Der Sportwagenbauer Ferrari steigt sehr spät in den SUV-Markt ein. Bei Preis und Marge starten die Italiener jedoch aus der ersten Reihe. Von Klaus Schachinger

Ferraris Supersportwagen bleiben gefragt. Gut möglich, dass die außergewöhnlichen Fahrzeuge des italienischen Sportwagenbauers aus Maranello von ihrer gut betuchten Klientel auch als Wertanlage gesehen werden. Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr erhöhte Ferarri seine Prognose, wenn auch moderat. Mit fünf Milliarden statt bisher 4,9 Milliarden Euro Umsatz stellt der Konzern 1,73 Milliarden statt bisher 1,71 Milliarden Euro Ebitda in Aussicht. Damit ist die für 2022 avisierte operative Marge von 34,6 Prozent ein gutes Stück entfernt von dem für 2026 angestreben Korridor zwischen 38 und 40 Prozent.

Ferrari: Supercar-Offensive in Maranello

Doch Ferrari ist vorbereitet. Ab dem nächsten Jahr sollen die ersten Exemplare von zwei hochprofitablen Supercars an ihre Besitzer ausgeliefert werden: Der limitierte Daytona SP3, der für zwei Millionen Euro zu haben sein wird, und der Purosangue, italienisch für Vollblut. Ferraris erster SUV wird knapp 395 000 Euro kosten. Der Verkaufserfolg des SUV und des Daytona SP3 sind essenziell, um Ferraris Margenziel zu erreichen.

Der Konzern gibt sich diesbezüglich siegessicher. Bei einer Präsentation wurde darauf verwiesen, dass der gegenwärtige Auftragsbestand die Fertigung des Purosangue bei voller Kapazität über vier Jahre auslastet. Das wären insgesamt 12 000 Bestellungen. Ferraris SUV sprintet in 3,3 Sekunden auf Tempo 100. Weil Ferraris Supercars vor allem auch in schnellen Kurven begeistern sollen, wurden die Nachteile eines SUVs bei Schwerpunkt, Gewicht und Stirnf läche abgestellt: mit ausgefeilter Aerodynamik, Karbonfasern und einem Fahrwerk, das von Sensoren in Echtzeit mit Daten gefüttert wird, um sofort reagieren zu können.

Ferrari: der teuerste Geländesportler

Der Purosangue ist das wertvollste Pferd im Stall der italienischen Supercarschmiede und der teuerste und profitabelste Sport-SUV in der Branche, sagen die Analysten des US-Börsendienstleisters Bloomberg. Sie schätzen den operativen Gewinn (Ebitda) pro Fahrzeug auf 165 000 Dollar. Das liege nahe an den Einstiegspreisen für Topmodelle der Konkurrenz wie Lamborghinis Urus, Bentleys Bentayga oder Aston Martins BTX. Bis zu 3000 Purosangue will Ferrari jährlich ausliefern. Diese Zahl wird voraussichtlich jedoch erst 2024 erreicht, schätzen die Experten. Doch schon 2023 werden der limitierte Daytona und der Purosangue ein Viertel des operativen Gewinns liefern und damit wesentlich helfen, insgesamt zwei Milliarden Euro Ebitda einzufahren, knapp 16 Prozent mehr als in diesem Jahr. Auch bei elektrischen Antrieben dürfte die Kultmarke Ferrari Potenzial haben. Aktuell sind erst zwei Ferarris mit Hybridantrieb auf der Straße, der 296 GTB und der SF90 Stradale.