D ie Kaffeesäcke stapeln sich im brasilianischen Hafen Santos. Nachdem schon seit einiger Zeit Schiffe Mangelware sind, was den Export der Ware erschwert, kommt nun noch ein Streik der Lkw-Fahrer hinzu. Wegen der anhaltenden Lieferprobleme ist der Preis für Arabica-Kaffee auf über 2,20 Dollar gestiegen, den höchsten Stand seit sieben Jahren. Durch die Lieferverzögerungen fehlen dem Markt bisher bereits 3,7 Millionen Sack. Das temporäre Logistikproblem wird Brasilien wieder in den Griff bekommen. Die Dramatik, die den Kaffeepreis noch weiter in die Höhe treiben könnte, spielt sich in den Hauptanbauregionen ab.

Ungewöhnlich kalte Frostperioden haben in Brasilien mehr als 200 000 Hektar Kaffeeanbaufläche praktisch vernichtet. Wo normalerweise leuchtend grüne und üppige, fruchtbare Felder das Kernland der Anbauregion bedecken, erstreckt sich stattdessen ein Teppich aus verwelkten und abgestorbenen Kaffeebäumen. Für viele Kaffeebauern ist das eine existenzielle Katastrophe. Es dauert mindestens drei Jahre, bis ein Kaffeebaum die ersten weißen Blüten bildet. Nicht jeder kann das finanzielle Risiko einer Wiederbepflanzung eingehen. Einige Farmer wechseln bereits zu einfacheren Früchten. Auf den gerodeten Kaffeefeldern bauen sie Soja und Mais an, um über die Runden zu kommen.

Hohe Ernteausfälle

Alleine durch die Frostschäden ist für die kommende Ernte 2022 mit einem Verlust von mindestens zehn bis zwölf Millionen Säcken zu rechnen, dazu summieren sich noch die Ausfälle durch die Dürre, fasst ein Mitarbeiter der Kaffee-Taskforce des Landwirtschaftsministeriums zusammen. Weil im Frühjahr vielerorts die Niederschläge zu gering waren, konnten sich die Kaffeeblüten nicht entwickeln. Die bereits deutlich reduzierte Ernteprognose für 2021 wurde erneut gekürzt. Die Ernte wird nun um ein Viertel auf 46,9 Millionen Säcke schrumpfen. Das wäre die geringste Erntemenge seit zehn Jahren. Dabei darf man die Auswirkungen der Probleme in Brasilien nicht unterschätzen.

In einem durchschnittlichen Erntezyklus liefert Brasilien zwischen 35 und 40 Prozent der weltweit konsumierten schwarzen Bohne. Die Nachfrage nach Kaffee steigt weltweit von Jahr zu Jahr. Noch reichen die Lagerbestände in den wichtigen Importmärkten USA, Japan und in der Europäischen Union, um der Nachfrage gerecht zu werden.

Doch je weiter Angebot und Nachfrage auseinanderdriften, umso teurer wird die Bohne. Mit ausgewählten Produkten können Anleger auf diese gerade gestartete Preisdynamik setzen.

Die Kaffeenotiz hat den höchsten Stand seit 2014 erreicht. Die Unterversorgung könnte für neue Hochs sorgen. 2011 notierte Kaffee bei mehr als drei Dollar.