Genährt wurden diese Spekulationen von der Ankündigung Chinas, 16 US-Produkttypen von Strafzöllen auszunehmen. "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung und könnte einen ähnliche Entscheidung der Regierung in Washington nach sich ziehen", sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. Dies seien gute Voraussetzungen für die geplanten Handelsgespräche im kommenden Monat.

Zudem plant die Regierung in Peking einem Medienbericht zufolge Maßnahmen, um die negativen Auswirkungen des Handelskonflikts für Unternehmen beider Staaten abzufedern. "Für die Anleger, die sich bereits auf eine Lockerung der Geldpolitik seitens der Europäischen Zentralbank und der Federal Reserve vorbereiten, ist dies zusätzlich eine willkommene Nachricht", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.

Anleger super gespannt auf "Super Mario" Draghis Auftritt


Börsianer rechnen fest damit, dass die EZB am Donnerstag den Einlagenzins senkt und die Wiederaufnahme der Wertpapierkäufe ankündigt. Als ausgemacht gilt zudem eine weitere Zinssenkung der US-Notenbank in der kommenden Woche. "Aber die Wirksamkeit dieser neuen Maßnahmen wird geringer sein als in der Vergangenheit, wenn sie nicht von einer konsequenten fiskalpolitischen Unterstützung begleitet werden", warnte Pascal Blanque, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Amundi.

Am Rohstoffmarkt verteuerte sich Gold um 0,5 Prozent auf 1492,37 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm), obwohl die "Antikrisen-Währung" bei steigenden Aktienkursen meist nachgibt. Hier schüre die Aussicht auf weitere Wellen billigen Notenbank-Geldes die Nachfrage, sagte Anlagestratege Ilya Spivak vom Brokerhaus DailyFX. Der Preis für Brent stieg um 0,9 Prozent auf 62,93 Dollar je Barrel (159 Liter). Dem irakischen Ölminister zufolge will das Export-Kartell Opec mit seinen Verbündeten über eine Verschärfung der Förderbremse beraten.

Hongkonger Börse greift nach LSE


Am Aktienmarkt rückte die LSE ins Rampenlicht. Die Hongkonger Börse will den britischen Konkurrenten für umgerechnet 35 Milliarden Euro schlucken - allerdings nur, wenn die LSE den Datenanbieter Refinitiv nicht wie geplant übernimmt. "Das ist ein kühner Schritt, der wenig Aussicht auf Erfolg zu haben scheint", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Die britische Regierung werde das Aushängeschild des Finanzplatzes London kaum in chinesische Hände geben wollen. Vorstellbar sei allerdings ein Gegengebot aus einem westlichen Staat.

Die LSE-Aktien stiegen zunächst um bis zu 16,4 Prozent auf ein Rekordhoch von 7922 Pence. Das ist der größte Kurssprung seit dreieinhalb Jahren. Am frühen Nachmittag notierten sie nur noch 5,3 Prozent im Plus bei 7168 Pence. Die Titel der Deutschen Börse, die bereits mehrfach mit der LSE fusionieren wollte und die vor Bekanntgabe des LSE/Refinitiv-Deals das Devisenhandelsgeschäft des Datenanbieters übernehmen wollte, markierten mit 139,80 Euro ebenfalls ein Rekordhoch. An der Wall Street verloren die Papiere der Refinitiv-Eigner Blackstone und Thomson Reuters vorbörslich dagegen 0,7 und knapp 13 Prozent.

Nach der Präsentation der neuesten iPhone-Generation waren Apple-Zulieferer dagegen gefragt. Die Aktien von AMS, Dialog Semiconductor und IQE legten bis zu 6,7 Prozent zu. Apple-Titel notierten im vorbörslichen US-Geschäft 0,3 Prozent im Plus.

rtr