Alleine hatte sich Evotec für dieses Jahr vorgenommen, den Umsatz von zuletzt 164,5 Millionen Euro um mindestens 15 Prozent zu steigern. Dank Synergieeffekten und Meilensteinzahlungen aus Entwicklungspartnerschaften mit großen Pharmakonzernen, sollte der bereinigte Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) dabei "signifikant" zulegen. 2016 erwirtschaftete das Biotechunternehmen ein Ebitda von 36 Millionen Euro.

Nachdem die Ende Juli verkündete Übernahme von Aptuit erfolgreich abgeschlossen wurde, trauen sich die Hanseaten nun deutlich mehr zu. Der amerikanische Auftragsforscher für die Pharmaindustrie setzte im vergangenen Jahr 88 Millionen Euro und erzielte ein operatives Ergebnis von elf Millionen Euro. Dieses Jahr plant das Unternehmen seinen Umsatz um mindestens 14 Prozent zu steigern.

Evotec und Aptuit sind externe Auftragsforscher für große Pharmakonzerne. Die Hamburger identifizieren Wirkstoffe zur Bekämpfung von Krankheiten wie Alzheimer, Diabetes, Krebs oder Entzündungs- und Infektionskrankheiten. Weiter als bis zur präklinischen Entwicklung konnte das TecDax-Unternehmen die vielversprechenden Mittel alleine bisher jedoch nicht bringen. Die für 256 Millionen Euro übernommene Aptuit hat ein vergleichbares Geschäftsmodell, bieten ihren Kunden aber auch die Herstellung zugelassener Medikamente als Auftragsfertiger an. Am wichtigsten aber ist, dass Aptuit Wirkstoffe bis zu einem klinischen Präparats-Kandidaten entwickeln kann. Das konnte Evotec bisher nicht. Mit dem Zukauf bauen die Hanseaten ihre Wertschöpfungskette daher deutlich aus.

Auf Seite zwei: Einschätzung der Redaktion

Einschätzung der Redaktion



Nach einem optimistischeren Geschäftsausblick von Evotec und dem Abschluss der Aptuit-Übernahme sind Anleger erneut bei Evotec eingestiegen. Die Aktien des Biotechunternehmens stiegen im TecDax zeitweise um 3,7 Prozent auf 14,95 Euro und notierten damit so hoch wie seit Juli 2001 nicht mehr.

Ohne genau zu wissen, wann Aptuit 2016 welche Umsätze und Gewinne vereinnahmte ist es schwer, aus der Prognoseerhöhung den Effekt der Übernahme herauszurechnen. Dennoch fällt auf, dass bei zum Vorjahr stabilen operativen Gewinnen beider Firmen durch die Amerikaner "nur" ein Ebitda-Plus von knapp 31 Prozent bei den Hanseaten zu Buche schlagen würde. Ähnlich sieht es auf der Umsatzebene aus. Angenommen die Aptuit-Einnahmen flossen 2016 gleichmäßig über das Jahr verteilt, kann Evotec dieses Jahr noch Umsätze für die kommenden vier Monate der Amerikaner in seine Bücher holen. Ohne eigenes Wachstum würden die Einnahmen so um fast 18 Prozent wachsen.

Natürlich ist diese Berechnung stark und vereinfacht und beide Unternehmen sind dieses Jahr weiter gewachsen. Gleichzeitig nennt Evotec als Grund für die höhere Prognose den erfolgreichen Zukauf. Dennoch zeigt die Betrachtung, dass Evotec und Aptuit ihr Wachstumstempo gemeinsam noch beschleunigen können. Auch charttechnisch sieht die Aktie vielversprechend aus. Wir bestätigen daher unsere Kaufempfehlung

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 18,00 Euro
Stoppkurs: 10,00 Euro