Die Analysten der US-Großbank JP Morgan Chase & Co. warnen in einem Brief an ihre Kunden vor einem "stratosphärischen" Öl-Preis von 380 Dollar. Dieses Szenario könnte eintreten, wenn die Sanktionen der westlichen Welt gegen Russland die Russen dazu veranlassen könnte, die Öl-Produktion weiter zu senken.

So hoch könnte der Ölpreis laut JP Morgan steigen


Wie Bloomberg berichtet, schreibt Analystin Natasha Kaneva in dem Brief an die Kunden der US-Bank, dass die G7-Staaten zwar einen komplizierten Mechanismus implementieren wollen, um den Preis russischen Öls zu begrenzen, dass Russland aber über eine so robuste Haushaltslage verfüge, dass es eine Minderung der Öl-Förderung um bis zu 5 Millionen Barrel pro Tag verkraften könnte, ohne sich selbst zu schaden.

Dazu zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg Natasha Kaneva: "Das offensichtlichste und wahrscheinlichste Risiko bei einer Preisobergrenze besteht darin, dass Russland sich dafür entscheiden könnte, nicht teilzunehmen und sich stattdessen mit einer Reduzierung der Exporte zu rächen." Zur Einordnung: Laut Statista wurden im Jahr 2021 rund 90 Millionen Barrel Öl pro Tag gefördert.

Und Kaneva fügt hinzu, eine Minderung der Öl-Produktion Russland um drei Millionen Barrel pro Tag könnte den Preis auf 190 US-Dollar pro Barrel befördern. Die Nordsee-Sorte Brent könnte sich damit vom jetzigen Niveau bei 114 US-Dollar nochmals um 68 Prozent verteuern. Und käme es zum schlimmsten Szenario einer Kürzung von 5 Millionen Barrel, so würde der Preis raketenartig auf 380 US-Dollar steigen, so die Analystin von JP Morgan.

Dazu schreibt Kaneva: "Es ist wahrscheinlich, dass die Regierung Vergeltungsmaßnahmen ergreifen könnte, indem sie die Produktion drosselt, um dem Westen Schmerzen zuzufügen. Die Enge des globalen Ölmarkts ist auf Russlands Seite."

Steigt der Öl-Preis wirklich auf 380 Dollar pro Barrel?


Wahrscheinlich ist dieses Szenario aktuell nicht - ausgeschlossen kann es aber auch nicht werden. Zwar exportiert Russland laut Berichten vermehrt Öl nach China und Indien. Doch nach neuesten Bloomberg-Meldungen gingen diese Lieferungen im Juni schon wieder um 15 Prozent gegenüber den Mai zurück. Eine Abschwächung der Weltwirtschaft, so wie wir sie aktuell erleben, könnte ebenfalls etwas Druck vom Ölpreis nehmen, weil die Wirtschaft nicht so viel Öl verbraucht. Doch die Terminmärkte können weiterhin verrückt spielen, sollte Russland mit einem derartigen Förderstopp drohen. Anleger richten sich also weiter auf sehr volatile Zeiten am Öl- und auch am Gasmarkt ein.