Im wöchentlichen Rhythmus veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) ihren Commitments of Traders-Report, der die Akteure an Goldmärkten über wichtige Trends und Stimmungen bei Gold-Futures informiert. Bei dem Update erfährt man zum Beispiel, ob sich im Vergleich zur Vorwoche das allgemeine Interesse an Gold-Futures eher erhöht oder abgeschwächt hat. Ablesbar wird dies durch die Anzahl offener Kontrakte, den sogenannten Open Interest. Wichtig zu wissen: Jeder Gold-Future bewegt (zumindest auf dem Papier) den Gegenwert von 100 Feinunzen Gold. Besonders stark interessieren sich die Anleger erfahrungsgemäß für die getätigten Transaktionen und die damit verbundenen Stimmungsveränderungen der unterschiedlichen Gruppen von Marktakteuren. Diese zeigen nämlich auf, wie sich die Launen der kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) verändert haben. Dadurch lassen sich dann Rückschlüsse ziehen, wer optimistischer, wer skeptischer und wer pessimistischer geworden ist.

Das allgemeine Interesse an Gold-Futures - ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) - hat sich in den vergangenen Wochen um die Marke von 500.000 Futures eingependelt. In der Woche zum 24. April war ein leichter Rückgang von 510.200 auf 506.400 Kontrakte (-0,8 Prozent) registriert worden. Hinsichtlich der aktuellen Stimmung der spekulativen Marktakteure war indes keine einheitliche Tendenz zu beobachten. So hat sich die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten auf Wochensicht zwar von 185.300 auf 161.800 Futures (-12,7 Prozent) reduziert, dies war aber ausschließlich auf die Transaktionen der Großspekulanten zurückzuführen.

Sie haben nämlich ihre Short-Seite um fast 15.000 Kontrakte erhöht und zugleich ihr Long-Exposure um über 11.000 Futures zurückgefahren. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 163.100 auf 136.600 Kontrakte (-16,2 Prozent) besonders stark reduziert. Teilweise kompensiert wurde dies aber durch die wachsende Zuversicht kleiner Terminspekulanten, deren Netto-Long-Position auf Wochensicht von 22.200 auf 25.200 Futures (+13,5 Prozent) zugelegt hat.

Auf Seite 2: Steigende US-Zinsen bremsen Gold

Weder die schwelenden Konfliktherde in der Welt noch die zeitweiligen Kursverluste an den internationalen Börsenplätzen vermochten das Interesse am Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz Gold zu beleben. Vor allem in den USA scheint ein Goldinvestment derzeit keine Priorität zu genießen. Ausgebremst wurde das gelbe Edelmetall vor allem durch den kräftigen Renditeanstieg jenseits des Atlantiks. US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit bieten mittlerweile wieder Renditen von ungefähr drei Prozent. Solch "üppige Zinskost" gab es zuletzt vor über vier Jahren. In den USA übertreffen bereits Anleihen mit zwei Jahren die aktuelle US-Inflationsrate in Höhe von 2,4 Prozent - in Deutschland undenkbar. Hierzulande bieten Bundesanleihen mit 30 Jahren Laufzeit nach wie vor eine Rendite, die nicht einmal das Inflationsniveau erreicht. Dies dürfte höchstwahrscheinlich auch der Grund sein, warum ein Goldinvestment für deutsche Anleger weiterhin ziemlich viel "Charme versprüht".

Außerdem dürften deutsche Anleger mit Blick auf Papiergeld weniger "gutgläubig gepolt" sein als US-Investoren. Hierzulande hat man in den vergangenen hundert Jahren einfach zu viele Währungen kommen und gehen sehen. Als Tauscheinheit erfüllen Dollars und Euros natürlich wertvolle Aufgaben, ob sie auf lange Sicht auch ihrer Funktion als Wertspeicher gerecht werden, bleibt abzuwarten. Sollte sich die Inflation beschleunigen, wäre möglicherweise die Alternativwährung Gold die bessere Option. Eines steht bei Gold auf jeden Fall fest: Im Gegensatz zu Aktien, Anleihen oder Papiergeld hat Gold noch nie einen Totalverlust erlitten.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.