Bei Apple bekommen Investoren derzeit wieder regelmäßig feuchte Augen. Auch nach dem zweiten Quartal des Geschäftsjahres können viele ihr Glück kaum fassen. Aber die Kalifornier wachsen wieder mit Sieben-Meilen-Stiefeln - und das auf einem bislang ungekannten Niveau: Zwischen Januar und März legte der Tech-Gigant alleine beim Umsatz um satte 27 Prozent auf 58 Milliarden Dollar zu. Der Überschuss kletterte um gar gut ein Drittel auf 13,57 Milliarden bzw. 2,33 Dollar je Aktie. Das lag klar über den Analysten-Schätzungen. Die Wall Street-Auguren hatten 56 Milliarden Dollar Umsatz und einen Netto-Gewinn von 2,16 Dollar je Aktie vorhergesagt.

Wie beeindruckend die Entwicklung ist, zeigt auch ein anderer Vergleich: Alleine der Umsatzanstieg von 12,3 Milliarden Dollar gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahrs ist größer als der gesamte Jahresumsatz, den die Dax-Konzerne Deutsche Börse, K+S, Infineon, Beiersdorf oder Lanxess von Januar bis Dezember 2014 eingefahren haben.

Die prächtigen Zahlen verdanken die Kalifornier vor allem dem iPhone. Insgesamt setzte der Konzern im abgelaufenen Quartal weltweit 61,2 Millionen Einheiten seiner Smartphone-Ikonen ab - ein Plus von 40 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Analysten hatten Apple lediglich 58,1 Millionen Einheiten zugetraut. Auch bei den Mac-Verkäufen zeigte der Trend zuletzt weiter nach oben, allerdings blieben die Verkäufe mit einem Plus von zehn Prozent auf 4,56 Millionen Einheiten leicht hinter den Konsens-Schätzungen von 4,7 Millionen zurück.

Das einzige Sorgenkind im weiten Apple-Reich bleiben erneut die iPad-Verkäufe. Sie gaben um knapp ein Viertel auf 12,6 Millionen Einheiten nach und sanken damit zum fünften Mal in Folge. Doch Apple-Boss Tim Cook sieht das gelassen. Man habe sich "nie Sorgen" um eine mögliche Kannibalisierung des iPad durch das größere iPhone 6 Plus gemacht, sagte er gestern in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Damit war das Thema auch schon wieder vom Tisch.

Denn neben dem iPhone-Absatz sorgt vor allem die Entwicklung in China für Wohlwollen. Jahrelang hatte der Apfel-Konzern dort mit dem weltgrößten Mobilfunk-Unternehmen China Mobile über eine Kooperation verhandelt. Seit die endlich steht, brummt das Geschäft. Im abgelaufenen Quartal hat Apple im Reich der Mitte erstmals mehr iPhones verkauft als auf seinem Heimatmarkt.

Für das laufende Quartal bleibt Apple entsprechend zuversichtlich. Der Umsatz werde bei 46 bis 48 Milliarden Dollar liegen nach 37,4 Milliarden im Vorjahr. Das entspricht weitgehend den Analysten-Schätzungen von 47 Milliarden Dollar. Man muss kein Prophet sein, um die Prognose zu wagen, dass die Konsens-Schätzungen in den kommenden Tagen steigen dürften und den Kurs der Apple-Aktie damit weiter beflügeln dürfte.

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Auf Jahressicht trauen wir der Apple-Aktie einen Kurs von 150 Dollar zu. Die Gründe:


  1. Starke Produktpalette

  2. Apple hat mit dem iPhone 6 und dem iPhone 6 Plus gezeigt, dass der Konzern den Smartphone-Markt besser versteht als jeder andere Anbieter. Im Herbst kommt die Nachfolgeversion. Sie dürfte mit einer längerem Batterielaufzeit und mehr Rechenpower glänzen. Außerdem kommt der Konzern auch mit seinen Mac-Rechnern prima voran. Sie sind zwar meist etwas teurer als vergleichbare Angebot der Konkurrenz. Aber angesichts der einfachen und intuitiven Software und des Coolness-Faktors der Hardware und der Marke sind Kunden bereit, dafür entsprechend tiefer in die Tasche zu greifen.

  3. Rückenwind von den Carriern

  4. Früher war es mit den Handy-Verträgen eine einfache Sache: Man schloss einen neuen Mobilfunk-Vertrag ab, es gab ein neues Handy und nach zwei Jahren standen die Kunden wieder auf der Matte oder wechselten zu einem anderen Anbieter. Doch seitdem der Markt aufgeteilt ist und die Mobilfunk-Preise sinken, versuchen immer mehr Carrier ihre Kunden vor Ablauf des eigentlichen Vertrags über ein attraktives neues Smartphone zur vorzeitigen Verlängerung zu bewegen. Die Folge: Kunden müssen nicht mehr zwei Jahre auf ein neues Handy warten, sondern nur noch 18 Monate. Das hilft den Smartphone-Herstellern mit begehrten Geräten - und damit vor allem Apple.

  5. Apple Watch

  6. Die Apple Watch ist die erste neue Produktkategorie des Konzerns seit der Einführung des iPad vor fünf Jahren. Zwar hält sich Apple mit Erfolgsmeldungen bislang zurück. Aber viele Beobachter trauen den Kaliforniern zu, mit der Apple Watch den Markt für tragbare Geräte - so genannte Wearables - ähnlich aufzurollen wie mit dem iPad.

  7. Apple Pay

  8. Mit dem Bezahlsystem Apple Pay hat der Konzern ein jenseits der USA bislang kaum beachtetes neues Geschäftsmodell gestartet. Bei Apple Pay können User über ihr iPhone bzw. ihre Apple Watch bezahlen. Dabei generiert der Konzern eine einmalige Transaktionsnummer. Das erhöht die Sicherheit des Bezahlvorgangs erheblich. Außerdem ist das System auch noch erheblich schneller und einfacher zu bedienen als herkömmliche Bezahlvorgänge mit der Kreditkarte. Geld verdient Apple dabei über die Transaktionsgebühr. In den USA kommt der Konzern mit seinem neuen Bezahlsystem rasch voran. Im Herbst dürfte das Angebot in Kanada starten. Wenn alles klappt, schafft sich Apple über die Transaktionsgebühren bei jedem Bezahlvorgang ein stabiles und einigermaßen krisensicheres Zusatzgeschäft.

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  9. Attraktive Bewertung

  10. Viele Investoren sehen die starke Entwicklung der Apple-Aktie mit wachsender Skepsis. Nach einem Kursplus von gut 40 Prozent 2014 und weiteren 20 Prozent seit Jahresanfang müsse die Aktie doch allmählich ausgereizt sein, heißt es häufig. Tatsächlich greift die Überlegung zu kurz. Denn das 2016er KGV liegt aktuell bei 14,6. Der Gewinn je Aktie ist zuletzt aber um gut 30 Prozent gestiegen und damit deutlich schneller. Zum Vergleich: Das durchschnittliche KGV im S&P500 liegt aktuell bei 17,2.

    Zudem schwimmt der Konzern in Geld. Aktuell hat Apple 194 Milliarden Dollar auf der hohen Kante. Damit könnte der Konzern aus dem Stand Tech-Riesen wie IBM oder SAP schlucken. Angesichts des Cashbestands will Apple die Aktionäre verstärkt an den Gewinnen beteiligen. Nach den am Montag aktualisierten Plänen soll das Aktienrückkauf-Programm von bislang 90 Milliarden auf 140 Milliarden Dollar aufgestockt werden. Daneben will Apple die vierteljährliche Dividende um 11 Prozent auf 52 Cent je Aktie erhöhen.

    Da bleibt also auch nach dem jüngsten Kursanstieg noch ordentlich Luft nach oben. Kaufen. Stopp bei 121 Dollar.