Der April war für Tech-Anleger katastrophal. Über zwölf Prozent fiel die US-Börse Nasdaq, es war einer der schlechtesten Monate seit der Finanzkrise 2008. Steigende Leitzinsen und Rezessionsgefahren verdarben Anlegern den Appetit auf Wachstumswerte, Chipaktien zählten zu den Verlierern. Inzwischen ebbt die Verkaufswelle ab. Der Freitag der Vorwoche brachte mit einem kräftigen Plus an der Nasdaq ein Stück Optimismus zurück.

Fundamental sieht es in der Branche nach wie vor gut aus. Chipmangel ist eines der Hauptprobleme von Industriekunden, die Hersteller können sich vor Aufträgen kaum retten. Beispiel Infineon: Der Technologiekonzern beliefert vor allem die Autobranche. Die Nachfrage nach den Produkten der Münchner ist so groß, dass sie derzeit nicht alle Kunden bedienen können. Die Analysten von Berenberg prognostizieren, dass die Halbleiterknappheit noch mindestens bis 2023 anhalten dürfte.

Der enorme Bedarf schlägt sich in weltweiten Absatzrekorden nieder. Der Branchenverband World Semiconductor Trade Statistics rechnet damit, dass die globale Halbleiterindustrie 2022 erstmals mehr als 600 Milliarden Dollar umsetzen wird.

Dass die Aktienkurse auch von Branchenriesen wie dem Weltmarktführer bei Belichtungsmaschinen ASML oder dem weltgrößten Auftragsfertiger, Taiwans TSMC, trotz Rekorden bei Umsätzen und Aufträgen litten, hat einen Grund: Die Zyklen der Branche bergen hohe Risiken. Nach starkem Ausbau der Produktionskapazitäten fürchten Investoren im Fall einer wirtschaftlichen Abschwächung Überkapazitäten und fallende Preise. Auch die Lockdowns in China nährten solche Sorgen. Das Land ist der größte Absatzmarkt der Branche.

Die jüngsten Meldungen über Corona-Lockerungen in Shanghai unterstützten deshalb die Erholung bei den Chipaktien. Der BO-Index Chip Power hat während der vergangenen Tage sein Tief hinter sich gelassen. Anleger setzen mit dem Produkt auf eine weitere Erholung des Sektors.