Morgan Stanleys Chefstratege Mike Wilson verrät: Aktien werden Anfang 2023 im zweistelligen Bereich fallen. Was dahinter steckt und wann sich laut dem Experten „großartige Kaufgelegenheiten“ ergeben werden. Von Jennifer Senninger

Mike Wilson gilt als der beste Analyst der Welt. Der Morgan Stanley Chefstratege für US-Aktien wurde in der jüngsten Umfrage von Institutional Investor als Aktienstratege Nummer 1 gekürt. Und wie Fortune berichtete, offenbart der Analyst nun konkrete Voraussagen für das nächste Jahr. Die sind alles andere als optimistisch.

Schon zuvor gab sich Mike Wilson eher pessimistisch. Er prognostizierte nämlich, dass der S&P 500 bis Ende diesen Jahres auf 3900 Punkte fallen wird. Da dieser sich aktuell um 4000 Punkte bewegt, ist dieses Szenario durchaus realistisch. Geht es nach Wilson, wird es Anfang des neuen Jahres jedoch noch viel schlimmer kommen. Der Grund: Zahlreiche US-Unternehmen würde dann eine Fülle von Gewinnkorrekturen nach unten vornehmen. Das könnte dazu führen, dass die Aktien Anfang 2023 um rund 24 Prozent fallen werden.

„Der Bärenmarkt ist noch nicht vorbei“ – darum sieht Chefstratege die Aktienmärkte fallen

„Sie sollten wahrscheinlich in den ersten vier Monaten des Jahres irgendwann mit einem S&P zwischen 3.000 und 3.300 rechnen“, erklärte Wilson am Dienstagabend gegenüber CNBC. „Dann glauben wir, dass die Verlangsamung der Revisionen auf der Ertragsseite ihr Crescendo erreichen wird.“ Zu diesem Zeitpunkt stand der S&P 500 bei 3958 Punkten. Stellen sich Wilsons Vorhersagen als wahr heraus würde das bedeuten, dass der Index rund ein Viertel seines Wertes verlieren würde. Wilson bekräftigt: „Der Bärenmarkt ist noch nicht vorbei“, so der Experte. „Wir haben deutlich niedrigere Tiefststände, wenn unsere Gewinnprognose stimmt.“

Morgan Stanley rechnet damit, dass der Aktienmarkt die ersten Monate von 2023 stark einbrechen wird und sich bis Ende des Jahres dann schließlich bei 3900 Punkten erholt. Hauptgrund für den starken Einbruch im ersten Quartal werden die niedrigen Gewinnmeldungen sein. Das lässt ängstliche Anleger aus Aktien aussteigen, ganz egal, aus welchem Sektor.

„Der größte Schaden wird in größeren Unternehmen passieren – übrigens nicht nur in der Tech-Branche. Es könnte die Konsumbranche sein. Die Industrie“, so Wilson. „Als diese Aktien im Oktober eine schwere Zeit hatten, floss das Geld in diese anderen Bereiche. Ein Teil dieser Rallye wurde also nur durch eine Neupositionierung von der Geldbewegung angetrieben.“

„Großartige Kaufgelegenheiten“: Darum ist Morgan Stanley Chefstratege Wilson auch optimistisch

Für dieses Jahr rechnet Wilson mit keinen Kursstürzen mehr. „Dies ist nicht die Zeit, alles zu verkaufen und in die Berge zu rennen, denn das ist wahrscheinlich erst der Fall, wenn die Einnahmen im Januar und im Februar sinken.“ Zudem: „Irgendwann im ersten Quartal werden Sie ein neues Tief erreichen, und das wird eine großartige Kaufgelegenheit sein“, erklärte Wilson letzte Woche in anderen Interview mit CNBC und fügte hinzu: „Es wird eine wilde Fahrt.“

Und auch die Deutsche Bank ist für 2023 eher pessimistisch.