Aktuell geht Bayer davon aus, dass die PR-Agentur FleishmanHillard im Auftrag von Monsanto solche Listen außer in Frankreich auch in Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen, Spanien und dem Vereinigten Königreich sowie zu Personen im Zusammenhang mit EU-Institutionen angelegt hat. Das Unternehmen hatte vor gut einer Woche erklärt, dass neben Frankreich wohl auch andere EU-Länder betroffen sind, aber dies zunächst nicht näher konkretisiert. Die Anwaltskanzlei Sidley Austin untersucht nun im Auftrag von Bayer, ob es solche Listen auch in anderen Ländern gab.

Der Skandal war publik geworden, als eine Liste mit rund 200 Kritikern in Frankreich auftauchte, die Monsanto erstellt haben soll, um diese später zu beeinflussen. Darunter befindet sich Medienberichten zufolge etwa die frühere Umweltministerin Segolene Royal. Die französische Staatsanwaltschaft eröffnete eine vorläufige Untersuchung. Bayer hat sich für den Fall entschuldigt und Aufklärung zugesagt. Gegenwärtig untersucht Sidley Austin noch, wieviele Personen insgesamt auf den Listen stehen. Sie sollen von der Kanzlei kontaktiert und darüber informiert werden, welchen Daten über sie gespeichert wurden.

Bayer hat die Zusammenarbeit mit FleishmanHillard in den Bereichen Kommunikation und Public Affairs nach eigenen Angaben bis auf Weiteres beendet, arbeitet mit der Agentur aber noch bei Marketing-Projekten zusammen. Bayer hat den US-Saatgutriesen Monsanto im vergangenen Sommer für rund 63 Milliarden Dollar übernommen. Seitdem steht der Konzern erheblich unter Druck. Wegen der glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittel von Monsanto sieht sich Bayer in den USA mit etwa 13.400 Klägern konfrontiert. Erst in der vergangenen Woche wurde das Unternehmen in einem der Fälle zu mehr als zwei Milliarden Dollar Schadenersatz an ein Ehepaar verurteilt, das die jahrzehntelange Verwendung des Monsanto-Produkts Roundup für seine Krebserkrankungen verantwortlich macht.

rtr