Von den Kapitalmärkten kommen bereits Warnzeichen, die als Vorboten für einen Abschwung gedeutet werden können. Zuletzt hatten die Währungshüter den geldpolitischen Schlüsselsatz Ende Juli um einen Viertelpunkt auf die neue Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent gekappt. Am Mittwoch könnte die Fed einen weiteren Schritt folgen lassen und womöglich noch in diesem Jahr nachlegen.

"Angesichts der jüngsten Eskalation im Handelsstreit mit China sowie der Zunahme anderer geopolitischer Risiken hat sich die Wahrscheinlichkeit weiterer Leitzinssenkungen in den USA in den letzten Wochen nochmals erhöht", so Ökonom Heinrich Bayer von der Postbank. Er erwartet, dass die Währungshüter den Leitzins erneut um einen Viertelprozentpunkt senken werden: "Eine vorerst finale Zinssenkung in gleichem Umfang dürfte dann im Dezember erfolgen", so Bayer.

Die Fed sieht sich zugleich einem wahren Trommelfeuer von Forderungen nach einer weitaus lockereren Geldpolitik aus dem Weißen Haus ausgesetzt: US-Präsident Donald Trump, der Ende 2020 seine Wiederwahl anstrebt, hält das Zinsniveau für viel zu hoch und verlangt von der unabhängigen Notenbank den geldpolitischen Schlüsselsatz auf "null oder weniger" zu senken. Powell hatte bei seinem Auftritt in Zürich jedoch deutlich gemacht, dass sich die Notenbank nicht an den Wünschen politischer Parteien orientiere, sondern in ihrer Geldpolitik "allen Amerikanern" verpflichtet sei.

"REZESSIONSWARNLEUCHTEN BRENNEN"


Ökonom Tobias Rehbock von der staatlichen Förderbank KfW rät der Fed, die Zinsen vorerst nicht anzutasten und damit "ein wirkungsvolles Signal gegen politische Beeinflussung" zu setzen: "Denn andernfalls lässt sich die Fed erneut darauf ein, den Forderungen des US-Präsidenten nach geldpolitischer Lockerung nachzukommen, um einer wirtschaftlichen Schwäche zu begegnen, die dieser mit seiner Handelspolitik erst wesentlich verursacht hat."

Die von Trumps Zollpolitik ausgelösten Unsicherheiten im Handel werden laut einer Fed-Studie die Welt 850 Milliarden Dollar an Wirtschaftskraft kosten - allein 200 Milliarden davon die USA. Das Wachstum hat sich im Frühjahr bereits spürbar verlangsamt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 2,0 Prozent. Zu Jahresbeginn waren es noch 3,1 Prozent. Zuletzt hatte es auch Hiobsbotschaften aus der Industrie gegeben: Sie schrumpfte im August einer Firmenumfrage zufolge erstmals seit 2016.

Zudem mehrten sich an den Kapitalmärkten Rezessionssignale: Dort war die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen im Sommer erstmals seit 2007 über die Rendite der Papiere mit zehn Jahren Laufzeit gestiegen. Diese sogenannte "Inverse Zinskurve" hat Experten zufolge in den meisten Fällen einen Konjunkturabschwung korrekt vorhergesagt. Üblicherweise werfen länger laufende Anleihen mehr Rendite ab als kürzer laufende. Die Forscher des Essener Instituts RWI um den Wirtschaftsweisen Christoph Schmidt erwarten, dass sich die Fed gegen die Konjunkturschwäche stemmen wird: "Eine Rezession sollte bei konjunkturellen Impulsen durch die Wirtschaftspolitik jedoch verhindert werden können."

Auch der Chef des Fed-Bezirks Minneapolis, Neel Kashkari, ist der Ansicht, dass die Notenbank wohl an der Zinsfront aktiv bleiben muss: "Falls die Investitionen weiter einbrechen, wenn die Rezessionswarnleuchten weiter brennen, dann müssen wir als Federal Reserve meiner Meinung nach das tun, was wir können, um die Konjunktur am Laufen zu halten."

rtr