"Wenn Sie mit dem Hausbau angefangen haben, dann wird zumindest in Schwaben das Dach fertig gebaut." Scheifele bekräftigte das Ziel, in diesem Jahr den Umsatz, den bereinigten operativen Gewinn und den Jahresüberschuss vor Einmaleffekten moderat - das heißt um drei bis neun Prozent - zu steigern. An der Börse konnte er damit nicht punkten: Mit einem Minus von fast vier Prozent gehörte die Aktie zu den schwächsten Werten im Leitindex Dax.
Im zweiten Quartal erhöhte HeidelbergCement dank des Baubooms den weltweiten Umsatz mit Zement, Sand und Kies und Beton um drei Prozent auf 4,97 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen kletterte um elf Prozent auf 1,05 Milliarden Euro. Dabei profitierten die Kurpfälzer von höheren Margen in Europa und Asien, während das Geschäft in Nordamerika etwas unter den starken Regenfällen im Mai litt.
Freude bereitet HeidelbergCement insbesondere das Geschäft in China. "China ist mit Abstand der profitabelste Zementmarkt weltweit", sagte Scheifele. Die Regierung in der Volksrepublik begrenze die Produktion aus Sorge, die hochverschuldete chinesische Zementindustrie könne ansonsten ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen und die Banken in Mitleidenschaft ziehen. Daher seien die Zementpreise über die letzten ein bis zwei Jahre um 50 bis 60 Prozent gestiegen. Sollte die Regierung sich von dieser Politik abwenden, könnten die Preise allerdings um den gleichen Prozentsatz abstürzen, warnte Scheifele.
HÖHERE KOSTEN FÜR CO2-AUSSTOSS
In der Klimaschutz-Debatte forderte er von der Politik volkswirtschaftlich effiziente Lösungen. "Wir nehmen Milliardenbeträge in die Hand, aber die CO2-Bilanz in Deutschland ist ja nicht so toll", sagte Scheifele. Die EU werde sich mit der Frage beschäftigen müssen, ob sie Klimazölle auf Zement aus Ländern erhebt, in denen keine CO2-Abgaben anfallen.
HeidelbergCement hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2050 den Kohlendioxid-Ausstoß bei der Beton-Produktion auf Null zu drücken. Damit reagiert der Konzern auch auf die steigenden Kosten für CO2-Zertifikate: Wegen der robusten Baukonjunktur in Deutschland muss HeidelbergCement allein hierzulande Zertifikate für den Ausstoß von 800.000 Tonnen CO2 erwerben. Seit November hat sich der Preis der Zertifikate auf rund 28 Euro je Tonne fast verdoppelt. Um den CO2-Ausstoß zu drücken, setzt der Konzern auf alternative Brennstoffe wie Biomasse, neue Rohstoffe sowie das Recycling von Zement und Beton.
Die Zementindustrie ist der Internationalen Energieagentur zufolge für sieben Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Wäre die Branche ein Land, wäre es nach den USA und China der drittgrößte Emittent weltweit.
rtr