Beim jüngsten Wochenbericht über die Stimmung an den Terminmärkten dominierten aber eindeutig die negativen Vorzeichen. So hat sich zum Beispiel das allgemeine Interesse an Gold-Futures markant reduziert. Auf Wochensicht sank die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 501.300 auf 471.300 Futures (-6,0 Prozent), was den stärksten Rückgang seit Anfang Dezember darstellte.
Erheblich stärker fiel das Minus bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) aus, wo eine Reduktion von 159.800 auf 114.000 Kontrakte (-28,7 Prozent) zu beklagen war. Wieder einmal waren große Terminspekulanten (Non-Commercials) für die massive Stimmungsveränderung - und damit auch für den im Berichtszeitraum zu beobachtenden Goldpreisverfall - maßgeblich verantwortlich.
Sie haben ihr Long-Exposure um fast 34.000 Kontrakte zurückgefahren und parallel ihre Short-Seite um 13.500 Futures aufgestockt. Dadurch hat sich deren Netto-Long-Position von 135.700 auf 88.000 Kontrakte (-35,2 Prozent) zum zweiten Mal in Folge ermäßigt und zum niedrigsten Stand seit sechs Wochen geführt.
Kleine Terminspekulanten (Non-Reportables) sind hingegen zum zweiten Mal in Folge optimistischer geworden. Sie haben ihre Netto-Long-Position innerhalb einer Woche von 24.100 auf 26.000 Kontrakte (+7,9 Prozent) erhöht. Da dem Goldpreis in der vergangenen Woche ein Rebound in Richtung 1.300 Dollar gelang, dürfte sich die Verkaufswelle großer Terminspekulanten höchstwahrscheinlich nicht fortsetzen. Das nächste Update der CFTC steht wie gewohnt am nächsten Freitag (21.30 Uhr) zur Bekanntgabe an.
Auf Seite 2: Zinsverzicht fällt schwerer
Zinsverzicht fällt schwerer
Die jüngste Goldpreisschwäche ging einher mit einem signifikanten Zinsanstieg in den USA. Vom 20. Februar bis 5. März stürzte der Goldpreis um 65 Dollar ab. Während dieses Zeitraums kletterte die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen in der Spitze von 2,65 auf 2,75 Prozent. Steigende Zinsen gelten generell als Belastungsfaktor für Gold, schließlich müssen dessen Besitzer auf regelmäßige Einnahmen wie Zinsen oder Dividenden verzichten.
Eines sollten Anleger aber keinesfalls außer Acht lassen. Fällt die Inflation höher als die Rendite aus, spricht man von negativen Realzinsen - und die haben dem Goldpreis in den vergangenen Jahren weitaus weniger stark geschadet. Hierzulande herrschen aktuell besonders stark negative Realzinsen vor. Während Bundesanleihen mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren eine Rendite 0,06 Prozent bietet, frisst die Inflation (aktuell: 1,6 Prozent p.a.) diese komplett auf und führt somit bereits seit Jahren zu einer systematischen Vermögensvernichtung.
Grundsätzlich sollten Anleger einen Zinsanstieg aber kritisch hinterfragen. Durch die weltweite Schuldenexplosion im vergangenen Jahrzehnt dürfte eines relativ klar sein. Ein massiver Zinsanstieg dürften viele Kreditnehmer nicht überleben. Diese haben sich daran gewöhnt für Kredite rekordniedrige Zinsen zu zahlen. Deshalb sollte man sich ohnehin fragen: Wie ist es um die Werthaltigkeit von Geld bestellt, wenn Sparer keine Zinsen erhalten und Kreditnehmer Fremdkapital "nachgeschmissen" bekommen - ich denke nicht sonderlich gut. Steigende Zinsen sollten daher vor allem als Warnhinweis gesehen werden. In der Kapitalmarkttheorie galt schließlich schon immer die Regel: Je höher die Renditechance, desto höher das Verlustrisiko.
Mehr von BÖRSE-ONLINE.de gibt es auf Instagram und Facebook