Die Ereignisse rund um die amerikanischen Regionalbanken und die große Credit Suisse drückten in den vergangenen Tagen viele Bank-Aktien kräftig abwärts. Die Notenbanken verhindern mit Milliarden-Unterstützungen, dass sich eine Finanzkrise entwickelt. Heute legte die Deutsche Bank ihren Geschäftsbericht vor. Und zeigt sich darin optimistisch... 

Die Deutsche Bank hat am Freitag-Morgen ihren Geschäftsbericht vorgelegt. Darin zeigt sich der Bankenprimus für 2023 vorsichtig optimistisch: Zu den größten Risiken zählt das Geldhaus die Ungewissheit im Zusammenhang mit Russlands Krieg in der Ukraine, die "potenzielle Verschärfung des strategischen Wettbewerbs zwischen den USA und China" und den Inflationsdruck.

Das Institut erwartet dennoch steigende Erträge dank höherer Zinsen im Geschäft mit Privat- und Unternehmenskunden und rechnet mit einer Erholung des Marktes für Fusionen und Übernahmen. Laut Geschäftsbericht dürften die Erträge der Investmentbank auf dem Vorjahresniveau verharren. Insgesamt geht die Deutsche Bank davon aus, dass ihre Konzern-Erträge 2023 in einer Spanne zwischen 28 und 29 Milliarden Euro liegen werden nach 27,2 Milliarden Euro 2022.

Boni auf Vorjahres-Niveau – Chef mit Gehaltserhöhung

Das einst von Verlusten geplagte Institut hatte im vergangenen Jahr den Konzernumbau abgeschlossen – und sein bestes Ergebnis seit 15 Jahren eingefahren. Deutschlands größtes Geldhaus erzielte dank höherer Zinsen und eines florierenden Handelsgeschäfts unter dem Strich einen Gewinn von fünf Milliarden Euro nach 1,94 Milliarden Euro vor Jahresfrist.

Der Ergebnisschub spiegelt sich auch in den Boni wider. Die Deutsche Bank zahlt für 2022 insgesamt 2,1 Milliarden Euro an Boni und bleibt damit auf dem Niveau vom Vorjahr. Allerdings wurde eine bestimmte Bonuskomponente für das gesamte Führungsgremium pauschal um fünf Prozent gekürzt.

Zum Ende der Umbauphase der Deutschen Bank wurde zudem Vorstandschef Christian Sewing mit einer 'leichten' Gehaltserhöhung belohnt. Die Gesamtvergütung des 52-Jährigen nahm 2022 um rund 110.000 Euro auf 8,9 Millionen Euro zu, wie die Deutsche Bank in ihrem Geschäftsbericht mitteilt.

Die Aktie der Deutschen Bank zeigt sich am Freitag-Vormittag in freundlichem Umfeld 1,5 Prozent verbessert und notiert bei 9,62 Euro.

Deutsche Bank (WKN: 514000)

Deutsche Bank: Charttechnisch angeschlagen

Im Zuge der Turbulenzen in der Banken-Branche wurde auch die Aktie der Deutschen abgestoßen. Der Kurs – Anfang Februar noch über 12,50 Euro – rutschte am Mittwoch auch unter die 200-Tage-Linie, die aktuell bei 9,72 Euro verläuft. Wird der gleitende Durchschnitt nachhaltig unterschritten, könnte das in der Folge weitere Kursrückgänge bedeuten. Bei 9,30 Euro trifft die DBK-Aktie jedoch auf charttechnische Unterstützung in Form eines Zwischenhochs aus vergangenem Herbst.

Die Analysten glauben noch an das Potenzial der Aktie – wenn auch die DZ Bank den fairen Wert für Deutsche Bank gerade von 14,50 auf 13,00 Euro gesenkt hat. Die Aktie des Geldhauses habe infolge der Unsicherheiten bei US-Banken einen Kurseinbruch hinnehmen müssen, der deutlich höher als bei anderen europäischen Banken ausgefallen sei, schreibt Analyst Timo Dums in einer aktuellen Studie. Dabei blendeten die Marktteilnehmer aber aus, dass die Bank nach der vollzogenen Umstrukturierung auf deutlich solideren Füßen steht. Entsprechend sieht er deutliches Erholungspotenzial für die Aktie. Seine Einstufung lautet weiterhin "Kaufen".

Die kanadische Bank RBC hat die Einstufung für Deutsche Bank bestätigte heute seine Einschätzung "Outperform" mit einem Kursziel von 15 Euro. Dies schrieb Analystin Anke Reingen in einer am Freitag vorliegenden Reaktion auf die bestätigten Jahresziele der Frankfurter. Umsatzseitig sprächen diese für Aufwärtspotenzial beim Konsens.

Deutsche Bank Aktie vor Bodenbildung?

Insgesamt ist die Banken-Branche trotz des aktuellen Vertrauenverlusts recht krisenfest aufgestellt. Banken müssen seit der Finanzkrise 2008 inzwischen deutlich mehr Eigenkapital vorweisen, mit dem sie in Krisen zwischenzeitliche Verluste abpuffern können. Die Europäische Zentralbank überwacht die großen Institute im Euroraum zentral.

BÖRSE ONLINE hatte die Deutsche-Bank-Aktie zuletzt Anfang Februar zum Kauf empfohlen und ein längerfristiges Kursziel von 15 Euro ausgegeben. Eine Stopp-Order sollte bei 7,50 Euro platziert werden. Neue Käufe sollten angesichts des etwas labilen Umfelds für Bank-Aktien noch zurückgestellt werden. Zuvor müsste die Aktie einen Boden bilden.

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(Mit Material von Reuters)