Seit ihrer Eröffnung 1996 hat die Johan-Cruyff-Arena in Amsterdam eine Vielzahl spannender Fußballspiele sowie spektakuläre Livekonzerte erlebt. Doch am späten Abend des 8. Mai ereignete sich in dem mit 52 641 Zuschauern ausverkauften Stadion ein historisches Drama. In der sechsten Minute der Nachspielzeit erzielte Lucas Moura das 3 : 2 für Tottenham Hotspur und schoss die Briten damit in das Endspiel der Champions League. Gleichzeitig riss der Brasilianer Ajax Amsterdam aus allen Träumen. Nicht nur Spieler und Fans, auch die Aktionäre des Klubs dürften den Mittelfeldspieler so schnell nicht mehr vergessen. Am Tag nach der Niederlage stürzte der Kurs um ein Fünftel ab.

Die Korrektur könnte eine Einstiegschance bieten. Schließlich sind die finanziellen Einbußen für Ajax durch den K. o. überschaubar. Für den Finaleinzug hätte die europäische Fußballunion Uefa 15 Millionen Euro nach Amsterdam überwiesen. Bei einem Sieg gegen den FC Liverpool wären weitere vier Millionen dazugekommen. Der Börsenwert des Klubs schrumpfte im jüngsten Ausverkauf um 86 Millionen Euro. Damit übertraf das Minus sogar die fixen Einnahmen aus dem Topf der Champions League: Nach unseren Berechnungen stehen Ajax für die Saison 2018/19 knapp 60 Millionen Euro zu.

Die Topklubs stehen Schlange


In den Halbjahreszahlen kam der Erfolg auf internationaler Bühne bereits zum Ausdruck. Von Juli bis Dezember 2018 konnte Ajax Amsterdam den Umsatz auf 104,2 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Nachdem in der Hinrunde der Vorsaison noch ein Verlust aufgelaufen war, verbuchten die Niederländer nun einen operativen Gewinn von gut 27 Millionen Euro. Ein Gutteil des Champions-League- Geldregens steht zwar bereits in den Büchern, doch Vorstandschef Edwin van der Sar kann darüber hinaus mit hohen Transfererlösen rechnen.

Denn Europas Spitzenklubs haben längst ein Auge auf das junge Ajax-Team geworfen. Ein Wechsel steht bereits fest: Für 75 Millionen Euro verpflichtete der FC Barcelona Frenkie de Jong. Der 21-jährige Mittelfeldstratege steht exemplarisch für das enorme Potenzial der Holländer. Aktuell taxiert die Internetplattform Transfermarkt.de den Gesamtwert des jungen Kaders auf 420 Millionen Euro. Dem steht ein Börsenwert von 351 Millionen Euro gegenüber. Natürlich würde ein Auseinanderbrechen des Teams die sportlichen Chancen schmälern. Doch dürfte Ajax kaum sämtliche Stars der abgelaufenen Saison ziehen lassen.

Zum anderen ist der Geldtopf ausreichend gefüllt, damit Topmanager und Ex-Torhüter van der Sar selbst am Transfermarkt aktiv werden kann. Ungeachtet dessen dürfte die anerkannte Ajax-Kaderschmiede auch in Zukunft große Talente hervorbringen. BÖRSE ONLINE hält daher an der bereits vor der Saison abgegebenen Kaufempfehlung fest. Positive Transfernews und die Veröffentlichung der Bilanz für die Spielzeit 2018/19 könnten bei der niederländischen Fußballaktie schon während der Sommerpause den Offensivdrang neu entfachen.