Die Schweizer Großbank Credit Suisse ist an der Börse unter verstärkten Druck geraten. Am Montag markierte die CS Group zwischenzeitlich ein neues Allzeittief. Am Markt wachsen angesichts extrem hoher Prämien für Kreditausfall-Versicherungen (CDS) die Sorgen, dass die Bank eine neue Finanzkrise à la Lehman Brothers auslösen könnte.

Die CS Group steckt mitten in einer Umstrukturierung bzw. einer umfassenden strategischen Überprüfung. Angesichts zahlreicher spekulativer Medienberichte in den vergangenen Tagen sah sich die Großbank offenbar dazu veranlasst, einen Zwischenstand zu kommunizieren.

Was kommt bei der Strategieüberprüfung raus?

Man komme mit der umfassenden strategischen Überprüfung, einschließlich möglicher Veräußerungen und Verkäufe von Vermögenswerten, gut voran, hieß es in einer Mitteilung vor einer Woche. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung würden Alternativen erwägen, welche über die letztjährige Strategieüberprüfung hinausgingen. Einige strategische Initiativen würden derzeit umgesetzt, welche auch potenzielle Verkäufe umfassten.

Seither brodelt die Gerüchteküche: So war in den vergangenen Tagen über verschiedenste Strategieanpassungen spekuliert worden – unter anderem über eine mögliche Wiederbenennung der US-Investmentbank in "First Boston", über einen großen Stellenabbau oder eine Aufspaltung der Investmentbank in drei Teile.
Am Markt stiegen die Kurse für Absicherungen gegen eine Pleite der Bank - die sogenannten Credit Default Swaps (CDS) - massiv an. Am Montag erreichten sie ein neues Allzeithoch, das sogar über dem Niveau der Finanzkrise 2008 lag. 

CS-Chef betont "starke Bilanz"

Das wiederum beflügelt Spekulationen, die die Schweizer bereits auf eine Pleite zuschlittern sehen. Es werde derzeit wild über die Finanzkraft der CS Gruppe diskutiert, hieß es im Handel. Der Chef der Schweizer Großbank, Ulrich Körner, betonte vor dem Wochenende in einer Mitteilung an die Belegschaft die starke Bilanz des Instituts.

An der Börse sorgte das am Montag für einen gegenteiligen Eindruck und löste einen erneuten Sturz der Aktie aus. Der Kurs der Credit Suisse fiel in Zürich zeitweise auf ein Rekordtief von 3,52 Schweizer Franken, schloss letztlich aber nur knapp ein Prozent tiefer bei 3,94 Franken. Am Dienstag erholt sich der Wert in freundlichem Umfeld weiter auf über 4,10 Franken.

Foto: TradingView
12-Monats-Chart Credit Suisse (in Schweizer Franken, Zürich)

Einige Analysten bleiben zuversichtlich

Die aktuellen Turbulenzen erinnern stark an 2007, als sich die Finanzkrise zusammenzubrauen begann, kommentierte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Citibank-Analyst Andrew Coombs riet indes davon ab, Parallelen zur Finanzkrise 2008 zu ziehen. Letzten verfügbaren Informationen zufolge habe Credit Suisse überschüssiges Kapital und eine sehr gesunde Liquidität. Allerdings dürfte der Anstieg der Renditen der Credit-Suisse-Anleihen die Finanzierungskosten erhöhen und im Geschäft mit reichen Privatkunden zu Abflüssen führen. Zudem sei der Umbau mit erheblichen Umsetzungs-Risiken verbunden.

Auch andere Analysten sehen die Lage recht entspannt. Auf Basis der Zahlen für das zweite Quartal betrachtet etwa Kian Abouhossein von der Bank JPMorgan die Kapital- und Liquiditätslage der Credit Suisse als gut. Der Anstieg der CDS müsse im Kontext der unsicheren Konjunkturaussichten gesehen werden.

Das Analysehaus Jefferies hat die Credit Suisse derweil auf "Hold" mit einem Kursziel von 5,00 Franken belassen. Angesichts der Marktkapitalisierung und Bewertung, anstehender Aufwendungen für den Unternehmensumbau und Rechtsstreitigkeiten sowie der angestrebten Kapitalausstattung dürfte die Schweizer Großbank einem möglichen Kapitalmangel eher mit dem Verkauf von Aktivitäten begegnen als mit einer wertverwässernden Kapitalerhöhung, schrieb Analystin Flora Bocahut in einer am Montag vorliegenden Studie. Es sei allerdings schwer zu sagen, welche Bereiche verkauft werden sollten.

Andere Banken geraten in den Sog

Auch für andere Geldhäuser hatten sich die Ausfallversicherungen zuletzt verteuert. Mit in den Sog geriet auch die Deutsche Bank. Deren Aktienkurs sackte am Montag bis auf 7,26 Euro ab – der tiefste Stand seit Oktober 2020. Am Dienstag erholt sich der Preis auf 7,82 Euro.

Anleger flücheten auch aus dänischen Finanzwerten. Die Aktien von Jyske Bank, Sydbank und Danske Bank fielen in Kopenhagen am Montag jeweils um rund fünf Prozent. "Noch ist es zwar noch nicht so weit, aber Investoren befürchten, dass wir eine neue Finanzkrise bekommen, wo sich die Akteure an den Märkten gegenseitig nicht mehr trauen", sagt Analyst Per Hansen vom Brokerhaus Nordnet.

Fazit

Die Turbulenzen um die Ausfallversicherungen für Anleihen der Credit Suisse sind ein Warnsignal, dass sich am Banken-Markt etwas zusammenbraut. Die unsicheren Konjunkturaussichten drücken zusätzlich. Für einen überstürzten Verkauf von Bank-Aktien reichen die Gerüchte jedoch nicht aus. Noch bei Credit Suisse engagierte Anleger setzen sich persönliche Stop-Loss-Schwellen. Die Ergebnisse der Strategieüberprüfung sollen am 27. Oktober veröffentlicht werden.

BÖRSE ONLINE rät derzeit von einem Kauf von Bank-Werten im Allgemeinen und von der CS Group im Speziellen ab.