Außerdem wurde in der Woche zum 15. Februar ein kräftig gestiegenes Interesse an Gold-Futures registriert. So hat sich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 512.800 auf 558.600 Futures (+8,9 Prozent) signifikant erhöht. Dies stellte den stärksten Zuwachs seit über drei Monaten dar. Dabei war diese Entwicklung von einem deutlich gestiegenen Optimismus großer und kleiner Terminspekulanten gekennzeichnet. Dies schlug sich bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) dieser spekulativen Marktakteure in einem kräftigen Anstieg von 211.400 auf 238.900 Kontrakte (+13,0 Prozent) nieder. Noch deutlicher nach oben ging es letztmals Anfang November.

Besonders heftige Positionsveränderungen gab es vor allem bei Großspekulanten (Non-Commercials) zu beobachten. Sie haben im Berichtszeitraum ihre Long-Seite (plus 33.700 Futures) kräftig aufgestockt und ihr Short-Exposure um 6.800 Kontrakte nach oben gefahren. Dadurch hat sich ihre Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 186.700 auf 213.600 Futures (+14,4 Prozent) stark erhöht. Ein deutlich geringerer "Goldhunger" war unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables) auszumachen. Deren Netto-Long-Position verzeichnete nämlich auf Wochensicht einen Zuwachs von 24.700 auf 25.300 Futures (+2,4 Prozent). Angesichts der deutlich gestiegenen Kriegsgefahr in Europa und der beschleunigten Geldentwertung sollte der Run auf Gold keine sonderlich große Überraschung darstellen.

Derzeit werden an den Goldmärkten drei Themen besonders heiß diskutiert: die wachsende Kriegsgefahr, anhaltende Inflationsängste sowie starke Zinssorgen. Während Letztere den Goldpreis eher ausbremsen, gelten die beiden erstgenannten als Preistreiber. Ein Kaufargument tritt aber kaum in Erscheinung - die relativ geringe Volatilität von Gold. Der US-Terminbörsenbetreiber CBOE hat auf Basis von Optionspreisen, zahlreiche Volatilitätsindizes konzipiert und berechnet diese fortlaufend. Nur ein Beispiel: Während der Goldvolatilitätsindex (GVZ) aktuell bei 18,5 Prozent notiert, kommt der VIX - der sich auf den breit diversifizierten S&P-500-Aktienindex bezieht - mit 27,8 Prozent auf einen deutlich höheren Wert. Auch der Volatilitätsindex auf den wichtigsten Rohstoff der Welt (Rohöl) fällt mit 52,0 extrem hoch aus, was zugleich ein höheres Risiko zum Ausdruck bringt. Ein "sicherer Hafen" oder ein "Stabilitätsanker" - wie das gelbe Edelmetall gerne genannt wird - steigert dadurch seine Attraktivität und Anziehungskraft.

Goldpreis: Marke von 1.900 Dollar überwunden


Mit dem Einmarsch der Russen in die Ostukraine kletterte der der Goldpreis auf den höchsten Stand seit 14 Monat. Sollte der Goldpreis in den kommenden Wochen oder Monaten über 1.950 Dollar ansteigen, stehen die Chancen auf einen Ausbruch aus dem mehr als einem Jahr intakten Seitwärtstrendkanal und einen Angriff auf das alte Rekordhoch relativ gut. Das bisherige Allzeithoch wurde nämlich im August 2020 im Bereich von 2.063 Dollar erzielt. Als vielversprechenden Begleitumstand kann man in der gegenwärtigen Marktlage das Drehen der langfristigen 200-Tage-Linie nach oben betrachten. Chartorientierte Investoren interpretieren solche Ereignisse in der Regel als starkes Trendwechselsignal.

Das Pendel der Charttechnik-Website Tradingview hat sich gegenüber der Vorwoche nicht verändert und steht somit weiterhin auf "Starker Kauf". Von den insgesamt 26 Parametern legen aktuell 16 das "Kaufen" (Vorwoche: 16), zehn das "Halten" (Vorwoche: 10) und kein einziger das "Verkaufen" (Vorwoche: 0) von Gold nahe.