Für Banken sind es extrem teure Worte: Solvency II, Dodd Frank oder Volcker Rule. Es sind die Namen der neuen Regelwerke, deren Umsetzung die Aufsichtsbehörden den Geldhäusern derzeit auferlegen, um eine Wiederholung der Finanzkrise zu verhindern. Für den IT-Dienstleister GFT sind es extrem lukrative Worte. Denn die Kosten zur Einführung der neuen Regeln beziffern die Banken selbst auf bis zu sechs Milliarden Dollar.

Billiger im Ausland

An diesem Markt konnten die Stuttgarter bisher recht erfolgreich teilhaben, bieten sie doch mit ihren Rechen- und Servicecentern in Polen, Spanien oder Brasilien eine weit kostengünstigere Umsetzung der Regularien als ein heimischer Dienstleister. Auch dank dieser Sonderkonjunktur sprang der Umsatz im vergangenen Jahr um 38 Prozent auf 365 Millionen Euro nach oben, während das Ergebnis vor Steuern mit einem Plus von 55 Prozent auf 27 Millionen Euro überproportional zulegte. Jedoch stärkte sich der Konzern im vergangenen Jahr mit dem Zukauf der britischen Rule Financial. Ohne den Wettbewerber ist das Plus zwar geringer, mit 28 Prozent aber immer noch beachtlich. Zudem haben die Briten, die 2014 besonders mit Investmentbanken 75,8 Millionen Euro Umsatz erzielten, für ihr schnelles Wachstum auf Marge verzichtet. Das will GFT nun ändern und die Ebitda-Marge von 4,5 Prozent in den kommenden Jahren auf das Gruppenniveau von rund zehn Prozent heben.

Doch GFT kauft nicht nur zu. Derzeit wird über die Zukunft des Geschäftsbereichs E-Magine nachgedacht. Das Geschäft mit der Vermittlung von freien IT-Spezialisten stagniert seit drei Jahren, und wie aus unternehmensnahen Kreisen zu hören ist, laufen die Überlegungen aktuell in Richtung eines Verkaufs. Der Konzern würde damit einen Umsatz von zuletzt 86 Millionen Euro aufgeben, im Vorsteuerergebnis aber nur auf 1,66 Millionen Euro verzichten. Darüber, wann es hier zu einer Entscheidung kommt, schweigt man sich bei GFT derzeit jedoch noch aus.



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Wankelmütige Branche

Bekannt ist hingegen der Geschäftsausblick der Stuttgarter. Doch in der bereits zum Jahresanfang gemachten Prognose ist von den guten Rahmenbedingungen noch recht wenig zu spüren. Mit einem Plus von 16 Prozent auf 425 Millionen Euro soll der Umsatz deutlich weniger steigen als im Vorjahr, und auch die Steigerung des Vorsteuerergebnisses lässt mit einem Wachstum von 14 Prozent im Vergleich zu 2014 stark nach. Der Ausblick offenbart damit ein Risiko im Geschäft von GFT: IT-Ausgaben gehören zu den ersten gekürzten oder eingefrorenen Budgets in Banken, sollte es zu Turbulenzen an den Finanzmärkten kommen. Der Konzern, der zu über 37 Prozent im Familienbesitz des Gründers und Vorstandschefs Ulrich Dietz ist, geht seine Vorhersagen daher entsprechend konservativ an. Immerhin stammen drei Viertel des Umsatzes aus der Finanzindustrie. Laut Finanzchef Jochen Ruetz werden zu Jahresbeginn daher nur Ziele genannt, von denen der Konzern glaubt, sie auch in einem schlechten Umfeld erfüllen zu können.

Mit einer Eigenkapitalquote von 33 Prozent sowie Barmitteln von über 38 Millionen Euro Ende 2014 kann GFT jedoch auch schwierige Zeiten durchstehen. Angesichts eines weiterhin zweistelligen Umsatz- und Ertragswachstums, Margensteigerungen bei Rule Financial sowie im Gesamtkonzern (siehe Interview unten) sollte der vorsichtige Ausblick nicht von einem Investment abschrecken. Insbesondere, da der Aktienrücksetzer eine gute Einstiegsgelegenheit bietet.

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