"Genau so spannend wird die Frage, ob Notenbank-Chef Mario Draghi eine Wiederaufnahme der Anleihekäufe ankündigt oder zumindest in Aussicht stellt." Investoren sehen die Wahrscheinlichkeit einer Senkung des Zinses für Einlagen bei der EZB auf minus 0,5 von minus 0,4 Prozent bei etwa 50 Prozent.

Analyst Rupert Thompson vom Vermögensverwalter Kingswood sagte, er rechne damit, dass die EZB ihr Pulver diesmal noch trocken halte, aber sehr deutlich mache, dass sie im September aktiv werde. "Damit würde Draghi Zeit gewinnen, eine Mehrheit zu finden, wie genau der Geldhahn weiter aufgedreht wird." Während die EZB und die US-Notenbank noch über eine Lockerung redeten, seien andere Notenbanken schon weiter: In den vergangenen Wochen hätten die Zentralbanken in Australien, Indien, Südkorea, Indonesien und Südafrika die Zinsen bereits gekappt.


IRAN-KRISE VERSCHÄRFT SICH - PFUND ERNEUT UNTER DRUCK

Für Nervosität am Ölmarkt sorgten die wachsenden Spannungen zwischen dem Westen und dem Iran, sagte Analyst Edward Moya vom Brokerhaus Oanda. Die Regierung in London berät über Reaktionen auf die Festsetzung eines britischen Tankers im Persischen Golf. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich deswegen um 1,3 Prozent auf 63,25 Dollar je Barrel (159 Liter). Sollte Iran die wichtige Tanker-Route durch die Straße von Hormus blockieren, müsse mit weiteren Preisaufschlägen gerechnet werden, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Spekulativ orientierte Anleger hätten sich bereits entsprechend positioniert. Parallel dazu verteuerte sich auch die "Antikrisen-Währung" Gold. Das Edelmetall kostete mit 1429,43 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) zeitweise 0,3 Prozent mehr als am Freitag.

Am Devisenmarkt steuerte das Pfund Sterling wieder auf sein Zweieinhalb-Jahres-Tief aus der Vorwoche zu und verbilligte sich auf 1,2455 Dollar. Die wahrscheinliche Inthronisierung des ehemaligen Außenministers Boris Johnsons als Nachfolger von Premierministerin Theresa May mache Anleger nervös, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. "Die Sorge wächst, 'BoJo' könne im Oktober das Parlament suspendieren, um über das Parlament hinweg einen No-Deal-Brexit durchzuziehen."


PHILIPS ÜBERZEUGT MIT ZAHLEN

Am Aktienmarkt rückte Philips ins Rampenlicht. Dank eines Quartalsergebnisses über den Markterwartungen stiegen die Titel des niederländischen Medizintechnik-Herstellers auf 40,73 Euro, den höchsten Stand seit mehr als 18 Jahren. Analyst Max Yates von der Bank Credit Suisse bemängelte allerdings die schrumpfenden Margen in der Sparte Personal Health und den erneut schwächelnden Auftragseingang im Geschäftsbereich Connected Care.

Die Warnung vor geringeren Fördermengen 2020 schickte Petra Diamonds auf Talfahrt. Die Aktien des britischen Diamanten-Schürfers verloren 6,9 Prozent. Der Umsatz blieb zudem im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 463,6 Millionen Dollar hinter den Erwartungen zurück.

rtr