Ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland schläft zu wenig. Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse sorgen Straßenlärm, Smartphone, Schichtarbeit oder auch das Schnarchen des Partners dafür, dass die von Ärzten empfohlenen sechs Stunden Nachtruhe nicht erreicht werden. Die Frage, wie es um den Schlaf speziell von Anlegern bestellt ist, war nicht Teil der Untersuchung. An Faktoren, welche diese Personengruppe wach halten könnten, herrscht derzeit kein Mangel. Neben der Nordkorea-Krise zählen dazu beispielsweise die Frage der Unabhängigkeit Kataloniens, der unstete Politikstil von US-Präsident Donald Trump - und jetzt auch noch die drohenden Neuwahlen in Deutschland.

Betrieb im sicheren Hafen



An den Aktienmärkten kann die instabile geopolitische Großwetterlage die Kauflaune bis dato nicht nachhaltig trüben. Der DAX ist drauf und dran, das sechste Jahr hintereinander mit positiven Vorzeichen abzuschließen. Und doch scheint so mancher Anleger vorzubauen, wie ein Blick auf den Goldpreis zeigt. Im bisherigen Jahresverlauf hat sich das Edelmetall um 13 Prozent verteuert. Es stellt damit einmal mehr seinen Status als Krisenwährung unter Beweis. "In unseren Multi-Asset-Portfolios halten wir Gold aus Diversifikationsgründen, um gegen Risiken gewappnet zu sein", erklärt Johannes Müller, Leiter Makroresearch bei Deutsche Asset Management.

Allerdings sind die skizzierten Brandherde nicht der einzige Grund für den Preisaufschwung. Eine zentrale Rolle spielt der Dollarkurs. Gold zeigt seit jeher eine gegenläufige Entwicklung zur US-Währung (siehe rechts, "Auf einen Blick"). Dahinter steckt die Logik, dass in Zeiten eines starken Greenback der Bedarf für eine Ersatzwährung nachlässt - Gleiches gilt umgekehrt.

Über weite Strecken des Jahres 2017 stand der US-Dollar mächtig unter Druck. Zentraler Auslöser der Abwertung war die Geldpolitik. Die US-Notenbank hat nicht so stark an der Zinsschraube gedreht wie von so manchem Marktteilnehmer erwartet. Folgerichtig ist es mit dem am Anleihemarkt Ende 2016 zu beobachtenden Renditeaufschwung schon wieder vorbei. Mit 2,36 Prozent wirft der zehnjährige US-Treasury momentan sogar etwas weniger ab als zu Silvester vergangenen Jahres. Zieht man die aktuelle Inflationsrate der Staaten ab, bleiben beim Halter der Benchmarkanleihe lediglich rund 50 Basispunkte hängen.

Der Deutsche-Asset-Experte Müller erachtet die Realrendite als einen kurzfristigen Treiber des Goldpreises. Unter ihrem künftigen Chef, Jerome Powell, dürfte die Fed ihren wohlbedachten Straffungskurs fortsetzen. "Das wäre eine gute Nachricht für Gold", meint Arnaud du Plessis, Portfoliomanager bei CPR Asset Management.

Was die Realrenditen anbelangt, haben Anleger aus der Eurozone jeden Grund, das Edelmetall zu kaufen, auch wenn es selbst keine laufenden Erträge abwirft. Die Europäische Zentralbank hält an der Nullzinspolitik fest. Mit sicheren Anlagen wie Sparbuch oder Festgeld dürfte also weiterhin wenig zu holen sein. Daher überrascht es nicht, dass die Liebe der Deutschen zum Gold ungebrochen ist. Laut Zahlen des World Gold Council (WGC) fragte in Deutschland jeder Einwohner 2016 im Schnitt 1,5 Gramm in Form von Barren, Münzen oder Schmuck nach. Damit hebt sich die Bundesrepublik deutlich von anderen großen Industrienationen ab (siehe Seite 3: "Auf einen Blick").

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Zwei Wege, ein Ziel



Für Anleger gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, auf das Edelmetall zu setzen. Den direkten Weg stellt der Kauf von physischem Gold dar. €uro am Sonntag hat diesen Markt einmal mehr unter die Lupe nehmen lassen. Im Auftrag des Schwestermagazins von BÖRSE ONLINE befragte das Deutsche Kundeninstitut die bekanntesten Anbieter, bewertete Konditionen, Sortiment sowie Sicherheit und Servicequalität. Auf Seite 16 lesen Sie, zu welchen Resultaten der fünfte Edelmetallhändler-Test geführt hat.

Egal wo das Gold gekauft wird, der tatsächliche Besitz zieht immer die Problematik der Lagerung nach sich. Eine kostengünstige Alternative bieten mit physischem Gold hinterlegte Anlageprodukte. Dem WGC zufolge hielten diese Finanzvehikel weltweit per 31. Oktober knapp 2348 Tonnen des gelben Metalls. Damit hatte des verwaltete Vermögen gegenüber Ende 2016 um acht Prozent zugenommen. Größtenteils war diese Ware Exchange Traded Funds (ETFs) zuzuordnen. Diese Fondsgattung ist jedoch in Deutschland nicht zugelassen. Kein Problem, Anleger können auf Exchange Traded Commodities, kurz ETCs, ausweichen. Hierbei handelt es sich rechtlich betrachtet um Inhaberschuldverschreibungen. Prinzipiell liegt daher ein Emittentenrisiko vor. Allerdings sind auch diese Produkte in der Regel mit Gold hinterlegt - die Gefahr, bei einer Anbieterpleite leer auszugehen, ist dadurch äußerst gering.

Zuletzt waren die Angebote deutscher ETC-Emittenten besonders stark gefragt. Laut WGC zogen sie in den ersten zehn Monaten des Jahres mehr als ein Drittel der weltweiten Mittelzuflüsse an. Xetra-Gold ragt heraus: Das von der Deutschen Börse vor knapp zehn Jahren eingeführte Produkt erhöhte seine Bestände um 55 Tonnen. Mittlerweile lagern in den Tresoren des DAX-Unternehmens knapp 170 Tonnen Gold. Xetra-Gold ist direkt an die Preisentwicklung des Edelmetalls gekoppelt und verbrieft den Anspruch auf die Lieferung von einem Gramm Gold je Wertpapier.

Da dieser ETC in Euro gehandelt wird, machte die Aufwertung der Einheitswährung gegenüber dem Dollar den jüngsten Goldpreisanstieg zunichte. Dagegen steht für den db Physical Gold Euro Hedged ETC im bisherigen Jahresverlauf ein Plus von 8,5 Prozent zu Buche. Bei diesem Produkt besteht eine Währungsabsicherung, für die eine jährliche Gebühr von 0,30 Prozent fällig wird. Wichtig: Eine Auslieferung des hinterlegten Goldes ist hier nicht möglich. Neben den beiden erläuterten Varianten enthält die Tabelle oben zwei weitere ETCs, die sich gut dazu eignen, die Krisenwährung Gold in das Depot aufzunehmen.

Während diese Anlageprodukte nicht zuletzt dazu da sind, gesunden Schlaf zu finden, sind die Aktien von Goldminenbetreibern eher nichts für schwache Nerven. Wo für mutige Anleger in diesem Segment gerade Chancen warten, erfahren Sie ab Seite 5.



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Gold auf einen Blick



Wachsendes Schutzbedürfnis: Knapp die Hälfte der Goldminenproduktion wird für die Herstellung von Schmuck verwendet. Daneben hat der Anlagesektor in den letzten Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen - mehr als ein Drittel der globalen Nachfrage entfällt mittlerweile auf das Segment.







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Test: Goldhändler unter der Lupe



Dreimal "sehr gut", zehnmal "gut" und zweimal "befriedigend": Keiner der Kandidaten fiel durch. Am Ende ging Degussa mit knappem Vorsprung als Sieger durchs Ziel.

Seriensieger Degussa: In einer umfassenden Erhebung hat das Deutsche Kundeninstitut im Auftrag unseres Schwesterblatts "€uro am Sonntag" bereits zum fünften Mal die Qualität von Edelmetallhändlern getestet. Insgesamt wurden 15 Anbieter in rund 420 Kundenkontakten nach 230 Einzelkriterien bewertet. Wie in den Vorjahren setzte sich Degussa Goldhandel - wenn auch mit knappem Vorsprung - an die Spitze. Insgesamt konnte dreimal die Not "sehr gut" vergeben werden, zehnmal "gut" und zweimal "befriedigend". Durchgefallen ist also keiner der getesteten Händler. Im Fokus standen wie in den Vorjahren vier Kategorien:

• Preise und Konditionen (Gewichtung 30 Prozent);
• Sicherheit und Transparenz (30 Prozent);
• Leistungs- und Produktangebot (20 Prozent);
• Kundenservice (20 Prozent).

Außer Konkurrenz wurde bewertet, in welcher Form Altgold angekauft wird und welche Methoden genutzt werden, um Wert und Echtheit zu bestimmen. Auch hier siegte Degussa vor Pro Aurum und ESG Edelmetall-Handel. RED



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Goldminen: Übernahmekarussell dreht sich



Die Entdeckung großer Goldvorkommen ist wegen rückläufiger Explorationsbudgets seltener geworden, darum kaufen sich Produzenten verstärkt in vorhandene Projekte ein.

Mit dem Precious Metals Summit in Zürich ist Anfang November die Serie der jährlichen Edelmetallkonferenzen zu Ende gegangen. Die Stimmung unter den Konferenzteilnehmern war angesichts des auf der Stelle tretenden Goldpreises und der Zurückhaltung der Investoren bei den Minenwerten zwar schon mal wesentlich besser, aus den zahlreichen Unternehmenspräsentationen und One-on-One-Meetings ließen sich aber dennoch einige überaus interessante Erkenntnisse gewinnen.

Auf dem Branchentreffen in diesem Herbst wurde der Hunger der großen Goldproduzenten auf neue Projekte deutlich. Kein Wunder, größere Vorkommen sind aufgrund der seit Jahren rückläufigen Explorationsbudgets immer seltener entdeckt worden. Seit 2010 wurden für jede Unze produziertes Gold gerade einmal 0,3 Unzen neu entdeckt. In der vorangegangenen Dekade zwischen 2000 und 2009 lag das Verhältnis immerhin noch bei 0,7, zwischen 1990 und 1999 wuchsen die Reserven dank eines Verhältnisses von 1,4 sogar kontinuierlich an. Weil von der Entdeckung eines Goldvorkommens bis zum Produktionsstart durchschnittlich 18 Jahre vergehen, ist die Übernahme von weit fortgeschrittenen Projekten für viele Produzenten oftmals wesentlich attraktiver, als selbst nach Adern zu suchen.

Dies war beispielsweise bei Centerra Gold der Fall. Kürzlich hat das Unternehmen eine Übernahmeofferte für Aurico Metals auf den Tisch gelegt. Auch wenn die gebotenen 310 Millionen kanadische Dollar zum Zeitpunkt der Bekanntgabe eine dicke Prämie von fast 40 Prozent zum Aktienkurs bedeuteten, dürfte sich der Deal für Centerra lohnen: Neben einer Ressource von zwölf Millionen Unzen Goldäquivalent verfügt Kemess - ein Konzessionsgebiet in British Columbia - bereits über eine Infrastruktur im Gegenwert von rund einer Milliarde Dollar, die schuldenfreie Aurico zudem über ein mit 27 Millionen Dollar prall gefülltes Konto sowie ein Royalty-Portfolio, das allein in diesem Jahr Einnahmen von mindestens 14 Millionen Dollar verspricht.

Bereits Anfang Mai hat BÖRSE ONLINE vor dem Hintergrund der zunehmenden Übernahmeaktivitäten innerhalb der Branche drei vielversprechende Kandidaten unter die Lupe genommen.

Obwohl Lundin Gold seither deutliche Fortschritte bei der Errichtung der Mine beim Fruta-del-Norte-Projekt erzielt hat, fiel der Aktienkurs in Zusammenhang mit den veröffentlichten Details der Finanzierung unter unseren Stoppkurs von 3,50 Euro. Deutlich besser lief es hingegen für Pretium Resources. Seit der kommerziellen Produktionsaufnahme beim 8,1-Millionen-Unzen-Projekt Brucejack in British Columbia konnte die Firma bereits mehr als 107 000 Unzen Gold fördern.

Die größten Kursgewinne des in Heft 18/2017 vorgestellten Trios fuhr aber Sabina Gold & Silver ein. Die Aktie legte von 1,09 Euro auf zuletzt 1,52 Euro zu. Flaggschiff innerhalb eines spannenden Portfolios der Gesellschaft ist das Back-River-Projekt, ein Multimillionen-Unzen-Vorkommen mit vergleichsweise hohen Mineralisierungsgraden, die mit den jüngsten Ergebnissen aus dem Sommerbohrprogramm in den vergangenen Wochen erneut bestätigt wurden.



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Hohe Trefferquote



Das kanadische Researchhaus Paradigm Capital hält es für möglich, dass Sabina Gold & Silver schon im Vorfeld des bevorstehenden Ressourcen-Updates Begehrlichkeiten weckt, und zählt den Titel weiterhin zu den 20 Goldminenaktien, bei denen die Wahrscheinlichkeit einer Übernahme am höchsten ist. In den vergangenen Jahren haben die Analysten eine extrem gute Trefferquote bewiesen: Zwölf der ursprünglich 20 genannten Titel wurden in den vergangenen drei Jahren tatsächlich mit einem durchschnittlichen Aufschlag von 66 Prozent übernommen, zwei weitere haben den Produzentenstatus erreicht. Mittlerweile hat Paradigm seine "Takeover Twenty"-Liste wiederum auf 20 Titel aufgefüllt und rechnet damit, dass ein Drittel bis die Hälfte davon innerhalb der kommenden 15 Monate übernommen wird.

Neue Liste, neue Kandidaten



Begehrlichkeiten weckt zum Beispiel Falco Resources. Bis Mitte 2019 will man den Genehmigungsprozess der Horne-5-Mine abgeschlossen haben, der Produktionsstart ist für das erste Halbjahr 2022 avisiert. Das Vorkommen bietet eine langjährige Minenlaufzeit bei geringen Produktionskosten und zählt zu den Top Ten der besten Goldprojekte eines Juniors im Entwicklungsstadium (so heißen im Branchenjargon kleinere, aber werthaltige Gesellschaften) in Nordamerika, in Kanada gar zu den besten drei. Angesichts einer Marktbewertung von rund 175 Millionen kanadischen Dollar oder 26 US-Dollar je nachgewiesene Unze dürfte Falco Resources auf so manchem Zettel stehen.

Mit Seabridge Gold zählt auch ein echtes Schwergewicht zu den Übernahmekandidaten. Das KSM-Projekt des Unternehmens gilt dank einer Ressource von 38,8 Millionen Unzen Gold als eines der strategisch bedeutendsten Goldvorkommen dieses Planeten. Das hat seinen Preis: An der Börse wird das Unternehmen bereits mit etwa 810 Millionen kanadischen Dollar bewertet, auf rund 5,7 Milliarden US-Dollar werden die Anlaufkosten bis Produktionsstart der Mine taxiert. Gemessen am Börsenwert zählt Seabridge aber zu den günstigsten Aktien innerhalb der Peer-Group und bietet nach Ansicht von Paradigm einen großen Hebel auf einen steigenden Goldpreis - ein Szenario, das in der Keynote-Rede beim diesjährigen Precious Metals Summit bevorzugt wurde. Präsentator Ronald Stöferle von der Incrementum AG in Liechtenstein sah Gold darin erst am Beginn eines neuen Bullenmarkts.