Seit dem Jahreswechsel verteuerte sich die Aktie des iPhone-Herstellers um über 40 Prozent und damit deutlich stärker als der Nasdaq-100. Ob diese "Vorschusslorbeeren" gerechtfertigt waren, wird sich nach 22.00 Uhr zeigen. Die von FactSet Research erfassten Gewinnprognosen passen nicht so recht zu dieser tendenziell positiven Entwicklung. Sie befanden sich nämlich in den vergangenen drei Monaten auf einer markanten Talfahrt. Aktuell wird für das zweite Quartal mit einem durchschnittlichen Gewinn pro Aktie in Höhe von 2,36 Dollar gerechnet, nachdem Ende Januar noch ein Wert von 2,63 Dollar registriert worden war. Mit Blick auf Q3 ging es mit der Prognose von 2,24 auf 2,09 Dollar nicht ganz so deutlich bergab.

Bei den Analystenratings überwiegen zwar weiterhin die positiven Einschätzungen, vor einem Jahr fiel der Optimismus aber deutlich höher aus. Unter den insgesamt 39 von FactSet Research erfassten Analystenmeinungen raten derzeit 17 Aktienexperten zum Kauf ("Buy") und drei zum Übergewichten ("Overweight") der Apple-Aktie. Eine neutrale Haltung ("Hold") nehmen 17 Analysten ein. Lediglich dreimal wird zum Verkauf ("Sell") des Technologiewerts geraten. Die Bandbreite der jeweiligen Kursziele fällt zudem relativ hoch aus und reicht von 149,00 bis 245,00 Dollar. Daraus ergibt sich ein Durchschnittswert von 200,67 Dollar (aktuell: 204,61 Dollar) und vor allem eines: ein hohes Maß an Unsicherheit.

Nach wie vor hängt das "Wohl und Wehe" des Konzerns von den Absatzzahlen seines Blockbusterprodukts iPhone ab. Die Marktforschungsfirma OTR Global geht laut Medienberichten davon aus, dass Apple im zweiten Quartal zwischen 37 und 42 Millionen Geräte verkauft haben könnte. Diverse Analysten an der Wall Street schätzen die Verkäufe auf 40 bis 45 Millionen. Zur Erinnerung: Im Vorjahreszeitraum setzte Apple noch 52,2 Millionen Geräte ab. In wichtigen Märkten wie Indien in China musste man zuletzt erhebliche Preissenkungen hinnehmen und die negativen Auswirkungen des Handelskonflikts bergen zusätzliches Enttäuschungspotenzial. Mit der Ankündigung des neuen Geschäftsbereichs Streaming-TV tritt Apple in Konkurrenz mit bereits etablierten Anbietern wie Netflix und Amazon. Sich gegen diese Platzhirsche durchzusetzen, dürfte ein außerordentlich schwieriges Unterfangen werden.

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Timingindikator RSI im Auge behalten

Die vergangenen zwölf Monate glichen bei der Apple-Aktie einer regelrechten Achterbahnfahrt. Nach einem Anstieg von 165 Dollar auf das Rekordhoch von 232 Dollar folgte innerhalb von lediglich drei Monaten ein Kurseinbruch um fast 40 Prozent. Seit Anfang Januar kann man der Apple-Aktie nun aber einen intakten und relativ steilen Aufwärtstrend attestieren. Besonders interessant: Zum Jahreswechsel generierte der Timingindikator Relative-Stärke-Index (RSI) mit dem Sprung über die Marke von 30 Prozent ein klares charttechnisches Kaufsignal. Weil aber der RSI im April mit Werten über 70 Prozent eine überkaufte Lage angezeigt wird, droht im Falle eines Verletzens dieser "Hürde" erheblicher chartinduzierter Verkaufsdruck. Positiv anzumerken ist indes der Umstand, dass die langfristige 200-Tage-Linie in diesem Jahr nach oben gedreht hat, was in der Chartlehre als langfristiges Trendwechselsignal angesehen wird. Richtig dünn dürfte die charttechnische Luft aber werden, falls der Titel im Falle einer positiven Überraschung in Richtung der von 215 bis 230 Dollar reichenden Widerstandszone ansteigen sollte. Die Wahrscheinlichkeit für einen technischen Rücksetzer dürfte derzeit jedoch erheblich größer sein als das Markieren neuer Rekordhochs.