So hatte DZ Bank Analyst Peter Spengler die kritische Grenze bei 135 Dollar je Monsanto-Aktie gesehen, mit den nun zu zahlenden 128 Dollar je Anteilsschein liegen die Leverkusener unter der Schwelle. Dennoch, Monsanto ist für Bayer wahrlich kein Schnäppchen, weshalb Spengler den Konzern nun in der Pflicht sieht, das Beste aus der Situation machen. Kurzfristig erwartet Spengler eine positive Entwicklung durch die Integration des Unternehmens und die Realisierung von Kosteneinsparungen. Mittel- bis langfristig werde Bayer mit einer hohen Verschuldung, hohem Goodwill und einem umstrittenen, Glyphosat-basierten Geschäftsmodell von Monsanto konfrontiert sein.

Bayer erwartet insgesamt 1,5 Milliarden Dollar an Einsparungen durch den Zusammenschluss in den kommenden drei Jahren zu erzielen, maßgeblich durch geringere Vertriebs- und Allgemeinkosten. Vier Jahre nach Abschluss der Transaktion soll das Geschäft beginnen sich zu rentieren. Bis dahin werden Integrationskosten über den geplanten Synergieeffekte liegen. Die Medikamentenhersteller rechnen damit, dass die Übernahmen Ende des kommenden Jahres komplett unter Dach und Fach ist. Nachdem sich die beiden Konzernspitzen über den Kaufpreis einigten, müssen nun die Wettbewerbshüter sowie die Aktionäre von Monsanto das Zusammengehen der beiden Unternehmen genehmigen.

Vor diesem Hintergrund gehen die Experten des Analysehauses Equinet davon aus, dass Bayer seinen Gewinn je Aktie in 2018 zweistellig steigern können sollte, für 2019 wird dann eine Zunahme von rund 20 Prozent erwartet. Weil der Kauf teilweise über die Ausgabe von Unternehmensanleihen, neuen Aktien und neue Bankschulden finanzieren will, sieht Equinet weder die Kreditwürdigkeit noch die Dividendenzahlungen des Konzerns in Gefahr.

Noch wichtiger als kurzfristig eine Rendite auf den Kaufpreis zu erzielen ist jedoch, dass Bayer und Monsanto eine führende Rolle in der Agrarindustrie übernimmt. Bankhaus Lampe Analyst Volker Braun sieht die Branche vor einen zunehmen Konsolidierung und Bayer durch den Deal an der Spitze der Entwicklung.

Das globale Geschäft rund um Saatgut und Pflanzenschutzmittel steht vor gewaltigen Umwälzungen. Bayer-Chef Werner Baumann betont, dass die Agarindustrie angesichts der schnell wachsenden Weltbevölkerung und der globalen Erwärmung vor gigantischen Herausforderungen stehe. Durch die Kombination ihrer Fähigkeiten könnten Bayer und Monsanto hier wegweisende Antworten geben. Immerhin müssten bis 2050 drei Milliarden Menschen zusätzlich ernährt werden. Gleichzeitig müsse man die Folgen der Klimaerwärmung auf die Landwirtschaft in den Griff bekommen.

Bayer und Monsanto stehen mit ihren Fusionsplänen daher nicht allein. So hatten zuletzt die US-Behörden die geplante Milliarden-Übernahme des Schweizer Agrarchemie-Konzerns Syngenta durch das chinesische Staatsunternehmen ChemChina genehmigt. Im vorigen Dezember hatten außerdem Dow Chemical und Dupont verkündet, über einen Zusammenschluss zu verhandeln.

Auf Seite zwei: Einschätzung der Redaktion





Einschätzung der Redaktion:



Bei der Übernahme sind noch letzte Hürden zu nehmen. Die Wettbewerbshüter sowie die Monsantoaktionäre müssen dem Zusammenschluss noch zustimmen. Können auch diese Hindernisse beseitigt werden, kommt auf Bayer zunächst viel Intigrations- und Imagearbeit zu. Monsanto gilt vielen wegen seiner als teils skrupellos wahrgenommen Geschäftspraktiken als meist gehasster Konzern weltweit.

Langfristig kann Bayer durch den Kauf in einer Zukunftsbranche eine dominierende Stellung übernehmen und ein zweites starkes Standbein neben der Medikamentenentwicklung aufbauen. Auch wenn daher kurzfristig kaum positive Impulse für die Aktienkursentwicklung aus dem Deal zu erwarten sind, empfehlen wir langfristig orientierten Anlegern den Wert zum Kauf.

Kursziel: 112,00 Euro

Stoppkurs: 79,00 Euro