Zur Erinnerung: In der vergangenen Woche schockte das Apple-Management mit einer Umsatzwarnung die Finanzinvestoren. Bedingt durch den grassierenden Corona-Virus gab es bei Apple diesbezüglich gleich zwei Belastungsfaktoren zu vermelden. Erstens: Weil die Firmen vieler chinesischer Zulieferer geschlossen wurden, gab es massive Produktionsausfälle zu beklagen. Zweitens: Außerdem mussten viele Apple-Shops in China, einem für die Kalifornier extrem wichtigen Markt, geschlossen werden, was wiederum massive Verkaufsausfälle nach sich zog. Innerhalb von lediglich zwei Handelstagen hat sich das Billionen-Unternehmen nach der Umsatzwarnung in der Spitze mehr als zehn Prozent verbilligt. Weil die Ängste vor einer weltweiten Pandemie seit dem Wochenende signifikant angestiegen sind, herrscht unter den Anlegern vor allem eines: ein hohes Maß an Verunsicherung.

Dies lässt sich am Apple-Volatilitätsindex (VXAPL) besonders gut ablesen. Der vom US-Terminbörsenbetreiber Chicago Board Options Exchange (CBOE) konzipierte und täglich berechnete Risikoindikator ist innerhalb weniger Tage von 25 auf 40 Prozent förmlich explodiert. Weil diese Kennzahl auf den Preisen von Apple-Optionen basiert, zeichnet sie - im Gegensatz zu historischen Volatilitäten - ein treffenderes Bild vom aktuellen Grad der Verunsicherung. Zum Vergleich: Bei der 250-Tage-Vola, die auf historischen Kursdaten basiert, wird derzeit lediglich ein Wert von etwas mehr als 25 Prozent angezeigt. Auf der heutigen Hauptversammlung hoffen viele Investoren, neue Hinweise zur aktuellen Geschäftslage bzw. den Perspektiven des Technologiekonzerns zu erhalten. Angesichts der angeschlagenen Verfassung an den internationalen Aktienmärkten im Allgemeinen und der Situation bei Apple im Besonderen sollten Börsianer den Titel erst einmal beobachten.

Unter den Analysten herrscht trotz der jüngsten Hiobsbotschaften weiterhin ein stark ausgeprägter Optimismus. Von insgesamt 41 Ratings (Quelle: FactSet Research) wird 22mal zum Kauf ("Buy") und zweimal zum Übergewichten ("Overweight") geraten. 14 Aktienexperten stufen den Titel immerhin als "haltenswert" ein, während skeptische Analystenstimmen ganz klar in der Unterzahl sind (zweimal "Underweight und ein "Sell"). Damit hat sich die Stimmung der Analysten in den vergangenen drei Monaten praktisch nicht verändert. Besonders interessant: Die Gewinnschätzungen für das derzeit laufende zweite Quartal liegen mit 2,76 Dollar pro Aktie zwar deutlich unter dem vorigen Quartal (Weihnachtsgeschäft!), das vergleichbare Vorjahresquartal wäre damit dennoch um zwölf Prozent übertroffen. Die Bandbreite der ausgesprochenen Kursziele zeugt aber durchaus von einer verstärkten Verunsicherung, schließlich reichen diese von 190 bis 400 Dollar und weisen derzeit einen Mittelwert von fast 330 Dollar aus. Dies entspricht einem aktuellen Kurspotenzial von etwas mehr als zehn Prozent.

Charttechnik: Aufwärtstrendkanal verletzt


Unter charttechnischen Aspekten fällt derzeit negativ auf, dass die im Bereich von 310 Dollar angesiedelte Unterstützungszone und der seit Oktober gebildete Aufwärtstrendkanal verletzt wurden, was in der Chartlehre eher als Ausstiegssignal gilt. Bereits Ende Januar lieferte der Timingindikator Relative-Stärke-Index mit dem Unterschreiten der Hürde von 70 Prozent ebenfalls ein Verkaufssignal. Einen langfristigen Trendwechsel kann man dem Nasdaq-Schwergewicht bislang allerdings noch nicht attestieren. Dies wäre wohl erst bei einem Kursrutsch unter 240 Dollar der Fall. Grund: Dann wäre nicht nur der seit über 12 Monaten intakte Aufwärtstrend, sondern auch die langfriste 200-Tage-Linie verletzt worden. Zur Erinnerung: Im Jahr 2018 wurde diese Durchschnittslinie insgesamt dreimal unterschritten. Zweimal entpuppten sich diese Signale als "Bärenfalle", einmal rauschte die Aktie danach um in der Spitze über 25 Prozent in die Tiefe, um sich danach innerhalb von weniger als einem Jahr wieder zu verdoppeln.