Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag angesichts von Sorgen um Schwellenländer deutliche Verluste eingefahren. Zu den Befürchtungen um einen Währungsverfall in Lateinamerika und der Türkei kam laut Händlern auch eine Gegenreaktion auf den schnellen Kursanstieg der jüngsten Zeit hinzu. Erst am Dienstag hatte der Dax (DAX) ein Rekordhoch markiert. Am Freitag rutschte der deutsche Leitindex um 2,48 Prozent auf 9392,02 Punkte ab - einen stärkeren Tagesverlust hatte er zuletzt Mitte Juni erleiden müssen. Auch auf Wochensicht stand ein kräftiges Minus von 3,60 Prozent unter dem Strich, der höchste Wochenverlust seit Ende August. Der MDAX (MDAX) fiel um 2,65 Prozent auf 16 301,27 Punkte, der TecDax (TecDAX) sackte um 2,36 Prozent auf 1219,86 Punkte ab.

    Turbulenzen an den Finanzplätzen der Schwellenländer sorgten auch in anderen großen Aktienindizes für Nervosität und in der Folge für Gewinnmitnahmen, sagte Händler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Das viele billige Geld an den Finanzmärkten werde dann oft schnell abgezogen. Nicht mehr nur China stehe mit einem möglichen Liquiditätsengpass und schwächerem Wachstum im Fokus, hieß es am Markt.

HÄNDLER: STIMMUNG NORMALISIERT

    Viele Händler blieben aber auch gelassen und machten eine Gegenreaktion zum jüngst rasanten Anstieg am deutschen Aktienmarkt aus. Es fehlten derzeit einfach auch die Käufer, sagte Händler Markus Huber vom Londoner Broker Peregrine & Black. Die allgemeine Stimmung habe sich ausgehend von einer sehr positiven Haltung in den vergangenen Tagen normalisiert.

    Tagesthema bei den Einzelwerten war erneut Celesio . Die Aktien verteuerten sich an der MDax-Spitze um 3,73 Prozent auf 24,905 Euro und waren damit einer der seltenen Tagesgewinner. Wie am Vortag bereits spekuliert, ist der US-amerikanische Konkurrent McKesson im zweiten Anlauf mit seinem Übernahmeversuch so gut wie am Ziel. Jetzt wird an den Börsen wie bei anderen Übernahmen in der Vergangenheit auf eine höhere Abfindung als das aktuelle Angebot spekuliert, hieß es.

ADIDAS AM INDEX-ENDE

    Adidas (adidas)-Aktien rutschten dagegen mit minus 5,46 Prozent ans Dax-Ende. Händler verwiesen auf Aussagen von Analysten, wonach der Sportartikelhersteller weiter von einem starken Euro belastet werden könnte. Lufthansa (Deutsche Lufthansa)-Titel sackten um 3,46 Prozent ab.

    Im Leitindex gab es ohnehin nur Verlierer. Verhältnismäßig gut lagen noch Lanxess (LANXESS) mit 0,19 Prozent minus - sie standen bereits in den vergangenen Tagen stark unter Druck. Ebenfalls in der Gruppe mit den geringsten Verlusten befanden sich die eher defensiven Papiere von Fresenius Medical Care mit 0,94 Prozent sowie die Aktien der Mutter Fresenius mit minus 1,31 Prozent. Conti-Papiere konnten ihre anfänglichen Gewinne infolge zuversichtlicher Aussagen des französischen Wettbewerbers Michelin (Michelin (Compagnie Générale d Etablissements Michelin SCPA)) zum Reifenmarkt nicht halten - sie gaben am Ende 1,76 Prozent ab.

BÖRSEN IN EUROPA UND USA AUCH IM MINUS

    Auch an den internationalen Börsen ging es nach unten: Der Eurostoxx 50 (EuroSTOXX 50) als Leitindex der Eurozone verlor 2,85 Prozent auf 3028,20 Punkte. In Paris betrug das Minus 2,8 Prozent, der Londoner Leitindex gab 1,6 Prozent ab. Der Dow Jones verlor in New York zuletzt 1,1 Prozent.

    Am deutschen Rentenmarkt fiel die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 1,40 (Vortag: 1,48) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,41 Prozent auf 133,81 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,22 Prozent auf 142,66 Punkte. Der Kurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3687 (1,3639) Dollar. Der Dollar kostete 0,7306 (0,7332) Euro.

dpa-AFX