Am Dienstag überwand der Silberpreis erstmals die Marke von 60 Dollar und zog im Mittwochshandel in der Spitze sogar auf über 61 Dollar an. Im Zuge der diesjährigen Rekordfahrt des Edelmetalls sollten Anleger folgendes beachten.
Derzeit wird der Silberpreis sowohl von einer starken industriellen Nachfrage als auch von Investoren immer wieder auf neue Rekordhochs getrieben. Der Boom digitaler Technologien und erneuerbarer Energien in Form von Solarzellen, Elektromobilität, Elektronik oder Rechenzentren befeuert die Nachfrage. Trotzdem steigt das globale Silberangebot kaum. Viele Minenunternehmen fördern das Edelmetall nur als Nebenprodukt — und können deshalb die Produktion kaum ankurbeln, um auf Knappheiten zu reagieren. Weil es zudem viele Jahre dauert, neue Förderkapazitäten zu erschließen, hat der deutlich gestiegene Silberpreis bislang nicht zu einem wachsenden Angebot geführt.
Silber – weniger selten als andere Edelmetalle
Wichtig zu wissen: Silber kommt in der Erdkruste mit rund 0,075 ppm (Parts per Million) deutlich häufiger vor als Gold (0,004 ppm), Platin (0,005 ppm) oder Palladium (0,011 ppm). Diese ppm-Werte zeigen klar, dass Silber geologisch wesentlich weniger selten ist – was einer der Gründe ist, warum es deutlich günstiger ist als die anderen Edelmetalle. Doch obwohl die diesjährige Silberminenförderung mit voraussichtlich 26.000 Tonnen die Goldminenproduktion um mehr als das Fünffache übertreffen wird, fällt das Verhältnis von Angebot und Nachfrage deutlich angespannter als bei Gold aus.
Seit Jahren weist der Silbermarkt nämlich ein strukturelles Angebotsdefizit auf – und die Knappheit hat sich 2025 weiter verschärft. Während im Frühjahr aufgrund befürchteter Trump-Zölle die Preise an den US-Rohstoffbörsen stark stiegen und deshalb viel Silber aus London in die USA abfloss, gab es im Herbst eine gegensätzliche Bewegung. Damals fielen die in den USA gehandelten Silber-Futures plötzlich unter die Spot-Preise in London an der LBMA. Daraufhin setzte umfangreiche Arbitrage-Transaktionen ein. Mittlerweile sind die Bestände der LBMA zwar wieder aufgestockt worden, das Angebot bleibt aber weiterhin relativ gering. Aufgrund der geringen Markttiefe können daher bereits vergleichsweise kleine Kauforders beim Silber deutliche Preissprünge verursachen.
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Silber: Interessant oder riskant?
Da in diesem Jahr außerdem große Silbermengen vom ETF-Sektor absorbiert wurden, übertraf die Silberperformance mit bislang 112 Prozent nicht nur die übrigen Edelmetalle, sondern auch die der meisten internationalen Aktienindizes. Auf Sicht von mehreren Jahren entwickelte sich zwar der „große Bruder Gold“ immer noch besser. Doch genau das lässt Silber-Fans auf ein weiterhin vorhandenes Nachholpotenzial schließen. Gleichwohl wird sich der Silberpreis sich auch in Zukunft „wilder“ bewegen als der weniger volatile altbewährte Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz Gold.
Charttechnische Indikatoren wie der RSI oder der MACD legen derzeit zweifellos eine stark überverkaufte Lage nahe. Allerdings funktionieren diese Indikatoren erfahrungsgemäß am besten während Seitwärtstrends – und so einer liegt bei Silber derzeit wahrlich nicht vor.
Fazit: Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn beim Silberpreis nach dem rasanten Anstieg demnächst eine technische Korrektur einsetzen würde. Bei langfristiger Betrachtung spricht aber weiterhin mehr für als gegen den Kauf von Silber.
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