Aves One ist Bestandshalter von Logistikvermögen wie Containern, Wechselbrücken und Güterwagen. Die Firma arbeitet mit Maklern zusammen, die sich um die Vermietung an Logistikfirmen, aber auch an Staatsbahnen kümmern. Nach der Neuaufstellung 2013 ist Aves One kräftig gewachsen. Die Einnahmen aus der Vermietung des Portfolios haben sich auf rund 120 Millionen vervielfacht. Setzten die Hamburger zu Beginn vor allem auf Container, hat sich der Schwerpunkt inzwischen hin zu Güterwagen verlagert. Mittlerweile stammen 75 Prozent der Einnahmen aus dem Schienenverkehr. Die schwache Performance der Aktie ist vor allem dem Bereich Seecontainer geschuldet. Die Einnahmen schwankten stark, die Werte gaben nach. Schon im Laufe von 2020 wurden Sonderabschreibungen fällig. Nun macht das Unternehmen Tabula rasa. Der Bereich wird für 182 Millionen Dollar an die US-Investmentgesellschaft Oak Hill Advisors verkauft.

Konzentration auf die Schiene

Unangenehmer Nebeneffekt ist eine Sonderabschreibung auf den Buchwert der Container in Höhe von 33,5 Millionen Euro. Das wird die ohnehin schon dünne Eigenkapitalquote weiter absenken. Allerdings ist der Deal mit einem Zufluss von Liquidität verbunden, damit kann das Schienengeschäft ausgebaut werden.

Und das ist der große Hebel für die Aktie. Die Regierung will, dass der Anteil der Schiene am Transportaufkomen auch dank der besseren Energiebilanz deutlich ausgebaut wird. Mit der relativ modernen Flotte müsste Aves One von diesem Trend profitieren, sagen etwa die Analysten der Investmentbank Metzler. Die Experten hoben ihr Kursziel auf 16,20 Euro an.

Die Konzentration auf den Schienenverkehr bringt noch eine andere Investmentchance: eine Übernahme. Der Wettbewerber VTG wurde schon gekauft. Das Portfolio von Aves One ist attraktiv, sodass ein Deal für eine Beteiligungsfirma, die zudem über die Finanzierung des Portfolios verdienen könnte, vorstellbar ist. In der Vergangenheit gab es hier schon Gespräche. Die sollen aber an dem hohen Anteil von Seecontainern gescheitert sein. Dieses Manko ist nun weggefallen.

Dem Potenzial stehen Risiken gegenüber. Vor allem die geringe Eigenkapitalquote könnte Aves One bei massiven Marktverwerfungen, aber auch einem steilen Anstieg der Zinsen vor Probleme stellen. Daher ist die Aktie für Bilanzpuristen weniger geeignet.