Bereits seit Jahren haben im ewigen Kampf zwischen Bullen und Bären die Optimisten die Nase vorn. Von 2010 bis 2018 endete der DAX nur zweimal im negativen, dafür siebenmal im positiven Bereich. Das Börsenjahr 2019 ist auf der Zielgeraden, und die "Stierfraktion" ist erneut nicht zu stoppen. Unter fundamentalen Aspekten ist dieses Kursfeuerwerk nur schwer zu erklären. Die Wirtschaft stagniert, und auch politisch zwickt es. Mit der Wahl der neuen SPD-Vorsitzenden scheint plötzlich die GroKo in Gefahr. Darüber hinaus gehen auch noch die Unternehmensgewinne in die Knie. Bei 14 der 30 DAX-Titel wird für 2019 mit einem Rückgang gerechnet.

Die Börsianer leben also von der Hoffnung, dass es im neuen Jahr besser wird. Den Konsensschätzungen zufolge wird derzeit ein DAX-Wachstum von elf bis 13 Prozent für 2020 veranschlagt. Jörg Krämer von der Commerzbank ist allerdings deutlich pessimistischer. Er erwartet, dass die Prognosen für das DAX-Gewinnwachstum auf zwei bis vier Prozent sinken werden. Daher rechnet der Chefvolkswirt mit hoher Volatilität: "Der DAX wird sich 2020 zwischen 11 800 und 14 400 bewegen."

Blick in den Rückspiegel


Angesichts dieser schwankenden Aussichten heißt es für Anleger erneut, sich gezielt auf Einzeltitel zu fokussieren. Mit dieser Strategie sind wir schon 2019 gut gefahren. Die damals vorgestellten "Top 10" haben sich mehrheitlich prächtig entwickelt. Nur zwei Titel, 1 & 1 Drillisch und die Deutsche Telekom, schnitten negativ ab. Erstgenannter trägt die rote Laterne mit einem Verlust von rund der Hälfte. Aufgrund des Stoppkurses kamen wir allerdings glimpflicher davon. Performance-Spitzenreiter war 2G Energy. Der Wert des Nebenwerts hat sich mehr als verdoppelt. Insgesamt verzeichnete unsere Zehnerauswahl einen durchschnittlichen Zuwachs um 26,5 Prozent und konnte damit sogar den haussierenden DAX übertreffen.

Favoriten für das neue Jahr


Mit den neuen Top 10 wollen wir dieses Kunststück 2020 wiederholen. Innerhalb der ersten Börsenliga räumen wir der Deutschen Post und SAP überproportio­nale Kurschancen ein. Erstgenannte ist soeben dabei, verlorenes Vertrauen aus 2018 wieder zurückzugewinnen. Mit zuletzt guten Zwischenberichten ist die Deutsche Post diesbezüglich auf einem guten Weg. Der Ausblick macht ebenfalls Mut: 2020 wird ein Ebit von fünf Milliarden Euro erwartet, zwei Jahre später dann eines von über 5,3 Milliarden Euro. Zunehmende Profitabilität steht auch bei SAP auf der Agenda. Der neue Co-Chef Christian Klein will unter anderem mit Einsparungen die operative Umsatzrendite von 2019 bis 2023 von 29 auf 34 Prozent steigern. Darüber hinaus dürfen sich Ak­tionäre über einen Geld­regen freuen. 2020 planen die Walldorfer, 1,5 Milliarden Euro über Aktienrückkäufe oder Sonderdividenden auszuschütten.

Im MDAX setzen wir auf Delivery Hero und Zalando. Zum einen sollte das hohe Wachstum bei gleichzeitig zunehmender Profitabilität die Aktien des Online-Essens­lieferanten auf der Überholspur halten. Zum anderen nimmt die Firma aktiv an der Konsolidierung in der Branche teil und gab kurz vor Weihnachten einen Milliardendeal in Südkorea bekannt. Ebenfalls im Internet erfolgreich ist Zalando. Mit mehr als 30 Millionen aktiven Kunden rangiert der Modespezialist in Europa weit vor der Konkurrenz. Die Einführung einer provisionsbasierten Plattformstrategie sollte die Geschäfte zusätzlich ankurbeln. Aufgrund der starken "Cyber-Days" sind auch kurzfristig positive Überraschungen möglich.

Mit Puma steht ein weiterer Mid Cap auf der Favoritenliste. Der Sportartikelhersteller steuert nicht nur in operativer Topform auf das Sportjahr 2020 mit Olympia und Fußball-EM zu, Puma gilt auch als Profiteur einer Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Ein Fünftel aller in den USA verkauften Waren stammen derzeit nämlich aus Fabriken im Reich der Mitte. Dies hat der Markt aber längst eingepreist, und eine Einigung im neuen Jahr würde die Puma-Aktie zusätzlich beflügeln.

Der SDAX beherbergt mit RIB Software, Sixt und Shop Apotheke ein aussichtsreiches Trio. Der Bausoftwarehersteller RIB überzeugt mit starken Wachstumsaussichten. Als Sahnehäubchen kommt Über­nahmefantasie hinzu. Bei Sixt sollte 2020 die Wende anstehen, nachdem die wirtschaftlichen Unsicherheiten zuletzt den Kursverlauf gebremst haben. Experten zufolge wird der weltweite Mietwagenmarkt von 2019 bis 2024 jährlich um rund 7,5 Prozent wachsen. Sixt sollte sogar überproportional zulegen und das operative Margenziel von zehn Prozent erreichen.

Shop Apotheke und Vectron Systems dürften 2020 dagegen von gesetzlichen Änderungen profitieren. Während der Onlineapotheke die Einführung des elektronischen Rezepts in die Hände spielt, sind es bei Vectron neue technische Sicherheitseinrichtungen für Kaswsen. Mit Helma Eigenheimbau nehmen wir einen weiteren Nebenwert in unsere Favoritenauswahl auf. Das Auftragsbuch ist prall gefüllt und der Hausbau sollte wegen der anhaltenden Niedrigzinsen boomen.