgesamt kann man die aktuelle Stimmung unter den spekulativen Marktakteuren als relativ richtungslos bezeichnen. Offensichtlich werden Aktien, Anleihen und Immobilien derzeit als die attraktivere Anlageklasse eingestuft. Wann sich diese Präferenzen in Richtung Gold verschieben werden, lässt sich natürlich nicht prognostizieren. Aber eines sollten Anleger nicht vergessen: Keine Durststrecke dauert ewig.

Auf Seite 2: Erster Jahresverlust seit 2015 droht

Der Goldpreis weist für die ersten elf Monate des Jahres 2018 ein Minus von sechs Prozent auf. Damit droht dem gelben Edelmetall nach zwei positiven Jahren (2016: +7,6 Prozent; 2017: +14,2 Prozent) erstmals wieder ein weniger gutes. Zur Erinnerung: Das Jahr 2015 wurde mit einem Kurverlust in Höhe von 10,4 Prozent abgeschlossen. Viele Goldbesitzer dürften von der Performance des traditionellen Krisenschutzes eher enttäuscht sein, schließlich profitierte der Goldpreis von der internationalen Aktienmarktschwäche (Ausnahme: US-Aktien) eher nicht. Weder die zahlreichen geopolitischen Krisenherde noch die gestiegene Inflation vermochten der Krisenwährung in höhere Preisregionen verhelfen. Deutlich stärker war in diesem Jahr zweifellos der Dollar gefragt, weil die US-Notenbank Fed im Jahresverlauf dreimal die Zinsen erhöht hat. Dadurch haben sich die Renditen von US-Staatsanleihen kräftig erhöht. Bei Laufzeiten von zehn Jahren haben diese sich in diesem Jahr von 2,5 auf in der Spitze mehr als 3,2 Prozent erhöht. Dies hat die Opportunitätskosten (Zinsverzicht) bei Gold erhöht und dadurch die Nachfrage gebremst. Während im ETF-Sektor, an den Terminmärkten sowie beim Handel von Barren und Münzen rückläufiges Interesse zu beobachten war, haben sich die Nettokäufe der Notenbanken per Saldo erhöht - wenn das kein Omen ist!

Aus charttechnischer Sicht stellt sich die Lage für den Goldpreis gegenwärtig ausgesprochen spannend dar. Grund: Aktuell befindet er sich im Kampf mit der im Bereich von 1.230 Dollar angesiedelten Widerstandszone. Wird diese Hürde relativ schwungvoll überwunden, könnten chartinduzierte Käufe zu weiteren Kursavancen nach oben führen. Außerdem kann man den Umstand positiv werten, dass die mittelfristige 100-Tage-Linie signifikant übertroffen wurde. Nachdem der Krisenschutz Ende November erneut an den Widerständen gescheitert war, droht nun aber eine "Orientierungsphase". Wichtig dabei: Die massive Unterstützung bei 1.200 Dollar sollte möglichst nicht verletzt werden. Ansonsten droht nämlich ein Test der Mini-Unterstützung bei 1.175 Dollar.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Besonders aussagekräftig wird das Update für Investoren aber vor allem dadurch, dass man sich über die aktuellen Gemütslagen der verschiedenen Marktakteure detailliert informieren kann. Denn der Bericht zeigt genau auf, wie sich innerhalb einer Woche die Transaktionen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Daraus lässt sich dann ableiten, wer optimistischer, wer skeptischer oder wer pessimistischer geworden ist. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.