Deutsche Mittelstandsaktien aussichtsreicher als Blue Chips


Den Anfang machte Senior-Fondsmanager Andreas Strobl von Berenberg, der von Senior-Analyst Patrick Reuther von FondsConsult Research interviewt wurde. Das Thema lautete plakativ "Der deutsche Mittelstand - zwischen Existenznot und neuen Chancen". Andreas Strobl stellte gleich zu Beginn des Interviews klar: Mittelstand an sich ist noch kein Wert. Man müsse bei jedem einzelnen Unternehmen analysieren, welche Marktposition es habe, welche Produkte es anbiete. Viele Mittelständler hätten in ihrem Bereich führende Marktpositionen und seien von konjunkturellen Trends oft weniger abhängig als manches Blue Chip-Unternehmen. In Europa und speziell in Deutschland sollte man sich die zweite Reihe der Börsentitel ansehen. Denn der wichtigste Aspekt zur Bewertung der Qualität eines Unternehmens sei nicht die Marktkapitalisierung. Vielmehr sollte man auf die Geschäftsmodelle schauen.

"Wichtig ist die Antwort auf die Frage, was die Wachstumstreiber für ein Unternehmen sind. Hier sieht man gerade im Bereich der kleinen Unternehmen aus der zweiten Reihe, dass diese oft über hervorragende Produkte verfügen, ihre Marktposition über Jahre hinweg konsequent ausgebaut haben und damit nachhaltig hohe Wachstumsraten erzielen", so Andreas Strobl. Die Nischenmarktführerschaft schütze diese Unternehmen auch vor Konkurrenz und/oder Übernahmen durch Big Player, die einen Markteintritt und Akquisitionen scheuen, wenn die Kosten dafür zu hoch sind. "Der beste Schutz ist der eigene Erfolg. Denn der wird an der Börse honoriert", so Strobl. Gleichzeitig sorge die Position in einer Marktnische dafür, dass diese oft viel zu klein für große Unternehmen seien. "Viele erfolgreiche Mittelständler laufen unter dem Radar der Großkonzerne", so Strobl.

Bei der Auswahl der passenden Titel für seinen Fonds Berenberg-1590-Aktien Mittelstand konzentriert sich Strobl auf Qualitätsunternehmen. Der erfahrene Fondsmanager verfolgt nach eigener Aussage einen klassischen fundamental langfristig orientierten Ansatz und setzt dabei ganz bewusst Schwerpunkte auf der Einzeltitel-Ebene. "Wir suchen gesunde Unternehmen, die von strukturellen Wachstumstrends profitieren und über ein hervorragendes Management verfügen. Ein weiterer entscheidender Punkt ist, dass die betreffenden Unternehmen eine gesunde Bilanz und einen hohen Cashflow aufweisen, damit sie weiter in neue Produkte investieren, ihre Marktposition festigen und auch Krisenzeiten nutzen können, um schwächere Wettbewerber zu übernehmen", erklärt Andreas Strobl.

Dieser Ansatz spiegelt sich auch in der Sektorallokation des Fonds wider: Die Themen IT und Healthcare nennt Strobel als wichtige Wachstumstreiber. Klassische Bereiche wie Banken, Versicherungen und Automobilhersteller sowie zyklische Sektoren wie zum Beispiel Rohstoffe und Gebrauchsgüter werden gemieden. Angesprochen auf die zum Teil sehr hohen Bewertungen der betreffenden Unternehmen, verweist Strobl darauf, dass ein etwas höheres Preisniveau natürlich immer zu bewerten sei. Gleichzeitig gelte: "Strukturelle Trends werden oft unterschätzt. Auf der anderen Seite werden konjunkturelle Risiken systematisch unterschätzt. Das bedeutet, dass gerade in Krisenzeiten Qualitätsunternehmen auf den ersten Blick als sehr teuer erachtet werden. Doch diese Unternehmen kommen oft besser durch die Krise und entwickeln sich auch langfristig deutlich besser als zyklische Werte", erklärt Strobl.

Analyst Patrick Reuther, Fondsmanager Andreas Strobl und €uro Advisor Services-Chef Michael Schmidt im Gespräch.

Ein besonderes Plus, das für deutsche Mittelständler spreche, seien außerdem die Hilfspakete der Regierung in Berlin. "Der deutsche Mittelstand profitiert derzeit von besseren Rahmenbedingungen als Unternehmen in vielen anderen europäischen Ländern. Die hohe Flexibilität im Arbeitsmarkt, das Kurzarbeitergeld und die von der Regierung kürzlich beschlossenen Unterstützungsmaßnahmen und Konjunkturprogramme helfen den Unternehmen in diesen schwierigen Zeiten. Insbesondere die Unternehmen, die von strukturellen Trends profitieren und solide Bilanzen haben, können ihre Kapitalkraft entsprechend einsetzen, sowohl für Produktentwicklung aber auch für Übernahme von anderen Playern auf europäischer Ebene", so Strobl. Fazit: Es gibt viele Mittelständler, die die Chance haben, gestärkt aus dieser Krise hervorzugehen.

Blick auf die Märkte und Factor Investing als nachhaltige Anlagestrategie


Am Mittwoch sprach Senior-Analyst Stephan Schrödl von FondsConsult Research mit Dr. Franz Wenzel von AXA IM CORE. Wenzel, ausgewiesener Kapitalmarktexperte, redete nicht lange um den heißen Brei herum. "Wir sind mitten in der tiefsten Rezession nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Produktion in Deutschland ist um 18 Prozent gesunken, die Exportdaten sind ebenfalls um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Trotzdem scheinen die Märkte von all dem fast nichts zu antizipieren", so Wenzel. Dass die Indizes in den USA de facto auf einem Allzeithöchststand notieren, erklärt sich Wenzel damit, dass man davon ausgehe, dass die Konjunktur im dritten Quartal wieder Tritt fassen werde. Die Gründe für diesen Optimismus ließen sich Punkt für Punkt herleiten, so Wenzel.

So seien etwa die wieder leicht steigenden Frachtraten wichtige positive Frühindikatoren. Gleiches gelte für die Einkaufsmanagerindizes, die für das dritte Quartal eine Beschleunigung der Konjunktur von einem tiefen Niveau heraus signalisierten. Auch die Arbeitslosenzahlen in den USA müsse man genau analysieren. "Wir haben im März und April in den USA mehr als 20 Millionen Arbeitslose hinzubekommen. Das ist wie ein Strich nach unten. Das kann eigentlich so nicht sein. Da sind mit Sicherheit viele Angestellte prophylaktisch freigestellt worden. Und es kommt vielleicht nicht ganz so schlimm, wie man geglaubt hatte", so Wenzel. Man müsse daher die nächsten Monate abwarten, um beurteilen zu können, wie sich der Arbeitsmarkt in den USA tatsächlich entwickelt.

Als weitere wichtige Schubkräfte für eine weltwirtschaftliche Erholung sind Franz Wenzel vor allem die Regierungen und Notenbanken, die außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen hätten. "Die expansive chinesische Fiskal- und Geldpolitik könnte auch diesmal wieder der Haupttreiber sein. Und vielleicht kann sogar Europa diesmal eine wichtige Rolle spielen. Ich denke, es wird auf der gesamten Klaviatur der Fiskalpolitik, der Geldpolitik und der Strukturpolitik gespielt. Die Regierungen rund um den Globus konnten gar nicht anders, als zu begreifen, dass diese Pandemie schlicht und ergreifend die Weltwirtschaft beinahe zum Stillstand gebracht hat. Und sie kann auch nur global bekämpft werden", so Wenzel.

Kapitalmarktexperte Dr. Franz Wenzel, zugeschaltet aus Paris, im Gespräch mit Stephan Schrödl und Michael Schmidt.

Die Maßnahmen seien entsprechend beeindruckend. "China hat ein massives Konjunkturprogramm aufgelegt, die US-Notenbank hat die Schleusen sehr weit geöffnet, und auch Europas Geld- und Fiskalpolitik ist extrem offensiv ausgerichtet, um den Hebel umzulegen und die Konjunktur wieder in Schwung zu bekommen. Wenn ich der Politik eine Note geben müsste, wäre es im Durchschnitt eine glatte Zwei. Da ist nicht Alles, aber Vieles richtig gemacht worden", so Wenzel.

Der "Elefant im Raum" sei die massiv gestiegene Verschuldung. Angesichts der Billionenbeträge, die nun in die Wirtschaft gepumpt werden, müsse man sich natürlich die Frage stellen, ob und wie die gestiegene Geldmenge inflationär wirke. Ja, sagt Franz Wenzel, man werde langfristig vermutlich Effekte spüren. Doch in der nahen und mittelfristigen Zukunft seien keine großen inflationären Tendenzen zu sehen. "Dazu ist zu viel Porzellan zerschlagen worden. Schon die hohen Arbeitslosenzahlen bremsen inflationäre Tendenzen aus", so Wenzel.

Befragt danach, welche Anlageklassen derzeit aussichtsreich scheinen, verweist der Kapitalmarktexperte neben Anleihen und Aktien auch auf Rohstoffe. Bei Öl sei noch ein wenig Spielraum für Preisbewegungen, denn bei etwa 40 US-Dollar pro Barrel sei ein Preis erreicht, mit dem zwar die Saudis, nicht jedoch die US-Förderer gut leben könnten. Es werde vermutlich noch weitere Kapazitätsreduktionen und letztendlich auch Entlassungen bei den Produzenten geben. Die gesamte Branche werde sich weiteren strukturellen Anpassungen unterwerfen müssen. Bei anderen Rohstoffen - abgesehen von Gold - sieht Franz Wenzel die Preise auf einem attraktiven Niveau. Etliche Rohstoffunternehmen seien an der Börse so sehr unter die Räder gekommen, dass sich dort jetzt Chancen für Investitionen ergäben. Sollte sich im kommenden Jahr die Wirtshaft tatsächlich wieder spürbar erholen, dann würden auch Rohstoffe durchaus wieder im Preis anziehen und die Rohstoffunternehmen entsprechend profitieren.

Saubere Energien - Wendepunkte zu einer neuen Energiewelt


Am Donnerstag, den 18. Juni, interviewte Jan Richter (CFA), Senior-Analyst von FondsConsult Research den Kapitalmarktstrategen Walter Liebe, Head of Intermediaries Germany von Pictet Asset Management.

Walter Liebe legte in dem Gespräch dar, wie Pictet die Entwicklung der Energiemärkte der Zukunft beurteilt und wie diese Erkenntnisse konkret in Anlagestrategien umgesetzt werden. Liebe räumte gleich zu Beginn der Diskussion mit einem Vorurteil auf: Es sei ein weit verbreitetes Missverständnis, dass die Entwicklung von sauberen Energieunternehmen sehr stark abhängig von der Entwicklung der Ölpreise sei. Diese Fehlschätzung beruhe auf Entwicklungen in der Vergangenheit, die längst überholt seien. "Vor Jahren war die Erzeugung erneuerbarer Energien teuer und die Subventionierung sehr hoch. Dadurch standen die Erneuerbaren Energien in einem sehr ungleichen Wettbewerb mit fossilen Energieträgern. Mittlerweile hat sich das aber grundlegend geändert", erklärt Liebe.

Das Thema habe sich weiterentwickelt und sei viel breiter geworden. "Wir interpretieren das Thema saubere Energien sehr breit. Dabei nehmen wir zwei große Bereiche ins Visier: die Produktion von Elektrizität mit erneuerbaren Quellen und die Nachfrage nach Energie und Energieeffizienz. Wir suchen also nach Unternehmen, die Technologien für Energieeffizienz im Angebot haben und ergänzen dies um Firmen, die die Infrastruktur schaffen, um erneuerbare Energiekonzepte tatsächlich umsetzen zu können", so Liebe. Pictet hat demnach das Thema sehr stark weiterentwickelt. Das sei auch der größte Unterschied zu Konkurrenzprodukten, die ebenfalls das Thema Clean Energy und erneuerbare Energien abdecken. Beim Fonds Pictet Clean Energy unterteilt das Fondsmanagement das Thema in mehrere Unterthemen. Diese saubere Strukturierung in verschiedene Unterthemen sorge dafür, dass man systematischer vorgehen könne und ein besseres Gefühl dafür habe, welche Unternehmen vergleichbare Aktivitäten haben, die man bei der Analyse in Beziehung setzen kann.

Der Auswahlprozess des Fonds ist streng. Um sich für das Clean Energy Universum zu qualifizieren, müssen Unternehmen mindestens 33 Prozent ihrer Umsätze in diesem Thema erwirtschaften. Zwar favorisiere man Unternehmen mit reinen Clean Energy-Geschäftsmodellen, doch deren Zahl sei noch sehr beschränkt. Insgesamt umfasst das Anlageuniversum in diesem Bereich rund 250 Unternehmen. Der Clean Energy Fonds konzentriert sich auf etwa 50 bis 60 Titel. "Wir haben 14 verschiedene thematische Anlagestrategien im Angebot und achten darauf, keine Überdeckung der Strategien zu haben. So unterscheidet sich das Aktienportfolio unseres Fonds Smart City signifikant von der Clean Energy-Strategie. Es gibt bei uns eine goldene Regel, dass es maximal eine zehnprozentige Überschneidung zum Anlageuniversum eines anderen Themas geben darf", sagt Walter Liebe.

Analyst Jan Richter im Gespräch mit dem Kapitalmarktstrategen Walter Liebe von Pictet Asset Management.

Eine Benchmark, das betont Walter Liebe, gebe es nicht. "Wir nennen den MSCI All Countries World Index sehr bewusst nur Referenzindex und nicht Benchmark. Das soll verdeutlichen, dass dieser Index für uns keine Messlatte ist", so Liebe. Von einem Anlagethema erwarte man, dass es längerfristig einen Mehrertrag gegenüber globalen Aktien abliefere. Eine kurzfristige Betrachtung und der Vergleich mit der Wochen- oder Monats-Performance eines breit aufgestellten Weltindizes mache gerade beim Thema Energie wenig Sinn. "Wir glauben, dass wir uns an einem vieljährigen Wendepunkt hin zu einem massiven Wechsel zu erneuerbaren Energien und auch zu einem Umschwung im Verkehr, zu einer Elektrifizierung des Verkehrs und auch zu einer Welle von Investitionen im industriellen Bereich zu einer effizienteren Energie sparenden Produktion befinden", ist Walter Liebe überzeugt.

Der europäische Green Deal helfe dabei sehr. Dass das Thema in den Mittelpunkt des Interesses der Kapitalmärkte rückt, sei jedoch keine neue Entwicklung. Es sei schon länger eine Frage ökonomischer Konkurrenzfähigkeit gewesen. Deshalb sei es sinnvoll, den Energiemix neu auszurichten und den Verkehr stärker zu elektrifizieren. "Langfristig orientierte Investoren sollten natürlich in der Lage sein, die Schwankungen von globalen Aktien aushalten zu können. Und sie müssen eine gewisse Offenheit für Zukunftsthemen haben. Denn die Kraft von Megatrends entfaltet sich über längere Zeiträume. Deshalb ist das Thema Clean Energy etwas für langfristig orientierte Anleger und hier im speziellen Fall auch für diejenigen, die ein besonderes Umweltbewusstsein haben", sagt Walter Liebe.

Und das sind die Themen der kommenden Woche:


Die nächsten Videokonferenzen finden am Dienstag (23.6.), Mittwoch (24.6.) und Donnerstag (25.6.) jeweils ab 11 Uhr statt. Interessierte Vermögensverwalter, Vermittler, Berater und Anleger können sich jetzt anmelden.

Das erwartet Sie an spannenden Themen:

DIENSTAG, 23.06.2020
M&G Investments: Infrastruktur für die moderne Welt

Fondsmanager Alex Araujo von M&G spricht über die defensiven Eigenschaften von Infrastrukturanlagen und zeigt die Perspektiven für die "klassischen" Segmente der Transport- und Energieinfrastruktur sowie die Versorger auf.

Araujo erzählt, warum er auch aufstrebende Bereiche wie Kommunikation und Transaktionen in seinem Portfolio berücksichtigt. Und er beantwortet die Frage, weshalb Titel wie Visa und Mastercard Teil eines modernen Infrastrukturportfolios sein sollten. Die Konferenz findet in englischer Sprache statt und wird ins Deutsche übersetzt.
Jetzt für die Videokonferenz am 23. Juni anmelden.

MITTWOCH, 24.06.2020
Comgest: Sterne strahlen nur im Dunkeln - 30 Jahre Qualitäts-wachstumsaktien in Europa


In den kritischen Wochen der Corona-Krise haben Aktien struktureller Wachstumsunternehmen weniger verloren und anschließend stärker zugelegt. Franz Weis, Portfoliomanager Aktien Europa, erklärt, wieviel Potenzial noch bleibt und welche die passenden Strategien für die kommenden Monate sein könnten.
Jetzt für die Videokonferenz am 24. Juni anmelden.

DONNERSTAG, 25.06.2020
UBS: Mit Chinas Wandel wachsen - ein zentraler Baustein in der neuen Anlagewelt


Weshalb der chinesische Aktienmarkt die Corona-Krise besonders gut überstanden hat und welche Chancen sich jetzt im Reich der Mitte ergeben, wird Uwe Röhrig von UBS darlegen. UBS kombiniert im All China Portfolio sowohl inländische A-Aktien als auch in Hong Kong notierte Titel, wodurch die gesamte Bandbreite der chinesischen Wirtschaft abgedeckt werden kann.
Jetzt für die Videokonferenz am 25. Juni anmelden.

Weitere Themen in den folgenden Wochen


DI 30.06.

Zukunftstrends: 5G-Konnektivität und Investmentchancen für attraktives Alpha
Neuberger Berman
Yan Taw (YT) Boon, Director of Research (Asia)
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MI 01.07.

Megatrend Security - Profitieren Sie vom Wachstum der globalen Sicherheitsindustrie
Credit Suisse

Patrick Kolb, Senior Portfolio Manager
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DO 02.07.

Performance, Prinzipien und Planet
Morgan Stanley Investment Management
Dr. Dirk Hoffmann-Becking, Portfoliomanager, Executive Director
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DI 07.07.

BL Global Flexible EUR - Vermögensverwaltung auf Basis starker Überzeugungen
BLI - Banque de Luxembourg Investments

Guy Wagner, Managing Director
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MI 08.07.

KanAm Grund: LEADING CITIES INVEST - Vom Wachstum der Metropolen nachhaltig profitieren
KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH

Heiko Hartwig, Managing Director
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