L ufthansa -Passagieren droht mitten in der Sommer-Feriensaison ein Streik der Flugbegleiter. Deren Gewerkschaft Ufo kämpft für die Beibehaltung der bisherigen Betriebsrente und gegen den massiven Konzernumbau von Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Der Streik könne noch abgesagt werden, falls die Lufthansa-Spitze bis zum 30. Juni ein substanziell besseres Tarifangebot vorlege, sagte Gewerkschaftschef Nicoley Baublies am Montag. "Ansonsten wird am 1. Juli gestreikt." An diesem Tag werde Ufo auch die weiteren Streiktermine bis Mitte September nennen - es ist also kein Dauerstreik über die gesamte Zeit der Schulferien in Deutschland geplant. "Damit sollen Passagiere die Möglichkeit haben, frühzeitig auf andere Airlines auszuweichen." Der Ausstand werde zumindest bis September dauern.

Die Lufthansa hofft dagegen auf eine baldige Lösung am Verhandlungstisch und lädt für Mittwochmorgen zu neuen Gesprächen ein. Von Seiten des Konzerns sollen Personalchefin Bettina Volkens und Karl Ulrich Garnadt, Vorstand des Passagiergeschäfts, mit von der Partie sein. Baublies lehnt die Einladung ab, da unter Leitung von Volkens bereits die vorhergehende Schlichtung gescheitert ist. Vielmehr spiele die Lufthansa auf Zeit. "Wenn diese Provokation die einzige Reaktion der Lufthansa ist, dann gilt unsere Frist bis zum 30. Juni nicht mehr", sagte er zu Reuters.

Die Streikgefahr drückte den Kurs der Lufthansa-Aktie: Das Papier lag am späten Nachmittag noch knapp 1,5 Prozent im Plus, während der Leitindex Dax um knapp vier Prozent anzog. Ein Streik im Sommer wäre für die Fluglinie extrem schmerzhaft, da sie wegen der Feriensaison in dieser Zeit traditionell besonders viel Geld verdient. Arbeitsniederlegungen von Teilen der Belegschaft sind bei der Lufthansa mittlerweile Alltag: Die Piloten gingen über ein Jahr hinweg insgesamt 16 Mal in dem Ausstand. Erst der Absturz eines Airbus der Tochter Germanwings Ende März stoppte die Streikwelle - vorerst.

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STREIT UM DIE RENTE



Ufo vertritt 19.000 Flugbegleiter bei der Lufthansa und lieferte Deutschlands größter Airline zuletzt vor knapp drei Jahren einen Arbeitskampf. Im derzeitigen Tarifkonflikt geht es um die Konzernstrategie und um die Tarifverträge für die Altersversorgung der Flugbegleiter - letztere kündigte die Lufthansa Ende 2013. Dem Konzern zufolge ist das bisherige System wegen der niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten und längeren Rentenzeiten nicht mehr bezahlbar. Eingeführt werden soll deshalb eine Vorsorge, bei der die Mitarbeiter stärker in die Finanzierung eingebunden sind. Konzernchef Spohr will zudem, dass Flugbegleiter, die bereits mit 55 Jahren in Vorruhestand gehen wollen, künftig weniger Geld erhalten. Die Lufthansa gab voriges Jahr rund 3,7 Milliarden Euro aus, um die Renten der Kabinenmitarbeiter zu finanzieren.

Ufo-Chef Baublies verlangt von seinem Arbeitgeber nun ein Entgegenkommen in drei Punkten, um den Streik noch abzuwenden: Die alten Abmachungen zur Frührente soll weiter gelten, zudem soll die Lufthansa ein in der vorhergehenden Schlichtung erarbeitetes Papier als Grundlage für weitere Gespräche akzeptieren. Darüber hinaus soll das Unternehmen ein substanzielles neues Angebot zur Altersversorgung vorlegen.

Die Gewerkschaft kam Konzernchef Spohr bei seinem umstrittenen Konzernumbau - anders als die Piloten - bislang in vielen Punkten entgegen. Ufo half mit, die Personalkosten auf bestimmten Langstreckenverbindungen um ein Fünftel zu senken. Zudem trug sie auch die neue Billig-Airline Eurowings mit. Doch damit sei Schluss, seitdem die Lufthansa beschlossen haben, Eurowings in Österreich anzusiedeln, sagte Baublies. Dort wolle Lufthansa keine Tarifverträge mit Ufo abschließen. Ein Lufthansa-Sprecher erklärte, dass vorerst nur zwei Flugzeuge in Wien stationiert seien. Beim großen Rest der Eurowings-Flotte von gut 20 Maschinen in Deutschland und weiteren 60 Flugzeugen von Germanwings, die zu Eurowings überwechseln, haben deutsche Tarifverträge Gültigkeit.

Ufo verhandelt seit April 2014 mit der Lufthansa über eine ganze Reihe von Themen, die unter dem Stichwort "Agenda Kabine" zusammengefasst sind. Neben der Altersversorgung pocht Ufo auf acht Prozent mehr Lohn für zwei Jahre. Die Lufthansa bietet ein Gehaltsplus von 2,5 Prozent über zweieinhalb Jahre. Berufsanfänger an Bord verdienen Ufo zufolge knapp 1400 Euro brutto im Monat.

Reuters