Für etwas Entspannung hat zuletzt das Ausbleiben eines Einfuhrstopps auf russisches Rohöl seitens der Europäischen Union (EU) gesorgt. "Die EU behält sich dieses schärfste Schwert im Sanktionskasten also noch in der Hinterhand", erklärte Commerzbank-Fachmann Carsten Fritsch mit Blick auf Öl- und Gas-Einfuhren.

Ob die Option gezogen werde, hänge auch davon ab, wie schnell die EU-Länder ihre Abhängigkeit von russischem Öl und Gas reduzieren können. "Bei Öl dürfte dies wohl schneller gelingen." Zudem würde ein Öl-Importstopp Russland finanziell deutlich härter treffen als der Verzicht auf Erdgas, meint Fritsch.

Am Donnerstag im frühen Handel kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent am Terminmarkt 102,39 US-Dollar. Das waren wieder 1,32 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg ebenfalls um gut einen Dollar auf 97,32 Dollar.

Am Mittwoch waren die Ölpreise etwas deutlicher unter Druck geraten. Der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, hatte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter eine zusätzliche Freigabe aus der strategischen Ölreserve der Mitgliedsländer bestätigt. Details sollen noch bekannt gegeben werden.

Bereits in der vergangenen Woche hatten die USA mitgeteilt, einen erheblichen Teil ihrer Ölreserven auf den Markt zu geben. Belastet wurden die Ölpreise auch durch die am Mittwoch-Nachmittag veröffentlichten Daten zu den Rohöl-Lagerbeständen in den USA. Die Bestände sind in der vergangenen Woche überraschend gestiegen. Analysten hatten im Schnitt hingegen einen Rückgang erwartet. Zudem stieg auch die US-Ölproduktion.

Die Heizölpreise in Deutschland sind derweil deutlich unter Druck geraten. Am Mittwoch ging es um etwa vier Prozent nach unten, am Donnerstag-Vormittag steht der landesweite Durchschnittspreis nach Angaben des Portals esyoil.com bei 164,74 Euro (je 100 Liter für eine Standardlieferung von 3.000 Liter, inkl. Mehrwertsteuer). Die Höchstpreise wurden am 9. März 2022 bei knapp 210 Euro registriert. Heizöl hat sich seitdem also um knapp 40 Prozent verbilligt, liegt aber immer noch über dem alten Zehn-Jahrs-Hoch bei 95 Euro.



"Wer Heizöl braucht, greift jetzt zu ohne lange zu zögern", heißt es in einem Kommentar von esyoil.com. Die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen steht auf einer hohen Stufe. Eine Umfrage unter Heizöl-Verbrauchern ergab: Knapp über 80 Prozent der Stimmen prognostizieren fallende Heizölpreise.

mmr mit dpa-AFX/rtr