Die Ölpreise befinden sich seit der vergangenen Woche wieder auf dem Rückzug. Erst sorgte ein hochrangiger russischer Politiker für Druck, dann der Streit um die US-Schuldenobergrenze. Am Mittwoch nun verunsichern schwache Daten aus China. Ein Anstieg der globalen Ölnachfrage ist nicht in Sicht. Auch das kommende Opec-Treffen verunsichert.

Überraschend schwache Konjunkturdaten aus China sorgen an den Rohölmärkten für fallende Notierungen. In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hat sich die Stimmung in Industriebetrieben von niedrigem Niveau aus weiter ein. Zudem verschlechterte sich die Stimmung im bislang soliden Dienstleistungssektor.

Damit verläuft die konjunkturelle Erholung Chinas weiter schwächer, als viele Anleger erwartet haben. Hoffnungen auf eine kräftige Expansion und damit auf einen Anstieg der Ölnachfrage nach dem Wegfall der strengen Corona-Politik werden bisher nicht erfüllt.

An den Finanz- und Rohstoffmärkten richten sich die Blicke auch weiter in Richtung USA. Über dem unlängst erzielten Kompromiss im Schuldenstreit soll am Mittwoch-Abend deutscher Zeit im US-Repräsentantenhaus debattiert und anschließend abgestimmt werden. Die Ölpreise waren durch die Zuspitzung des Konflikts über die gesetzliche Schuldengrenze bereits deutlich belastet worden.

Am Mittwoch haben die Ölpreise ihre Verluste noch ausgeweitet. Am Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli weniger als 72 Dollar (siehe Chart). Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fällt auf unter 68 Dollar. Und auch Heizöl wird billiger. Die Branchen-Experten von esyoil.com ermittelten für Deutschland einen Durchschnittspreis von 87,13 Euro (für 100 Liter inkl. Mehrwertsteuer bei Abnahme von 3000 Litern).

Öl (Brent) (ISIN: FTREFF000001)

Opec+ berät wieder Förderpolitik

Bereitsin der vergangenen Woche begann die kleine Talfahrt. Eine Aussage eines hochrangigen russischen Politikers sorgte für Verkäufe. Die russische Zeitung Iswestija hatte den stellvertretenden russischen Ministerpräsidenten Alexander Nowak mit der Aussage zitiert, er erwarte keine weiteren Produktionskürzungen des Ölkartells Opec+. "Ich glaube nicht, dass es neue Schritte geben wird, denn die Entscheidung einiger Opec-Länder, die Ölproduktion zu reduzieren, kam erst vor einem Monat", sagte Nowak.

Die Organisation der erdölexportierenden Länder hatte Anfang April überraschend eine Produktionskürzung von 1,16 Millionen Barrel pro Tag (bpd) ab Mai für den Rest des Jahres angekündigt.

Doch der dadurch erwartete Anstieg der Ölpreise blieb angesichts der Konjunktur- und Nachfragesorgen zunächst aus. Die Ölpreise wurden zeitweise gestützt, nachdem der saudi-arabische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman Al Saud die Investoren vor Wetten auf weiter fallende Ölpreise gewarnt hatte. Das schürte Spekulationen auf weitere unerwartete Kürzungen der Fördermengen.

Am kommenden Wochenende werden Vertreter der Öl-Allianz, in der Mitglieder des Kartells und andere wichtige Förderstaaten organisiert sind, über die künftige Förderpolitik beraten. Die meisten Marktbeobachter erwartet keine Änderung der Fördermenge der Opec+.

Letztlich bleibt der Rohöl-Markt abhängig von der Entwicklung der Konjunktur. Mehren sich die Anzeichen über ein weiteres Abflauen, sollten weitere Preisrückgänge nicht überraschen. Ein Gegenhalten der Opec+-Staaten durch weitere Fördermengen-Kürzungen würde den Preisrutsch jedoch bremsen.  (Mit Material von dpa-AFX)