Spätestens seit April dürfte das Telefon von Joko Widodo nicht mehr stillstehen. Damals hatte der Premierminister von Indonesien auf dem Weltwirtschaftsforum um ausländische Gelder geworben und den Investoren angeboten, "wenn Sie irgendwelche Probleme haben, rufen Sie mich an". Gründe, den seit einem Jahr amtierenden Präsidenten anzurufen, lieferte das 250 Millionen Einwohner starke Land seither zur Genüge. Mit 4,7 Prozent wuchs die indonesische Wirtschaft im zweiten Quartal 2015 so langsam wie seit sechs Jahren nicht mehr. Die Börse brach bis Anfang Oktober fast 18 Prozent ein, kein anderer Aktienmarkt Südostasiens entwickelte sich schlechter.

Wirtschaftshilfe zeigt Wirkung



Doch seither zeigen die Kurse der 45 größten börsennotierten Unternehmen im LQ45-Index (siehe Grafik rechts) wieder nach oben. Die von Widodo im Sommer angekündigten Hilfen für die Wirtschaft scheinen damit erste Wirkung zu zeigen. Um die Konjunktur des viertgrößten Landes der Welt wieder anzuschieben, hat die Regierung in weniger als drei Monaten den mittlerweile dritten Teil ihres Reformpakets verabschiedet. Schließlich will Widodo, dass Indonesiens Wirtschaft wieder mit sieben Prozent pro Jahr wächst. So stark konnte das Bruttoinlandsprodukt des Inselreiches seit der Asienkrise 1998 nicht mehr zulegen.

Der Grund für die jüngste Wirtschaftsschwäche ist der Rohstoffreichtum des Landes. Indonesien ist der weltgrößte Produzent von Palmöl und Zink, die globale Nummer 2 bei Naturkautschuk-Exporten und Nummer 4 beim Kohleabbau. Seit sich das Wachstum in China verlangsamt, leidet Indonesien unter der schwächeren Nachfrage und fallenden Preisen. Anders als sein Vorgänger will Widodo die Wirtschaft daher stärker auf verarbeitende Industrien ausrichten und es der eigenen Bevölkerung wie ausländischen Investoren erleichtern, Geschäfte in Indonesien zu machen. Bisher hemmt ein von Unternehmen gefürchteter Staatsintervenismus die Wirtschaft des Landes. So kann es passieren, dass über Nacht neue Regelungen erlassen werden, ohne Rücksprache oder Vorwarnzeit für die betroffenen Industrien. Anfang des Jahres wurde etwa der Verkauf von Alkohol in Gemischtwarenläden verboten, was die Brauereien schätzungsweise die Hälfte ihres Umsatzes kostet, und seit Kurzem müssen bei Beschäftigung eines ausländischen Mitarbeiters zehn Indonesier angestellt werden.

Schlimmer als die überbordende und protektionistische Bürokratie ist aber die alltägliche Korruption. Widodo ist jedoch das erste Staatsoberhaupt, das nicht dem Machtfilz aus Politikaristokratie, Militär und Wirtschaft entstammt. Stattdessen kommt er aus der Mitte der Bevölkerung - vor seiner Politikkarriere war er Möbelhändler. Bei seinem Wahlsieg wurde der Mann, der ein Herz für die Anliegen der kleinen Leute hat, daher gefeiert wie ein Rockstar. Mit ihm und seiner Ankündigung, die Korruption um 70 Prozent zu verringern, hofften viele, endlich am Aufschwung des Landes teilzuhaben.

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Infrastruktur als Konjunkturspritze



Bis zum Sommer tat Widodo allerdings wenig, um die Erwartungen zu erfüllen. Zwar erhöhte er allein das Infrastrukturbudget um über die Hälfte und stellte mit 21,7 Milliarden Dollar so viel Geld wie noch nie zur Modernisierung der maroden Verkehrs- und Stromnetze bereit, doch die Mittel kamen nicht an. Bis Juni hatte der Staat erst 14 Prozent seiner gesamten Ausgabenziele erreicht. Dabei stellt der Bau von unter anderem 15 Flug- und 24 Seehäfen und 3258 Kilometer Schienennetz einen Eckpfeiler seiner Wirtschaftspolitik dar. Die Maßnahmen sollen nicht nur die Wirtschaft mit Bauaufträgen stützen, sondern auch deren Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Weil sich der Staat auf über 13 500 Inseln erstreckt, sind die Transportkosten in Indonesien bis zu zweimal höher als in Nachbarländern wie Malaysia. Wegen der schleppenden Fortschritte ließ der Premier Ende des Sommers jedoch Köpfe rollen, tauschte Minister und Berater und die Chefs einiger Staatsunternehmen aus. Mit Erfolg: Im September waren endlich 60 Prozent der staatlichen Infrastrukturausgaben in der Wirtschaft angekommen.

Gute Voraussetzungen



Der Anstieg der Börsenkurse geht jedoch auch auf die jüngst gestiegenen Rohstoffpreise sowie die im September ausgebliebene Leitzinserhöhung der amerikanischen Notenbank zurück. Gelingt es Widodo nun, das Land stärker auf das produzierende Gewerbe auszurichten, steht einem Aufschwung wenig im Weg. Die Bevölkerung Indonesiens ist mit einem Durchschnittsalter von 29,2 Jahren deutlich jünger als die der Nachbarstaaten. Gleichzeitig sind die Löhne in der verarbeitenden Industrie fast um die Hälfte niedriger als in China, während sich die Mittelschicht Schätzungen zufolge bis 2020 auf bis zu 140 Millionen Konsumenten fast verdoppeln soll.

Über einen ETF kann breit und günstig auf einen Aufschwung gesetzt werden. Basiswert ist der MSCI Indonesia, der über 85 Prozent der Börsenkapitalisierung des Landes abbildet. Etwas fokussierter investieren aktiv gemanagte Fonds. Aber auch sie setzen weitgehend auf die größten Börsenunternehmen des Landes. Der Allianz-Fonds schnitt im vergangenen Monat durch eine leicht andere Mischung etwas besser ab als der Fidelity-Fonds.

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