Als regelrechten "Paukenschlag" kann man die am vergangenen Mittwoch für den Monat April gemeldete US-Inflationsrate in Höhe von 4,6 Prozent p.a. bezeichnen. Zum einen, weil damit der Vormonatswert (2,6 Prozent p.a.) deutlich übertroffen wurde und zum anderen, weil die Analystenerwartungen signifikant verfehlt wurden. Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten hatten diese mit einer jährlichen Teuerungsrate von "lediglich" 3,6 Prozent gerechnet. Dabei spielte der Basiseffekt zweifellos eine große Rolle, schließlich war der April 2020 von massiven Verwerfungen an den Rohstoffmärkten gekennzeichnet. In den kommenden Monaten wird sich nun zeigen, ob die Prognosen vieler Volkswirte und Notenbanker zutreffen werden. Sie gehen nämlich davon aus, dass sich die überdurchschnittlich hohe Inflation als temporäre Erscheinung erweisen wird. Eine gewisse Unsicherheit ergibt sich allerdings durch den Umstand, dass niemand genau prognostizieren kann, wie sich der seit Monaten anschwellende Konsumstau auflösen und die Preise beeinflussen wird.

Für Anleger stellt sich insbesondere auf lange Sicht folgende Frage: Wo drohen die höheren Kaufkraftverluste - bei Geld oder bei Gold? In den vergangenen Jahrzehnten erwies sich das gelbe Edelmetall zweifellos als der bessere Wertspeicher. Eine Rückkehr zu einer "normalen Geldpolitik" ohne Strafzinsen, Anleihekäufe und ultraniedrige Leitzinsen dürfte relativ unwahrscheinlich sein, schließlich könnten Staaten nur im Falle eines nachhaltigen Konjunkturbooms darauf hoffen, keine Probleme beim ordentlichen Schuldendienst und der Refinanzierung ihrer Schuldenberge zu bekommen. Da der "ganz normale Bundesbürger" aufgrund seiner Gehalts- und Rentenansprüche und mitunter hohen Vermögen an Bargeld und Einlagen eher bei Geld ein Klumpenrisiko aufweist, sollte jeder Sparer auf lange Sicht lieber einen "Klumpen" Gold ansparen als Geld zu horten, schließlich "frisst" die Inflation pro Jahr aktuell zwei Prozent dieser hart erarbeiteten Ersparnisse wieder auf.

Goldchart: 200-Tage-Linie in Reichweite


Im Zuge erheblicher Turbulenzen an den Aktien- und Kryptomärkte wurde Gold seinem Ruf als "sicherer Hafen" wieder einmal gerecht. Unter charttechnischen Aspekten befindet sich der Krisenschutz auf Tuchfühlung mit der langfristigen 200-Tage-Linie. Die bei 1.848 Dollar verlaufende Durchschnittslinie sollte möglichst deutlich überwunden werden, um ein charttechnisches Kaufsignal zu generieren und ein positives Marktsentiment zu bewirken. In den vergangenen Monaten vollzog sie eine Trendwende nach unten, was unter chartorientierten Investoren in der Regel als Trendwechselsignal interpretiert wird. Sollte das gelbe Edelmetall in höhere Regionen streben, warten ab der Marke von 1.850 Dollar im Abstand von 50 Dollar mehrere Hürden. Doch als schwierigster Widerstände dürfte sich höchstwahrscheinlich das im Bereich von 2.060 Dollar angesiedelte Rekordhoch erweisen. Ein Ding der Unmöglichkeit dürfte dessen Überschreiten auf lange Sicht aber eher nicht sein. Beim Blick nach unten kann man dem Goldpreis derzeit ein Risikopolster von zehn Prozent zum unterhalb von 1.700 Dollar markierten 52-Wochentief attestieren. Dieses sollte auf keinen Fall unterschritten werden, da dieser Bereich als massive Unterstützungszone anzusehen ist.

Hinsichtlich der technischen Timingindikatoren des Goldpreises wird gegenüber der Vorwoche erneut ein leicht verbessertes Marktsentiment angezeigt. So steht zum Beispiel auf der Website Tradingview das Pendel weiterhin auf "Kaufen". Von den insgesamt 26 Parametern legt derzeit einer das "Verkaufen" (Vorwoche: 2), zehn das "Halten" (Vorwoche: 9) und 15 das "Kaufen" (Vorwoche: 15) von Gold nahe.