Bayer-Aktie: Konzern will nach Milliarden-Zukauf 12.000 Stellen streichen
· Börse Online RedaktionDer Arbeitnehmerseite zufolge wurde ein Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen bis 2025 vereinbart. Für das Geschäft mit Tier-Medizin, Sonnenschutz und Fußpflege-Produkten gibt es künftig keinen Platz mehr im Bayer-Reich. An der Börse kamen die mit dem Umbau verbundenen Milliardenabschreibungen nicht gut an - Bayer-Aktien verloren anfängliche Kursgewinne. Sie notierten am Nachmittag bei 63,56 Euro. Ende Januar waren sie noch 108 Euro wert gewesen.
"Um den langfristigen Erfolg zu sichern, wird Bayer sich stärker auf die Life-Science-Kernbereiche Gesundheit und Ernährung konzentrieren", kündigten Vorstand und Arbeitnehmervertreter in einer gemeinsamen Erklärung an. Der Stellenabbau solle "fair, sozialverträglich und mit dem nötigen Augenmaß erfolgen". Die Arbeitnehmer hatten den Plänen im Aufsichtsrat zugestimmt - die Beschlüsse fielen einstimmig, wie Bayer mitteilte.
Die "Umsetzung mehrerer Portfoliomaßnahmen" soll im kommenden Jahr vorangetrieben werden. Über einen Verkauf der Tiermedizin war bereits lange spekuliert worden. Branchenexperten zufolge ist das Bayer-Geschäft in diesem Bereich zu klein, um langfristig allein bestehen zu können. Im vergangenen Jahr fuhr der Bereich einen Umsatz von rund 1,57 Milliarden Euro ein - etwa 4,5 Prozent der Erlöse des Gesamt-Konzerns. Analysten der Häuser Jeffries sowie Bernstein erwarten, dass ein Verkauf der Sparte zwischen sechs und sieben Milliarden Euro einbringen könnte. Im Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten, das seit längerem schwächelt, räumt Konzernchef Werner Baumann nun auf. Bayer prüft, wie man sich von den Bereichen Sonnenschutz mit der Marke Coppertone und Fußpflege mit der Marke Dr. Scholl's trennen könnte.
Im vierten Quartal kommen auf Bayer Abschreibungen aus den Sparten Consumer Health und Pharmaceuticals in einer Größenordnung von insgesamt 3,3 Milliarden Euro zu - der Löwenanteil aus den rezeptfreien Mitteln. Mit dem Sparprogramm und dem Umbau soll Bayer aber profitabler werden. Die Ebitda-Marge des Bayer-Konzerns vor Sondereinflüssen soll bis 2022 auf mehr als 30 Prozent steigen. Im vergangenen Jahr lag sie bei 26,5 Prozent. Die Einmalkosten durch das Programm bezifferte der Konzern auf mehr als vier Milliarden Euro.
Bayer drückten nach der Monsanto-Übernahme per Ende September Nettofinanzschulden von rund 36,5 Milliarden Euro. Baumann hatte mit Monsanto auch das Geschäft mit dem umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat übernommen. In den USA sieht sich Bayer inzwischen mit rund 9.300 Klägern wegen Glyphosat konfrontiert. Kritiker halten den Unkrautvernichter für krebserregend. Der Konzern hat immer wieder beteuert, das Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung sicher sei. Mit den Gerichtsfällen habe der Konzernumbau nichts zu tun, sagte Konzernchef Baumann nun.
rtr