Dieser wöchentliche Stimmungsbericht gibt regelmäßig Auskunft, wie sich unter kommerziellen Branchenangehörigen (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) die Positionen an Gold-Futures verändert haben. Ist deren Saldo netto long, herrscht überwiegend Optimismus. Netto short bedeutet hingegen, dass der Pessimismus dominiert. In der Woche zum 22. März war beim allgemeinen Interesse, das in der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) zum Ausdruck kommt, ein markanter Anstieg verbucht worden. Im Vergleich zur Vorwoche ging es nämlich von 493.086 auf 510.579 Kontrakte (+3,5 Prozent) bergauf. Dies stellte übrigens den höchsten Wert seit viereinhalb Jahren dar.

Der Optimismus großer und kleiner Terminspekulanten hat in diesem Jahr kräftig zugenommen. Seit Ende Dezember hat sich nämlich deren kumulierte Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) nach einer kurzen Atempause wieder deutlich erhöht. Auf Wochensicht kam es zu einem Anstieg von 185.531 auf 199.994 Kontrakte (+7,8 Prozent), während zum Jahresultimo lediglich ein Wert von 15.335 Futures registriert worden war. Damit hat sich 2016 der Optimismus der spekulativen Marktakteure um den Faktor 13 erhöht.

Der Löwenteil dieses Stimmungswechsels ging dabei auf das Konto der Großspekulanten. Innerhalb von drei Monaten haben sie nämlich ihre Long-Seite von 150.229 auf 258.646 Futures nach oben gefahren und ihr Short-Exposure im selben Zeitraum von 131.127 auf 79.815 Kontrakte reduziert. Summa summarum führten diese Transaktionen bei der Netto-Long-Position zu dem exorbitanten Anstieg von 19.102 auf aktuell 178.831 Kontrakte, was den stärksten Optimismus seit über 13 Monaten anzeigt.

Die Kleinspekulanten sind ebenfalls optimistischer geworden. Deren Netto-Long-Position hat sich im Vergleich zur Vorwoche von 16.019 auf 21.163 Gold-Futures (+32,1 Prozent) erhöht. Zur Erinnerung: Ende Dezember war diese Gruppe von Marktakteuren mehrheitlich sogar pessimistisch gestimmt, was sich an der damaligen Netto-Short-Position von 3.767 Futures ablesen ließ. Da auch bei Gold die Kurse vor allem an den Terminmärkten und weniger an den Kassamärkten gemacht werden, sollten Anleger die Entwicklung an den Futuresmärkten genau im Auge behalten.

Auf Seite 2: Dollar als Krisenschutz gefragter als Gold Der Goldpreis zeigte sich im März zunächst freundlich und baute seinen seit dem Jahreswechsel verbuchten Kursgewinn zeitweise auf mehr als 20 Prozent aus. Einsetzende Gewinnmitnahmen - bedingt durch den starken Dollar - sorgten dann aber in der zweiten Monatshälfte für einen signifikanten Rücksetzer. Obwohl die Europäische Zentralbank auf ihrer Märzsitzung zusätzliche geldpolitische Lockerungsmaßnahmen verkündete und die US-Notenbank Fed Hinweise auf ein langsameres Tempo bei anstehenden Zinsanhebungen lieferte, schaltete das gelbe Edelmetall dennoch einen Gang zurück.

Aus charttechnischer Sicht haben sich die Perspektiven des Goldpreises in den vergangenen beiden Wochen spürbar eingetrübt. Mitte März wurde oberhalb von 1.280 Dollar zwar noch ein neues Dreizehnmonatshoch markiert, danach rutschte der Krisenschutz Gold aber deutlich ab. Nun droht ein Test der im Bereich von 1.200 Dollar verlaufenden kurzfristigen 50-Tage-Durchschnittslinie. Auf diesem Kursniveau ist zudem eine wichtige Unterstützungszone angesiedelt. Damit wäre in den kommenden Wochen für ein besonders hohes Maß an charttechnischer Spannung gesorgt.

Grundsätzlich kann man den jüngsten Rücksetzer noch als "gesunde technische Korrektur" bezeichnen. Die 200-Tage-Linie weist weiterhin eine steigende Tendenz auf, was chartorientierte Investoren in der Regel besonders gerne sehen. Ungemach würde allerdings drohen, falls sich der Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal als Fehlsignal erweisen sollte. Ein solches Negativszenario träte aber erst bei einem neuerlichen Kursrutsch um über hundert Dollar ein.

Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.