Der Platin-Preis sackte kürzlich auf das niedrigste Niveau seit 12 Monaten ab. Die globale Konjunkturschwäche drückt die Nachfrage des Edelmetalls. Doch bereits im kommenden Jahr könnte es zu Angebots-Engpässen kommen, die sich positiv auf Platin auswirken. Die geschundenen Platin-Minen-Aktien dürften dann aus ihrem 'Dornröschen-Schaf' erwachen.

Die Platinpreise haben seit Jahresbeginn um rund 18 Prozent nachgegeben. Immerhin erholten sie sich in der vergangenen Woche wieder um etwa sieben Prozent von ihrem Ende vergangener Woche erzielten Jahrestief. Angebot und Nachfrage entwickeln sich bei dem Edelmetall auseinander, was den Preis beeinflusst. Das World Platinum Investment Council (WPIC) sieht das größte Defizit in der Geschichte des Platinmarkts kommen. Während das Gesamtangebot an Platin im laufenden Jahr auf 7.224 Kilounzen (koz) sinken dürfte, soll die Nachfrage um auf 8.230 koz deutlich ansteigen. 

Dennoch sackte der Platinpreis von seinem Jahreshoch bei 1.140 Dollar bis auf 839 Dollar am 10. November ab. In der vergangenen Woche erholte sich der Platinpreis wieder spürbar.

Dollar-Schwäche pusht Platinpreis

Einer der Faktoren ist der US-Dollar. Die zuletzt schwächere US-Devise beflügelt in Dollar gehandelte Rohstoffe. Der Euro hat am Freitag die Marke von 1,09 US-Dollar überwunden und ist mit 1,0916 Dollar den höchsten Stand seit Ende August markiert. Unterstützung erhielt der Euro vor dem Wochenende von der freundlichen Stimmung an Europas Aktienmärkten. Der US-Dollar war deshalb etwas weniger als sicherer Anlagehafen gefragt.

Die Preise für die Edelmetalle Gold, Silber und Platinum zogen in den vergangenen Tagen um etwa sieben Prozent an. Der Platinpreis hat nun wieder die wichtige 900-Dollar-Marke erreicht (siehe Chart). Diese Preisregion gilt als Grenze, ab der die Erlöse von Minengesellschaften die durchschnittlichen Kosten übersteigen. Auch charttechnisch wird es damit spannend. Der gleitende 50-Tage-Durchschnitt verläuft bei 898 Dollar. Sollte demnächst der Abwärtstrend bei gut 920 Dollar überwunden werden, käme auch die 1.000-Dollar-Marke wieder in Betracht.

Platin in US-Dollar  (Spotpreis pro Unze)
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Platin in US-Dollar (Spotpreis pro Unze)

Großer Südafrika-Investor reduziert PGM-Anteil

Der größte Platinproduzent der Welt ist Südafrika. Auf das Land entfallen fast drei Viertel der weltweiten Produktion. Im Jahr 2022 betrug der Anteil 73 Prozent, die anderen großen Produzenten sind Russland, Zimbabwe, Kanada und die USA.

Der jüngste Preisrutsch von Platin seit Anfang November wurde mit beeinflusst von Coronation, einem der größten Vermögensverwalter Südafrikas. Dieser hat sich aus dem Sektor der Platingruppenmetalle (PGM) zurückgezogen, was bei anderen Investoren Zweifel an den langfristigen Aussichten der Branche aufkommen ließ. 

Laut Nicholas Hops, Leiter der Forschungsabteilung bei Coronation, haben einige Bergbau-Unternehmen wie etwa Sibanye Stillwater damit begonnen, zur Kostenreduktion unrentabel gewordene Schächte zu schließen und Tausende von Arbeitsplätzen zu streichen. Offenbar rechnet der Minen-Konzern nicht mit einem schnellen Anstieg der Platinpreise.

Weitere Verschärfung des Defizits

Doch aufgrund rückläufiger Investitionen auch in die Neuerschließung von Platin-Vorkommen könnte das Angebotsdefizit noch verschärft werden. Das gilt umso mehr, je stärker der Wasserstoff-Sektor wächst. Denn Platin wird in den platinhaltigen Elektrolyseuren gebraucht, mit denen grüner Wasserstoff produziert wird. Dieser spielt eine wichtige Rolle bei der globalen Energiewende.

Bereits im laufenden Jahr dürfte die Gesamtnachfrage nach Platin laut der jüngsten Prognose des WPIC um 27 Prozent steigen, während das Minenangebot im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stagnieren wird, ebenso wie das Recyclingangebot. Auf mittlere Sicht könnte sich somit Kurspotenzial sowohl für Platin als auch für die geschundenen Platin-Unternehmen ergeben.

Drei Platin-Aktien mit Potenzial

Die gesunkenen Palladium- und Rhodium-Preise in Verbindung mit geringeren Absatzmengen haben die Gewinne der PGM-Konzerne in 2023 zweistellig einbrechen lassen und dazu geführt, dass die an der an der Börse Johannesburg (JSE) notierten Unternehmen im laufenden Jahr kräftig an Wert einbüßten. Impala Platinum (ISIN: ZAE000083648), Anglo American Platinum (ZAE000013181) und Sibanye Stillwater (ZAE000259701) verloren seit Jahresanfang zwischen 45 und 65 Prozent.

Letztere hat sich als einer der weltweit größten Primärproduzenten von Platin, Palladium und Rhodium etabliert und ist auch ein erstklassiger Gold-Produzent. Das Unternehmen produziert und raffiniert Iridium und Ruthenium, Nickel, Chrom, Kupfer und Kobalt. Der Konzern hat vor Kurzem damit begonnen, sein Asset-Portfolio auf den Abbau und die Verarbeitung von Batteriemetallen auszuweiten und zu diversifizieren und verstärkt seine Präsenz in der Kreislaufwirtschaft durch den Ausbau und die Diversifizierung seiner Recycling-Betriebe und der Betriebe zur Wiederaufbereitung von Aufbereitungs-Rückständen (Tailings) weltweit.

BÖRSE ONLINE hält das weitere Abwärtspotenzial der drei südafrikanischen Minen-Konzerne für deutlich geringer als die Chance auf steigende Kurse. Risikobewusste Anleger können sich auf dem gedrückten Kursniveau vor einem längerfristigen Horizont ein paar Stücke ins Depot legen.

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Impala Platinum (WKN: A0KFSB)