Russland-Konflikt, Griechenland-Krise, China-Sorgen: Gute Gründe, das Aktiendepot für eine bestimmte Zeit ganz oder teilweise gegen Kursverluste abzusichern, gibt es immer wieder. Diverse Produkte stehen dafür zur Auswahl.

Grundsätzlich ist es sinnvoll, Depotpositionen nicht einzeln, sondern als Ganzes abzusichern. Bei einem Portfolio aus deutschen Standardwerten kann dies mit klassischen Verkaufsoptionsscheinen oder Turbo-Short-Produkten auf den DAX geschehen. Bei vielen europäischen Titeln im Depot kommt der Euro Stoxx 50 als Basiswert infrage.

Dabei zeichnen sich Short-Turbos im Vergleich zu Put-Optionsscheinen insbesondere dadurch aus, dass bei ihnen praktisch kein Zeitwertverlust entsteht. Zudem haben zu- oder abnehmende Volatilitäten beim Basiswert nur einen sehr geringen Einfluss auf die Preisbildung der Produkte. Die Kursentwicklung von Turbos ist damit transparent und leicht nachvollziehbar.

Entsprechend einfach lässt sich auch die zur Teil- oder Vollabsicherung eines Aktiendepots benötigte Stückzahl berechnen. Um beispielsweise ein Portfolio mit deutschen Bluechips im Wert von 100 000 Euro vollständig abzusichern, muss der Betrag durch den aktuellen DAX-Stand geteilt und anschließend mit der zur Absicherung "eines DAX" benötigten Anzahl an Scheinen multipliziert werden. Bei einem Indexwert von 10 000 Punkten sind zur vollständigen Absicherung beim üblichen Bezugsverhältnis von 100 : 1 somit genau 1000 Short-Turbos erforderlich (100 000 / 10 000 x 100 = 1000). Soll das Depot nur zur Hälfte abgesichert werden, sind es 500 Scheine.

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Vollkommen neutral …



Anleger, die auf Turboprodukte setzen, müssen die Knock-out-Gefahr berücksichtigen. Wird die Barriere verletzt, platzt die Absicherung, und das Depot ist wieder ungeschützt. Anleger, die den Markt nicht kontinuierlich verfolgen und bei einem Knock-out nicht sofort eine neue Absicherung aufbauen können, sollten einen etwas größeren Abstand zwischen Barriere und aktuellem Indexstand wählen.

Dadurch wird allerdings ein entsprechend großer Kapitaleinsatz erforderlich. So müssen zur vollständigen Absicherung des oben genannten Portfolios bei einem Basispreis von beispielsweise 10 800 Punkten und einem DAX-Stand von 10 000 Zählern bereits 8000 Euro in entsprechende Short-Turbos investiert werden. Beim Einsatz von Produkten mit vorgelagertem Stop Loss kann der benötigte Betrag noch deutlich höher ausfallen.

Zu beachten ist zudem, dass Anleger mit Short-Turbos für den abgesicherten Depotanteil immer eine vollkommen neutrale Position zum Markt einnehmen. Von Gewinnchancen sind sie damit gänzlich abgeschnitten. Eine Absicherung mit Short-Turbos bietet sich deshalb insbesondere dann an, wenn kurzfristig nicht mit größeren Kurssteigerungen gerechnet oder der Verzicht auf Gewinne im Absicherungszeitraum bewusst in Kauf genommen wird. Positive und negative Wertentwicklungen der Aktienpositionen werden im Idealfall vollständig neutralisiert.

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… oder Gewinnchancen erhalten?



Klassische Puts gleichen in Kombination mit Aktien dagegen eher einer Versicherung, die bei fallenden Kursen des Basiswerts greift. Gleichzeitig - und hierin liegt ein wichtiger Vorteil einer Absicherung mit Verkaufsoptionsscheinen - bleibt die Möglichkeit der Partizipation an steigenden Märkten über den Basispreis hinaus erhalten. Aber ihr Einsatz ist aufgrund des Zeitwertverlusts, den die Papiere gerade kurz vor Fälligkeit aufweisen und der sinnbildlich als "Versicherungsprämie" verstanden werden kann, in der Regel mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Diese fallen immer dann besonders hoch aus, wenn für den Basiswert starke Kursschwankungen erwartet werden. Zur Reduzierung dieser Kosten kann es sich anbieten, einen Basispreis leicht unterhalb des aktuellen Indexniveaus zu wählen.

Bleibt noch der Zeithorizont. So ist es beim Erwerb von Puts zwingend erforderlich, sich auf einen konkreten Absicherungszeitraum festzulegen. Zum einen steigen die Optionsscheinpreise mit längerer Restlaufzeit, und zum anderen wirkt die Absicherung bei einem statischen Optionsschein-Hedge, wie er bei Privatanlegern üblich ist, nur zum Laufzeitende. Zumindest bei Short-Turbos ohne Laufzeitbegrenzung, die manche Emittenten auch als Mini-Futures bezeichnen, besteht diese Problematik nicht. Hier bleiben Anleger flexibel, da sie sich nicht auf einen bestimmten Zeitraum festlegen müssen.

Ob Short-Turbos oder Put-Optionsscheine bei der Depotabsicherung zu bevorzugen sind, lässt sich nicht pauschal sagen. Im Wesentlichen ist die Wahl des jeweiligen Instruments vom Zeithorizont, von dem für die Absicherung zur Verfügung stehenden Kapital sowie insbesondere von der Präferenz hinsichtlich des einen oder anderen Absicherungstyps (Versicherungscharakter versus Komplettabsicherung) abhängig. Hinzu kommt die Berücksichtigung aktueller Marktparameter. So sprechen hohe Volatilitäten, wie sie derzeit zu beobachten sind, relativ betrachtet eher für Short-Turbos.

Der Einsatz klassischer Puts bietet sich losgelöst von den übrigen Aspekten dagegen immer dann an, wenn Anleger bei aktuell niedrigen oder mittleren Schwankungen am Aktienmarkt mit einem sehr schnellen und heftigen Rückschlag rechnen. Der mit fallenden Kursen meist einhergehende Volatilitätsanstieg sorgt dann für einen zusätzlichen Preisschub, der den bei Optionsscheinen typischen Zeitwertverlust zumindest kurzfristig überkompensieren kann.