Der US-Generikahersteller wolle seine Rechte und die Verpflichtungen von Fresenius "energisch durchsetzen". Der hessische Gesundheitskonzern hatte am Sonntag den rund 4,4 Milliarden Euro schweren Zukauf abgeblasen - für Fresenius wäre er der zweitgrößte in der Firmengeschichte gewesen.

Fresenius wirft Akorn vor, das Unternehmen habe mehrere Voraussetzungen für einen Vollzug der Übernahme nicht erfüllt. Unter anderem lägen der Entscheidung "schwerwiegende Verstöße" gegen Vorgaben der FDA zur Datenintegrität bei Akorn zugrunde. An der Börse herrschte zunächst Erleichterung über das Scheitern des Deals; Fresenius-Aktien waren mit einem Plus von bis zu vier Prozent zeitweilig größter Gewinner im Dax. Im Verlauf mehrten sich aber die Sorgen wegen der juristischen Konsequenzen. "Der Ausgang dieses Deals ist nicht ideal, da er einen langwierigen Rechtsstreit nach sich ziehen könnte", erklärten die Analysten von Morgan Stanley. Nach Einschätzung der Berenberg Bank kann nicht ausgeschlossen werden, dass Fresenius mit seinem Rückzug versucht, einen geringeren Übernahmepreis rauszuhandeln. Offenichtlich seien die Probleme bei Akorn aber so gravierend, dass Fresenius den Stecker ganz gezogen habe.

Akorn hätte das Angebot der auf Nachahmermedikamente spezialisierten Fresenius-Sparte Kabi gut ergänzt. Die Amerikaner waren für Fresenius auch deshalb interessant, weil die Firma einen guten Zugang zu kleineren amerikanischen Kliniken und Apotheken gebracht hätte. Fresenius halte trotz des geplatzten Deals an seinem strategischen Ziel fest, sein Produktangebot bei generischen Arzneimitteln in Nordamerika zu verbreitern, sagte ein Sprecher. "Das kann nun über einen Ausbau des bestehenden Geschäfts bei der Tochter Kabi passieren, natürlich kann man das auch über Zukäufe beschleunigen." Mit Akorn will Fresenius aber nicht mehr ins Geschäft kommen: Es seien keine Neuverhandlungen mit dem US-Unternehmen geplant, erklärte der Sprecher.

FRESENIUS GING ANONYMEN HINWEISEN NACH

Die Akorn-Übernahme wackelte bereits seit Wochen. Fresenius hatte im Februar erklärt, anonyme Hinweise zu prüfen, ob Akorn gegen Vorgaben der US-Gesundheitsbehörde FDA verstoßen hat. Dabei soll es um falsche Angaben bei der Produktentwicklung gegangen sein. "Die Erkenntnisse ließen keinen anderen Schritt zu, als den Vertrag zu kündigen", sagte der Fresenius-Sprecher nun. Die Verstöße von Akorn gegen Vorgaben der FDA seien während einer von Fresenius eingeleiteten, unabhängigen Untersuchung gefunden worden. Akorn habe zudem gegen andere Anforderungen des Übernahmevertrags verstoßen wie der Verpflichtung, sein Geschäft nach Vertragsunterzeichnung im normalen Rahmen zu betreiben. Ein Angebot, mehr Zeit für den Abschluss einer eigenen Prüfung zu bekommen und Fresenius zusätzliche Informationen bereitzustellen, habe Akorn abgelehnt.

Der US-Konzern wies die Vorwürfe zurück. Die Untersuchung habe keine Tatsachen ergeben, die zu einer wesentlichen nachteiligen Auswirkung auf das Geschäft von Akorn führten. Fresenius verpflichtete sich nach eigenen Angaben zu einer Verschwiegenheitsvereinbarung über die genauen Ergebnisse der Untersuchung. Der hessische Gesundheitskonzern hatte 34 Dollar je Akorn-Aktie geboten. Am vergangenen Freitag waren die Papiere nur noch 19,70 Dollar wert.

Im vergangenen Jahr hatten Lieferunterbrechungen und Konkurrenz für eine Reihe von Produkten wie Ephedrin zur Behandlung von niedrigen Blutdruck Akorn belastet. Fresenius hatte im November erklärt, dass diese Probleme noch bis ins Jahr 2018 hinein dauern könnten, der Deal sich aber langfristig immer noch lohne. Trotz der geplatzten Übernahme bekräftigte Fresenius seine Prognose für dieses Jahr. Nach Einschätzung der Berenberg-Analysten hätte der Zukauf erst ab 2019 positiv zum Gewinn je Aktie beigetragen. Eine bei solchen Transaktionen oft übliche Gebühr für die Kündigung des Übernahmevertrages ist nach Angaben von Fresenius in diesem Fall nicht vereinbart

rtr