Die größte Übernahme in der Chipbranche ist unter Dach und Fach. Per Aktientausch kauft AMD Xilinx, den führenden Entwickler von programmierbaren Chips. Der Deal wird auf 50 Milliarden Dollar taxiert. Die Xilinx-Halbleiter können via Software für spezielle Aufgaben, zum Beispiel für die Algorithmen künstlicher Intelligenz, programmiert werden, die in Rechenzentren große Datenmengen blitzschnell auswerten.

Mit dem Portfolio des US-Konzerns mit 3,9 Milliarden Dollar geschätztem Umsatz im Geschäftsjahr bis Ende März habe AMD "besseren Zugang zu Märkten mit 135 Milliarden Dollar Umsatzpotenzial", erklärte AMD-Chefin Lisa Su. Zu Xilinx’ Portfolio gehören Chips in Netzwerkrechnern von Cloud-Dienstleistern und für IT- und Telekomnetze, wo mit 5G künftig auch an der Peripherie, also an den Endgeräten, große Datenanalysen möglich sein sollen.

Zweiter großer Meilenstein

Mit der Digitalisierung der Industrie einschließlich der Autobranche gibt es für die Chips von Xilinx viele Einsatzmöglichkeiten. Auch AMDs Konkurrent Intel hätte das Unternehmen gern im Portfolio gehabt. Für AMD ist der Kauf der nächste große Meilenstein zur Diversifizierung des Geschäfts und zur Stärkung des Konkurrenzfähigkeit gegenüber Intel, dem viel größeren Nachbarn im kalifornischen Santa Clara.

AMD finanziert den Kauf ausschließlich mit eigenen Aktien und schont so die Reserven. Anteilseigner von Xilinx erhalten für jeweils eine Aktie 1,73 AMD-Papiere. Sie profitieren damit von der deutlichen Kurssteigerung bei AMD seit Veröffentlichung der Offerte am 27. Oktober 2020. Damals wurde der Deal noch auf 35 Milliarden Dollar taxiert.

"Als Nummer 1 des adaptiven Computing ergänzt Xilinx unsere Technologie bei Mikroprozessoren und wird AMD auch insgesamt verändern", sagt Elektroingenieurin Su. Sie hat über Halbleitertechnologien promoviert. In der Bilanz wird sich der Kauf schon im ersten Jahr positiv bemerkbar machen.

Technologisch vorn

Die erste große Änderung, die Chefin Su durchsetzte, war die Auslagerung der Fertigung an Dienstleister wie die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). Der führende Auftragsfertiger liegt technologisch weit vor Intel. Das nutzt AMD, um Chips zu entwickeln, die mit geringeren Leiterbahndurchmessern gefertigt werden. Damit sind sie leistungsfähiger und energieeffizienter als die Intel-Halbleiter. So jagt der Herausforderer dem Primus beständig Marktanteile ab.

Die vor Kurzem vorgelegte Bilanz für das Geschäftsjahr 2021 war deutlich besser als erwartet und begeisterte die Anleger. Für 2022 erwarten Analysten - noch ohne Berücksichtigung von Xilinx - gut 24,7 Milliarden Dollar Erlös, 15 Prozent mehr als im Vorjahr, sowie sechs Milliarden Dollar Nettogewinn, ein Fünftel mehr.

Der finanzkräftigen Riese Intel enttäuschte währenddessen mit seiner jüngst vorgelegten Bilanz. Einst war Intels Fertigungstechnologie in der Branche die Bestmarke. Nun investiert der Konzern Milliarden, um aufzuholen. Der avisierte Kauf des israelischen Chipauftragsfertigers Tower Semiconductor für 5,4 Milliarden Dollar gehört dazu. AMDs Aufstieg wird das nicht bremsen.

Aufwind: Nachrichten über eine zügige Integration von Xilinx sollten dem Kurs nachhaltig Aufwind bescheren. Einsteigen.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 135,00 Euro
Stoppkurs: 84,00 Euro