Warren Buffett, das Orakel von Omaha, ist vermutlich der Name, der jedem angehenden Investor sehr früh über den Weg läuft. Der bald 92-Jährige ist eine Quelle der Inspiration und Erfahrung. Nicht umsonst hat er es mit seiner Investmentgesellschaft vom Zeitungsausträger zu einem der vermögendsten Menschen der Welt gebracht und mit seinem Portfolio den S&P 500 geschlagen. Warum also von ihm nicht auch in der Krise lernen?

Nach welchen Kriterien auswählen?


Buffett definierte bereits in den 80-Jahren, was Unternehmen brauchen, um auf Krisen egal welcher Art perfekt vorbereitet zu sein. Einerseits ist das die in den Medien bereits hoch geheiligte Preissetzungsmacht. Nur leider ist diese nicht so oft vorhanden, wie Investoren es sich wünschen würden. Um wirkliche Preissetzungsmacht zu finden, muss man zunächst den Unterschied eines B2B und B2C Geschäftsmodells verstehen. Die Frage einer B2B Preissetzungsmacht ist: "Kann ich meine Preise erhöhen, ohne dass meine Handelspartner davon Schaden haben oder sie lieber schlechtere Qualität günstiger einkaufen?" Bei wenigen Unternehmen ist dies tatsächlich der Fall. Die meisten Preiserhöhungen, die wir im B2B Sektor sehen, sind kurzfristig und mit entsprechenden Nebenabreden versehen. Also sollte man genau die Stärke von Marke und Produkten eines Unternehmens prüfen, bevor man von Preissetzungsmacht spricht.

Ähnliches gilt für den B2C-Bereich. Hier stellt sich die Frage: "Welche Produkte sind es dem Konsumenten wert, mit einem Aufschlag von 10 oder mehr Prozent verkauft zu werden, ohne dass er zu günstigeren Alternativen greift?". Hier stellt sich wieder die Frage nach den Alleinstellungsmerkmalen eines Produktes und der Stärke der Marke. Im Supermarkt zeigt sich, wenn die bekannten Marken nicht genug Unterschied zu einer hauseigenen haben, dann werden sie zu Ladenhütern.

Auf diese Aktien setzt Warren Buffett


Doch auf welche Aktien setzt der Star-Investor eigentlich konkret und beachtet er dabei überhaupt seine eigenen Ratschläge? Hier die 4 wichtigsten Positionen von Warren Buffett für die anstehende Krise:

Apple


Das angebliche Klumpenrisiko im Portfolio von Berkshire Hathaway hat Warren Buffett in den letzten Jahren trotz vieler Warnungen sehr viel Geld eingebracht. Zwar ist die Gewichtung mit etwa 40 Prozent tatsächlich nicht das, was man unter einem diversifizierten, ausgewogenen Portfolio versteht, doch dazu hat das Orakel von Omaha ja seine ganz eigene Meinung.

Für die Krise allerdings ist Apple ideal aufgestellt. Zwar sind die Produkte des Unternehmens im Vergleich zur Konkurrenz deutlich teurer und es mehren sich die Stimmen, die nach wirklicher Innovation im iOS Betriebssystem rufen, doch trotzdem hat es Apple geschafft, sich eine ganze Community aufzubauen. Nicht nur die Log-in-Effekte geben Apple echte Preissetzungsmacht, sondern auch die Vielzahl der Fans der Marke auf der ganzen Welt, die auch bereit sind, höhere Preise zu zahlen.

Coca-Cola


Ein Liebling und eines der frühsten Investments des Stars der Finanzszene ist Coca-Cola. Der Konzern mit seinen vielfältigen Marken und attraktiver Dividendenrendite von über 2,0 Prozent kann vorrangig durch seinen Namen glänzen. Coca-Cola kennt man auf der ganzen Welt und auch wenn die Flache 10 Cents mehr kostet, ist da immer noch der einzigartige Geschmack, den fast jeder seit Kindesbeinen an mit dem Logo und dem Unternehmen verbindet.

Coca-Cola hat schon viele Krisen überlebt und es aktuell gibt keinen wesentlichen Grund, warum der US-Konzern, der sich auch noch in den letzten Jahren breit im Bereich Trinkwasser aufgestellt hat, nicht seinen Wert und das von Buffett investierte Vermögen einigermaßen sicher durch diese Krise führen dürfte.

American Express


Der Payment Anbieter American Express ist die fünftgrößte Position im Portfolio von Berkshire. Das Geschäftsmodell des Kreditkartenanbieters ist relativ einfach. Von jeder Transaktion stellt AMEX dem Händler einen bestimmten Prozentsatz in Rechnung. So kann auch direkt von steigenden Preisen profitiert werden. Steigert sich der Preis der Milch um 20 Prozent im Supermarkt, so ist auch die Rechnung, die Gebühr, welche American Express in Rechnung stellt, auch um 20 Prozent höher.

Wenig überraschend stieg so auch der Umsatz des Zahlungsanbieters im 1. Quartal 2022 um 29 Prozent, was zeigt, dass AMEX weniger von der aktuellen Inflation und höchstens von einer abfallenden Konsumlaune betroffen sein dürfe.

Chevron


Die letzte und in den Medien wahrscheinlich kürzlich meist besprochene Position ist Berkshires Engagement bei Chevron. Der Ölkonzern hat eine beeindruckende Rallye wegen des steigenden Ölpreises hingelegt und weist auf Sicht eines Jahres ein Plus von mehr als 55 Prozent aus. Trotzdem ist man aktuell erst mit einem KGV von 13 bewertet und schüttet Aktionären gleichzeitig mehr als 4 Prozent an Dividenden aus.

Rohstoffpreise, die direkte Treiber der Inflation sind, sind also der Grund für die erstaunliche Bewegung und guten operativen Ergebnisse bei Chevron. Bleibt die Inflation weiter hoch, dann gibt es auch für den Ölpreis kaum eine andere Wahl, als nach oben zu gehen, was auch Chevron und damit das Vermögen von Buffett mitreißt.

Fazit zu Warren Buffetts Aktien


Warren Buffett ist die Ikone des Value Investing und hat sehr Großes in seinem Leben geleistet. Es spricht also nichts dagegen, seinen Rat anzunehmen und in seine Überlegungen einzubeziehen. Allerdings sollte man eines nicht vergessen: Jeder ist fehlbar. Deswegen ist es wichtig, sich eine eigene Meinung zu bilden und nicht blind den Investmentansätzen eines anderen hinterherzulaufen.

Am Ende des Tages ist jeder für sein eigenes Geld verantwortlich und muss entsprechend handeln. Wer also jetzt Berkshire Hathaway kaufen möchte, sollte dies aufgrund von fundamentalen Daten wie einem zu hohen Holdingabschlag oder Berkshires Rabattierung vom Jahreshoch tun, die bei 250 Euro auf eine feste Unterstützungslinie getroffen ist tun. Und eben nicht, weil hier Warren Buffett am Ruder sitzt.

Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Berkshire Hathaway, Apple.

Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Mehrheitsinhaber der alleinigen Gesellschafterin der Finanzen Verlag GmbH, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.