Einen herben Einbruch gab es in der Woche zum 30. April allerdings beim allgemeinen Interesse an Silber-Futures zu vermelden. Innerhalb einer Woche hat sich nämlich die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 219.100 auf 196.600 Kontrakte (-10,2 Prozent) reduziert. Dies stellte den heftigsten Rückgang seit fünf Monaten dar. Dem Optimismus der spekulativen Marktakteure hat dies jedoch keineswegs geschadet. Die kumulierte Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten kletterte nämlich von 20.000 auf 21.400 Kontrakte (+7,0 Prozent). Besonders interessant: Die Stimmung der Großspekulanten (Non-Commercials) drehte wieder in den "grünen Bereich", nachdem vor einer Woche erstmals seit Anfang Dezember wieder eine Netto-Short-Position (Pessimismus überwiegt) gemeldet worden war.

Die Rückkehr großer Terminspekulanten ging einher mit einer Erhöhung der Long-Seite (plus 1.200 Kontrakte), während beim Short-Engagement (minus 1.000 Futures) ein Rückgang verzeichnet worden war. Dadurch verwandelte sich die minimale Netto-Short-Position von 100 Futures wieder in eine markante Netto-Long-Position von 2.100 Kontrakte. Kleine Terminspekulanten sind hingegen skeptischer geworden, was sich bei deren Netto-Long-Position in einem Wochenminus von 20.100 auf 19.200 Kontrakte (-4,5 Prozent) niedergeschlagen hat. In der vergangenen Woche gab es aber noch eine andere Auffälligkeit zu vermelden: Mit 87,5 kletterte das Gold/Silber-Ratio in Richtung des höchsten Stands seit 25 Jahren. Edelmetallprofis interpretieren diesen Umstand dahingehend, dass Silber - verglichen mit einem Goldinvestment - derzeit als aussichtsreicheres Investment anzusehen ist.

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Warum der Boden halten sollte


Ein fundamentales Argument spricht dafür, dass das Rückschlagpotenzial beim Silberpreis um einiges geringer ausfallen sollte als bei Anlageklassen wie zum Beispiel Anleihen, Aktien oder Immobilien. Viele reine Silberminen machen bei einem Silberpreis von 15 Dollar kaum noch Gewinn. Sollte der Preis für das mit großem Abstand günstigste Edelmetall in noch tiefere Regionen abrutschen, droht ein Minensterben und somit ein Angebotsrückgang, der den Preisverfall verlangsamen bzw. verhindern sollte. Ein großer Teil der Silberförderung erfolgt zwar durch Bergbauunternehmen, die das edle Metall lediglich als Beiprodukt gewinnen, eine Verknappung bei Silberminen sollte dennoch zu einem angespannten Verhältnis von Angebot und Nachfrage führen.

Zur Erinnerung: Das Silver Institute meldete in seinem "World Silver Survey 2019", dass sich das globale Minenangebot im vergangenen Jahr von 876,9 Millionen auf 855,7 Millionen Feinunzen (-2,4 Prozent) reduziert hat. Weil sich die physische Silbernachfrage im selben Zeitraum von 998,4 Millionen auf 1,034 Milliarden Unzen (+3,5 Prozent) erhöht und sich ein Defizit von 29,2 Millionen Unzen (2017: Überangebot von 34,2 Millionen Unzen) eingestellt hat, spricht einiges dafür, dass der Bodenbereich von 12 bis 15 Dollar höchstwahrscheinlich nicht nachhaltig verletzt wird.

Unter charttechnischen Aspekten war die vergangene Woche nichts für schwache Nerven, schließlich rutschte das Edelmetall zweitweise kräftig unter die langfristige 200-Tage-Linie. Normalerweise gilt dies als Verkaufssignal und zieht häufig zusätzlichen Verkaufsdruck nach sich. Getestet wurde die Durchschnittslinie in den vergangenen drei Monaten bereits des Öfteren. Bislang wurde sie von den Bullen aber immer wieder zurückerobert. Diese Widerstandsfähigkeit spricht derzeit für Silber, doch übergeordnet sollte man die charttechnische Lage eher als neutral einordnen. Als wichtige Hausnummern sind die Marken von 14 Dollar bzw. 16 Dollar zu nennen. Während das Verletzen der erstgenannten als Verkaufssignal zu sehen wäre, würde ein Überwinden der 16-Dollar-Marke einen Trendausbruch bzw. Trendwechsel nach oben anzeigen.