Schlechte Nachricht für Silber-Anleger: Das Bundesfinanzministerium schafft die Differenz-Besteuerung auf Silbermünzen ab, die nicht aus der EU stammen. Die preislichen Vorteile, die sich bislang beim Kauf von Silver Maple Leaf, Känguru, Kiwi oder Silber-Krügerrand ergaben, fallen weg. Die Silbermünzen werden dadurch auf einen Schlag 11 Prozent teurer.

Das Bundesfinanzministerium (BMF) macht in einem Schreiben an die obersten Finanzbehörden der Länder geltend, dass die Differenzbesteuerung für Silbermünzen abzuschaffen ist, die aus Ländern außerhalb der EU stammen. Noch ist das Schreiben nicht auf den Online-Seiten des BMF veröffentlicht, doch bestätigte das Ministerium die Regelung.

Bislang Vorteile durch Differenzbesteuerung

Seit 2014 gilt für Silbermünzen, die aus Ländern außerhalb der EU importiert werden, die sogenannte Differenzbesteuerung. Für Silber-Anleger bieten sich damit preisliche Vorteile, die in Zukunft wohl wegfallen werden. Betroffen sind beispielsweise die kanadische Maple-Leaf-Silbermünzen, die australischen Silber-Kängurus oder der Silber-Krügerrand.

Bei der Differenzbesteuerung wird die Umsatzsteuer ausschließlich auf die sogenannte Händlermarge fällig. Auch bei differenzbesteuerten Silbermünzen ist ein Umsatzsteueranteil in Höhe von rund 8 Prozent enthalten, so dass sich der Preis für Silber-Investoren durch die Steueranpassung um etwa 11 Prozent verteuert. Eine Erläuterung dazu hat Edelmetall-Händer Philoro in einem Video veröffentlicht.

Gemäß dem internen Schreiben des BMF von Ende September soll ab sofort für alle Silbermünzen der volle Umsatzsteuersatz von 19 Prozent gelten – wie bisher schon für Silber-Barren. Eine Ausnahme besteht lediglich für Sammlermünzen, deren Wert mehr als 250 Prozent über dem Materialpreis liegt.

Anordnung könnte nochmals geprüft werden

Das zuletzt ohnehin aufgrund hoher Nachfrage bereits hohe Aufgeld für die entsprechenden Münzen gegenüber dem sogenannten Spotpreis, dem offiziellen Marktpreis, wird sich damit noch weiter erhöhen. Der Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler (FDP) kritisiert die Neuregelung. "Das ist eine schlechte Nachricht für Bürger, die sich vor der galoppierenden Inflation schützen wollen", zitiert ihn "Die Welt". Er fordert, die Anordnung nochmals zu prüfen.

Auch bei den Edelmetall-Handelsunternehmen sorgt die Entscheidung des BMF für Unzufriedenheit und Verunsicherung. "Wir sind über den Kurswechsel des Bundesfinanzministeriums enttäuscht", so Raphael Scherer, Geschäftsführer von Philoro. "Solange es bei diesem internen Behördenschreiben bleibt, ändern wir an den Verkaufspreisen nichts. Wir warten auf eine offizielle, öffentliche Bekanntgabe."

Auch beim Münchner Unternehmen Pro Aurum herrscht Unverständnis: "Anleger investieren in Edelmetalle, um Teile ihres Kapitals angesichts einer zweistelligen Inflationsrate bestmöglich zu schützen. Nun werden beliebte Anlage-Silbermünzen durch die Untersagung der Anwendung der Differenzbesteuerung wesentlich verteuert", sagt Mirko Schmidt, einer der Mitgründer von Pro Aurum gegenüber "Die Welt". Derzeit bietet man dort nur regelbesteuerte Silbermünzen an.

Aufgelder für Käufer steigen

Einige Edelmetall-Händler haben ihre Aufgelder jedoch bereits deutlich erhöht, schreibt das Fachportal "Goldreporter". "Wenn Silbermünzen mit dem vollen Mehrwertsteuersatz veranlagt werden, dürfte das Aufgeld für diese Stücke demnächst weiter steigen", schreiben die Experten.

Denn schon seit Monaten weisen Silbermünzen zur Geldanlage aufgrund hoher Nachfrage und einem begrenzten Angebot hohe Aufschläge auf den Silber-Kurs auf, der am Montag deutlich anzog auf 20,70 Dollar je Unze. Am Dienstag-Morgen erreicht der Silber-Kurs sogar knapp die 21-Dollar-Marke (siehe Chart).

Die Nachfrage unter Anlegern speziell nach Silber ist so hoch, dass die Aufschläge im Münzhandel gegenüber dem Marktpreis für das Edelmetall deftig sind. Das durchschnittliche Aufgeld für Silber-Maple-Leaf-Unzen etwa lag laut "Goldreporter" zuletzt bei 35,53 Prozent. Anleger sollten vor einem Silber-Kauf die Preise verschiedener Anbieter vergleichen.

Da der steuerliche Vorteil von Silbermünzen gegenüber normalen Silberbarren nach der Änderung wegfällt, könnten Barren, die in der Regel günstiger produziert werden als Münzen, im Vergleich künftig preiswerter angeboten werden.

TradingView.com
12-Monats-Chart Silber (Spotpreis in US-Dollar)