Schluss mit dem schier endlosen Kramen im Portemonnaie an der Kasse. Mit einer Smartphone-App oder einer Kreditkarte mit NFC-Technologie reduziert sich der Zahlungsvorgang auf wenige Millisekunden.

Mehr als jeder Dritte verwendet bereits weltweit eine Bezahl-App, das sind 13,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Spitzenreiter sind die Chinesen, wo geschätzt 81,4 Prozent der Handybesitzer auf solche Apps zugreifen. Deutschland ist im Bereich des mobilen Bezahlens zwar bislang nur auf den hinteren Rängen zu finden. Allerdings nimmt die Penetration deutlich zu. Mit einer Steigerungsrate von 20,1 Prozent zählt Deutschland zu den am schnellsten wachsenden Märkten. Die Auswahl an möglichen Bezahl-Apps hierzulande ist groß. Big Player wie Apple, Google oder auch Samsung sind mit ihren Lösungen vertreten. Dass die Deutschen dem kontaktlosen Bezahlen immer offener gegenüberstehen, dürfte auch der zunehmenden Sicherheit der Technologie geschuldet sein. Einige Experten sind sogar der Meinung, dass die Tilgung per Smartphone und App sicherer sei als der Bezahlvorgang mit traditionellen Karten. Denn anders als bei einer Kreditkarte lässt sich die Kartennummer nicht mitschneiden. So werden beispielsweise bei Google und Apple verschlüsselte Stellvertreterziffern übermittelt.

Digital Payment besteht aber nicht nur aus mobilen Bezahlmethoden, auch die immer schneller fließenden Geldströme im Internet zählen dazu. Auf immense 3,6 Billionen Dollar wird das Transaktionsvolumen 2019 geschätzt. Das größte Marktsegment ist dabei "Digital Commerce" mit einem Anteil von 83 Prozent. Laut der Prognose von Mordor Intelligence könnte bereits im Jahr 2024 ein Gesamtvolumen von 7,6 Billionen Dollar erreicht werden, was einem jährlichen Wachstum von im Schnitt 13,7 Prozent entspricht.




Hohes Wachstumstempo

Gute Aussichten also für jene Unternehmen, die ihre Brötchen im elektronischen Zahlungsverkehr verdienen. Einer davon ist Global Payments. Der Dienstleister sorgte Mitte des Jahres mit einer Übernahme für Schlagzeilen. Der US-Konzern verleibte sich für 21,5 Milliarden Dollar den Rivalen Total System Services ein. Damit entstand nicht nur ein neuer Big Player, auch will Global Payments durch die Fusion Kosten sparen. In den kommenden drei Jahren sollen die Aufwendungen um jährlich mindestens 325 Millionen Dollar sinken und so den Gewinn antreiben.

Wie dynamisch sich das operative Geschäft von Global Payments entwickelt, zeigt ein Blick in den aktuellen Zwischenbericht. Der Umsatz legte von Juli bis September um 29 Prozent zu, der bereinigte Gewinn je Aktie verbesserte sich um 18,1 Prozent. Das war deutlich mehr, als Analysten auf dem Zettel hatten. Damit schaffte es das Unternehmen bereits das achte Quartal in Folge, positiv zu überraschen. Darüber hinaus hat das S & P- 500-Mitglied auch noch seine Jahresprognose angehoben. Erwartet wird nun eine Bandbreite beim Ergebnis je Aktie von 6,12 bis 6,20 (zuvor 6,0 bis 6,15) Dollar.

Ebenfalls in den USA ansässig ist Square. Der Anbieter von Hard- und Software für die Zahlungsabwicklung weist ein gleichermaßen beeindruckendes zweistelliges Wachstum beim Umsatz auf. Allerdings wird Square dieses Jahr unter dem Strich Verluste schreiben. Auch der jüngste Verkauf der Tochter Caviar, ein Lebensmittel-Lieferservice, könnte die Wachstumsstrategie von Square kurzfristig belasten. Wir belassen den Titel daher vorerst auf "Beobachten".

In Europa fallen vor allem Adyen und Wirecard im Segment der digitalen Zahlungsabwicklung auf. Das deutsche Unternehmen Wirecard wächst zwar ebenfalls im Eiltempo, jedoch tauchen immer wieder Vorwürfe wegen Bilanzmanipulation auf, unter denen der DAX-Titel leidet. Solange diese nicht endgültig ausgeräumt sind, bleiben wir an der Seitenlinie. Ad­yen stufen wir dagegen auf "Kaufen" hoch. Der niederländische Techkonzern lieferte nicht nur ein starkes Halbjahresergebnis ab, Adyen ist jüngst auch mit Alibaba eine aussichtsreiche strategische Partnerschaft eingegangen. Die Kooperation mit dem weltweit größten digitalen Zahlungsdienst Alipay der Chinesen bezieht sich auf den Bereich Global Payment für Händler, Konsumenten und Unternehmen.




Die jüngste Underperformance der Ak­tie könnte also eine Einstiegschance sein. Zumal Adyen zuletzt noch zwei Lobeshymnen zuteil wurden: einerseits von Ebay mit einer positiven Äußerung über die Adyen-Bezahlplattform, zum anderen von Goldman Sachs. Die US-Investmentbank setzte die Aktie auf ihre viel beachtete "Conviction List" mit einem Kursziel von 960 Euro. Die erstklassige Technologie und die attraktive Wettbewerbspositionierung stimmen die Analysten positiv.

Nicht ausschließlich Techfirmen profitieren von dem schnell wachsenden Digital-Payment-Markt, auch große Kreditkartenbetreiber wie Mastercard und Visa stehen ganz oben auf der Gewinnerliste. Denn geht es um die Zukunft des Einkaufens, führt kein Weg an den Branchengrößen vorbei. Kreditkarten sind nämlich die entscheidenden Instrumente des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, sowohl im Online- als auch im Offlinehandel. In welchen Dimensionen die Branchenvertreter sich bewegen, zeigt eindrucksvoll der jüngste Geschäftsbericht 2018/19 von Marktführer Visa (30. September).

Das Gesamtzahlungsvolumen legte um 8,7 Prozent auf 2,3 Billionen US-Dollar zu, die Zahl der abgewickelten Transaktionen um 13,2 Prozent auf 47,8 Milliarden. Das Geschäft ist auch überaus profitabel: Auf 61 Prozent belief sich die operative Rendite. Dass das Wachstumspotenzial noch längst nicht ausgereizt ist, zeigt unter anderem eine jüngste Erklärung von Alipay und Wechat Pay. Die beiden chinesischen Mobile-Payment-Giganten haben damit begonnen, es ausländischen Nutzern zu ermöglichen, ihre Konten mit internationalen Bankkarten wie Visa und Mastercard zu verknüpfen.

Konkurrent Paypal, dessen offene Bezahlplattform weltweit über 295 Millionen aktive Kunden zählt, profitiert ebenfalls von der zunehmenden Öffnung im Reich der Mitte. So hat der Konzern jüngst die Genehmigung erhalten, 70 Prozent des chinesischen Paymentanbieters Gopay zu erwerben. Damit ist Paypal das erste ausländische Unternehmen, das mit einer eigenen Lizenz Bezahldienste in China anbieten darf.

Die zahlreichen Expansionsanstrengungen, die neben der geografischen Reichweite auch noch technologische Weiterentwicklungen der Plattform umfassen, sollen in Zukunft immer mehr Kunden anlocken. Für dieses Jahr rechnet Paypal damit, dass die Nutzerzahl erstmals die 300-Millionen-Marke überspringen wird. Das würde einer Verdoppelung innerhalb von nur fünf Jahren entsprechen. Nach einer eher schwachen ersten Jahreshälfte stellte Paypal im dritten Quartal wieder seine Wachstumsstärke unter Beweis. Eine Rückkehr zum Allzeit­hoch bei 108 Euro sollte für die Aktie also drin sein.