Die Bedingungen in den stillgelegten Stollen unter dem Bergbaumuseum in Bochum oder der ehemaligen Silbermine in Freiberg sind optimal. Doch im Gegensatz zum "Wo?" gibt es beim "Wie lange?" und "Worin?" keinen Spielraum. Whisky, egal wo auf der Welt gebrannt, muss mindestens drei Jahre lang in einem Fass aus Eichenholz altern, sonst ist es kein Whisky.

Vor allem die Millennials sind wieder auf den Geschmack gekommen. Seit dem Jahr 2010 stieg der weltweite Umsatz mit Whisky um 55 Prozent auf 77,6 Millionen Euro. Im Schnitt wächst der Markt jährlich um vier Prozent. Die Renaissance von handwerklich hergestellten Destillaten beschert dem Marktführer für Fässer aus Eichenholz ein lukratives Geschäftsfeld.

Die Tonnellerie François Frères, TFF Group (gegründet 1910), hat eine lange Tradition in der Herstellung von Eichenfässern und Zubehör für die Weinindus­trie. Die Franzosen beziehen das Eichenholz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, betreiben eigene Sägewerke, stellen die Fässer her und vertreiben sie weltweit. Der Ausbau von Spitzenweinen in Eichenfässern sorgt bei TFF für ein stabiles Geschäft mit einer Marge von 25 Prozent. Richtig Schwung in das Geschäft brachte die steigende Nachfrage aus der Spirituosenherstellung, wo sowohl neue als auch gebrauchte Fässer benötigt werden.

Mehrfachnutzung steigert die Rendite


Echter irischer Whisky reift in gebrauchten Sherry-, Rum- oder Bordeaux-­Fässern. Ein echter Bourbon, die US-amerikanische Variante aus Mais, darf nur in frischen Eichenfässern altern. Das "getoastete" Holz, die Fässer werden auf der Innen­seite abgeflammt, gibt dem amerikanischen Whisky die typische Note. Diesen Markt bedient TFF mit eigenen Sägewerken und Produktionsstätten in den USA. Nach drei Jahren Bourbon-Lagerung sind die Fässer keineswegs wertlos. Die Schotten warten schon darauf, um darin ihren Scotch ­abzufüllen. Herstellung, Verkauf und Reimport: Ein hochwertiges Fass hat eine lange Verwertungskette.

40 Prozent des Umsatzes erzielt TFF mit Destillerien, 60 Prozent trägt die Weinindustrie bei. Mit 43 Prozent sind die USA der größte Umsatzmarkt gefolgt von Europa mit 41 Prozent. Im ersten Quartal 2019/20 wuchs der Gesamtumsatz organisch um elf Prozent auf 73,9 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr werden 300 Millionen Euro Umsatz und 50 Millionen Euro Bruttogewinn angestrebt. TFF baut seine Kapazitäten aus, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Die Preise haben zugelegt, deshalb sollte sich die Marge stark verbessern. Viele sehen übrigens schon Rum als nächsten großen Trend. Der Reife­prozess erfolgt standardmäßig in einem ehemaligen Whiskyfass.