Gerüchte über eine Kooperation oder Übernahme befeuern den Kurs des Mobilfunkunternehmens. Die Aktie notiert so hoch wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr.
Jahrelang war das Verhältnis zwischen ihrer Mobilfunktochter 1 & 1 zerrüttet. Nun nähern sich die Wettbewerber wohl wieder an. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, soll es um eine mögliche Kooperation von Telefónica Deutschland mit 1 & 1 gehen. Langfristig würden die Spanier sogar eine Übernahme erwägen. Allerdings befänden sich die Gespräche noch in einem frühen Stadium.
Es wäre eine Kehrtwende um 180 Grad: Im Jahr 2023 beendete 1 & 1 eine langjährige Partnerschaft mit Telefónica. Seitdem nutzt der Konzern das Netz von Vodafone. Bis zum Jahresende soll der Wechsel vollständig abgeschlossen sein. Parallel dazu baut 1 & 1 sein eigenes Netz auf. Der Ausbau kommt jedoch schleppend voran.
Kosten und Netzaufbau belasten
Die laufenden Kosten sind hoch. Zudem ist es laut Analyst James Ratzer von New Street für 1 & 1 nicht sinnvoll, ein eigenes, vollwertiges Netz aufzubauen. Er schätzt, dass bis zum Jahr 2031 bis zu 12.500 Mobilfunkstandorte betrieben werden könnten. Lediglich die Hälfte des Datentransfers könnte dann eingespart werden — rund 300 Millionen Euro.
Telefónica hingegen ist mit dem Wegfall von 1 & 1 eine wichtige Säule auf dem deutschen Markt weggebrochen. Die Geschäfte liefen zuletzt eher dürftig. Eine engere Zusammenarbeit oder eine Übernahme von 1 & 1 würde deswegen grundsätzlich Sinn ergeben. Berechnungen der New-Street-Experten zufolge könnten Synergien in Höhe von 7,2 Milliarden Euro gehoben werden.
Dommermuth hält noch dagegen
Gegen einen Schulterschluss spricht vor allem, dass United-Internet-Eigner Ralph Dommermuth bislang alles dafür getan hat, um mit einem eigenen Netz in Deutschland erfolgreich zu sein. Mit seinem 5G-Highspeed-Netz, das auf der neuartigen Open-RAN-Technologie beruht, will er die Großen selbst angreifen. Fraglich, ob er für eine Offerte von Telefónica sein Lebenswerk aufgeben würde. Von Unternehmensseite heißt es, dass es momentan keine tiefer greifenden Gespräche gäbe.
Gegen die Gerüchte am Markt hat Dommermuth jedoch sicherlich nichts. Seit Langem kauft er eigene Aktien zurück, und seit Längerem hat auch der Aktienkurs — sowohl der Muttergesellschaft als auch der von 1 & 1 — wieder deutlich angezogen. Er notiert so hoch wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr — vom Hoch um 70 Euro ist er jedoch noch weit entfernt. Je hartnäckiger sich die Spekulationen halten, desto höher dürfte die Aktie von 1 & 1 klettern. Wir ziehen den Stoppkurs nach und erhöhen unser Kursziel.
Hinweis: Der Artikel stammt aus der aktuellen Heftausgabe von BÖRSE ONLINE (43/25), die Sie hier finden.
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