Anders als bei dem auf Rekordjagd befindlichen Leitindex DAX hat es bei den Nebenwerteindizes MDAX, SDAX und TecDAX zuletzt noch nicht wieder zu neuen Bestmarken gereicht. In den vergangenen Jahren war mit Werten aus der zweiten und dritten Reihe auf dem deutschen Kurszettel aber einiges an Geld zu verdienen.

Gut gelaufen ist es auch für die so genannte High Conviction Stock-List von Warburg Research. Dabei geht es darum, den institutionellen Kunden der Privatbank Ideen zu liefern, mit denen sie Geld verdienen können.

Um dieses Ziel zu erreichen, haben die zuständigen Analysten einen konsistenten Prozess etabliert, um aus unserer breiten Abdeckung von rund 200 deutschen Aktien monatlich jene Titel herauszufiltern, bei denen die sich abzeichnende Nachrichtenlage die Chance auf bereits kurzfristige Gewinne verspricht. Alles, was zählt, ist wie es von Seiten der Initiatoren heißt, die Performance.

Das Konzept hat sich in den Vorjahren bewährt. Das belegt ein Plus, das in der aktuellen Ausgabe der High Conviction Stock List seit Ende 2016 ein Plus von 315,71 Prozent gebracht hat. Zum Vergleich: Der als Vergleichsmaßstab geltende MDAX kam gleichzeitig nur auf ein Plus von 31,19 Prozent. Und auch in diesem Jahr fällt die Bilanz für die Warburg-Liste mit einem Anstieg von 10,54 Prozent vergleichsweise gut aus.

Die Liste für April umfasst neun Kandidaten, von denen sich die Studien-Autoren Kursgewinne erhoffen. Bei fünf dieser Titel nennt man auch die Termine, von denen man sich positive Impulse verspricht. Wir stellen nachfolgend dieses Quintett vor, bei dem sich die Kursziele in der Spitze um 51 Prozent über den aktuellen Notierungen bewegen.

Hella-Aktie



Beim Automobilzulieferer Hella GmbH & Co. KGaA nennt Warburg-Research als Kursziel 64,00 Euro. Das ist eine Vorgabe, mit der es im Februar um sechs Euro nach oben gegangen war und die sich um fast 33 Prozent über der Schlussnotiz vom Donnerstag von 48,24 Euro bewegt. Die erwähnte Kurszielanhebung erfolgte im Anschluss an einen damals vom Unternehmen abgehaltenen Kapitalmarkttag.

Der zuständige Analyst Marc-René Tonn geht davon aus, dass Hella am 14. April solide Zahlen für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 vorlegt. Da das Unternehmen bereits ein gutes Ergebnis in Aussicht gestellt habe, sollte der Fokus auf dem Ausblick für die laufenden Monate liegen.

Obwohl die Halbleiterknappheit ein Risiko für die Autoproduktion in den kommenden Monaten darstelle, erwartet Tonn, dass Hella sein strukturelles Umsatz- und Ertragswachstumspotenzial hervorhebt und gleichzeitig die begrenzte Visibilität einräumt.

Nach einer bisher negativen Performance im laufenden Jahr berge die erwähnte Berichterstattung zum Geschäftsverlauf das Potenzial, die Aufmerksamkeit der Investoren wieder auf den hochwertigen Automobilzulieferer zu lenken, mit entsprechend positiven Implikationen für die Aktienkursentwicklung.

Konkret habe Hella bisher für die ersten neun Monate 2020/21 eine bereinigte EBIT-Marge von rund acht Prozent in Aussicht gestellt. Für das dritte Quartal bedeute dies eine Marge von sechs bis acht Prozent, was zwar unter dem außergewöhnlich starken zweiten Quartal (12,1 Prozent), aber über dem Vorjahresniveau (5,6 Prozent) und auf dem Niveau vom dritten Quartal 2018/19 (7,1 Prozent) liegen würde. Weil das vierte Quartal normalerweise ein saisonal stärkeres Quartal seo, sollte Hella zumindest auf dem Weg sein, das obere Ende der Margenprognose für das Geschäftsjahr zu erreichen.

Die Schätzung zum Gewinn je Aktie für 2020/21 bewegt sich bei 3,48 Euro, nach 1,98 Euro in 2019/20. Für die Geschäftsjahre 2021/22 und 2022/23 betragen die Prognosen 3,68 Euro und 4,16 Euro je Anteilsschein. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 11,5.


Energiekontor-Aktie



Bei der Energiekontor AG, einem Unternehmen, das Wind- und Solarparks entwickelt, baut und betreibt, ist das Kursziel von Warburg Research auf 79,80 Euro taxiert, wobei es mit dieser Vorgabe Anfang März von bisher 67,00 Euro nach oben gegangen war. Gemessen an der Schlussnotiz vom Donnerstag von 60,50 Euro verspricht das aktuelle Kursziel einen Anstieg von fast 32 Prozent.

Wie es von Seiten des verantwortlichen Analysten Jan Bauer heißt, hat Energiekontor Ende März seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2020 vorgelegt und dabei einen starken Anstieg bei der Vorsteuergewinn-Generierung im Vergleich zu den Vorjahren gezeigt.

Darüber hinaus habe das Unternehmen erstmals seine vollständige Pipeline veröffentlicht, von der man erwartet, dass sie die bestehende Pipeline (4,8 GW ex-USA) um mindestens 300-500 MW an zusätzlichen Projekten im Frühstadium erweitern wird. Die prall gefüllte Pipeline biete eine hohe Visibilität für das Geschäftsjahr 2021/22, da Energiekontor die Früchte des Pipelineausbaus der letzten Jahre ernten werde.

Mitten in der europäischen Energiewende könnte Energiekontor bereits 2023 das mittelfristige Ziel von 60 Millionen Euro beim Vorsteuergewinne erreichen und das eigene Portfolio weiter ausbauen, was in der Folge zu einem noch größeren Pipelineausbau führen würde.

Ein Highlight bleibe die schottische Pipeline. Energiekontor habe sein erstes Projekt dort im ersten Quartal 2021 verkauft und Bauer erwartet die Ankündigung einer weiteren Transaktion im Laufe des ersten Halbjahres 2021. Unter der Annahme, dass die Ankündigung der vollständigen Pipeline weitere Pipeline-Kapazitäten offenbart, würde dies weiteres Aufwärtspotenzial für das aktuelle Kursziel bieten.

Nach dem Verkauf des ersten Projekts erklärte Warburg, die zusätzlichen Einnahmen daraus würden es Energiekontor ermöglichen, mehr Projekte als bisher angenommen in das eigene Onshore-Wind- und PV-Portfolio zu verschieben. Das Unternehmen habe jedoch noch keine Vorhersage herausgegeben, daher passe man die eigenen Schätzungen nicht um diesen Effekt an. Sollte sich Energiekontor dazu entschließen, mehr Projekte zu behalten, als man bisher angenommen habe, würde sich dies auf die kurzfristigen Schätzungen auswirken, nicht aber auf die Bewertung. Der Vorteil dieser Strategie wäre ein Anstieg der stabilen Cashflows aus der Stromerzeugung - was wiederum das Budget für die Projektentwicklung in den Folgejahren verbessern würde.

Bauer hatte zuvor einen Bewertungsabschlag auf die schottische Pipeline vorgenommen, der die fehlende Überprüfbarkeit der Margen widergespiegelt habe. Der erfolgreiche Verkauf zeige aber den intrinsischen Wert der schottischen Pipeline, den man durch Anwendung des vollen Multiplikators berücksichtige. Die Folge davon war die zuvor erwähnte Kurszielanhebung auf 79,80 Euro. Neue Kursimpulse verspricht sich Bauer von einer Präsentation der Gesellschaft auf der Warburg Renewables Conference am 15. April. Die Schätzungen zum Gewinn je Aktie betragen für 2021 2,27 Euro und 2,83 Euro für 2022, nach 1,38 Euro für 2020.


FlatexDegiro-Aktie



Beim Online-Broker FlatexDegiro hält Warburg Research einen Kursanstieg bis auf 105,00 Euro für denkbar. Dem steht eine aktuelle Notiz von 83,20 Euro gegenüber, so dass bei einer Zielerreichung Gewinne von gut 26 Prozent winken.

Der Aktienkurs von FlatexDegiro erlebte im März laut dem zuständigen Analysten Marius Fuhrberg eine gewisse Schwäche trotz der weiterhin recht hohen Volatilität an den Kapitalmärkten im ersten Quartal, was für das operative Geschäft normalerweise aber unterstützend sei.

Ende Februar habe das Unternehmen einen Rekordhandelstag mit 830.000 Transaktionen verkündet und Fuhrberg geht davon aus, dass sich das starke Kundenwachstum ebenfalls fortsetzt. Die Zwischenmitteilung zum ersten Quartal sei für den 20. April vorgesehen und biete angesichts des günstigen Marktumfelds erhebliches positives Überraschungspotenzial.

Die von der Gesellschaft bereits veröffentlichen Zahlen zu Umsatz und EBITDA im Vorjahr hätten seinen Annahmen entsprochen, so der Analyst. Nachdem bereits im Januar starke Handelszahlen für 2020 berichtet worden seien, habe sich der Umsatz den Angaben zufolge mit 261 Millionen Euro nahezu verdoppelt und das EBITDA sei um 160,8 Prozent auf 98 Millionen Euro gestiegen. Auch der operative Cashflow sei mit 141 Millionen Euro stark ausgefallen.

Während die starke operative Performance nicht überraschend gewesen sei, habe insbesondere das bereinigte EBITDA die Erwartungen deutlich übertroffen. Das Unternehmen habe die bereits im Februar angehobene Guidance bekräftigt und sollte damit auf einem guten Weg sein. Insgesamt sollte die starke Performance ermutigend sein und unterstreicht den Investment Case. Die Schätzung zum Gewinn je Aktie bewegt sich für 2021 bei 3,74 Euro und für 2022 bei 5,46 Euro, nach 1,87 Euro, so dass sich auf Basis der Prognosen für das kommende Jahr das geschätzte KGV auf gut 15 ermäßigen würde.


GK Software-Aktie



Bei der GK Software SE, einem Spezialisten für Software-Lösungen und Dienstleistungen für den Betrieb der Filialen großer Einzelhandelsunternehmen, hat Warburg Research das Kursziel auf 155,00 Euro festgezurrt. Dem steht eine Schlussnotiz von 113,00 Euro am vergangenen Donnerstag gegenüber, so dass dieser Titel theoretisch gut 37 Prozent Luft nach oben hat.

Laut dem verantwortlichen Analysten Felix Ellmann legt GK Software am 28. April endgültige Zahlen für das Geschäftsjahr 2020 vor und zu diesem Termin dürfte der Vorstand voraussichtlich auch einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr abgeben. Dabei spiele insbesondere die neue cloudbasierte Fiskalisierungslösung eine wichtige Rolle. Warburg Research rechnet daraus allein für das Geschäftsjahr 2021 mit einem Umsatz von 8,5 Millionen Euro bei hoher Marge. Dies könnte eine positive Überraschung für die Märkte sein, so das Urteil.

Ellmann hatte sich zu dem Titel zuletzt am 18. Februar positiv geäußert. Auf einer Roadshow am 17. Februar 2021 hatte das Unternehmen damals zuvor einen Überblick über seine aktuelle Geschäftsentwicklung gegeben. Dabei seien folgende Aspekte der Anlagestory deutlich geworden: In 2020 dürfte eine leichte Umsatzausweitung mit einer deutlichen Verbesserung der Profitabilität einhergehen. Das Unternehmen gehöre zu den führenden Anbietern in seiner Branche. RBR Global POS Software habe GK sogar als "die weltweite Nr. 1 Einzelhandelssoftware" bezeichnet.

Die Bedeutung von Software bei der Neuerfindung des Einzelhandelsmarktes im Wettbewerb mit internetbasierten Geschäftsmodellen (aka Amazon) sei größer denn je. Gleichzeitig verfügten vor allem Einzelhändler über ausreichend finanzielle Mittel, um Projekte zu realisieren. Das Cloud-Geschäft habe mit fünf neuen SaaS-Kunden für die Kernlösungen massiv zugelegt. Insgesamt seien Cloud-Verträge mit einem Mindestauftragsvolumen von mehr als 48 Millionen Euro abgeschlossen worden, die als SaaS-Angebote meist eine Laufzeit zwischen drei und zehn Jahren hätten.

Eine globale Allianz zwischen Microsoft und GK Software mache die POS Retail Solution des Unternehmens nun auch auf Microsoft Azure verfügbar. Auch dies unterstreiche den Trend zur Cloud, der typischerweise kurzfristig mit geringeren Vorab-Lizenzen, langfristig aber mit vorhersehbar hohen Margen verbunden sei. Neue Lösungen wie die Deutsche Fiskal (Fiskalisierung) oder die Vertikale für (US-)Tankstellen könnten sogar Potenzial über die modellierten Zahlen hinaus bieten.

Diese Faktoren ließen die Bewertung des Unternehmens in einem neuen Licht erscheinen. Nach mehreren erfolgreichen Quartalen stelle sich die Frage nach der Nachhaltigkeit der Profitabilität nicht mehr. Eine zukünftige Tendenz zu einem höheren Anteil an Partnerlizenz- und Cloud-Umsätzen führe zu einer niedrigeren Top-Line bei besseren Margen.

Insgesamt nehme die Visibilität des Geschäftsmodells deutlich zu, was eine mehrfache Bewertungs-Expansion in Richtung deutscher Qualitätssoftware-Small Caps beflügeln könnte. Insgesamt führten die deswegen vorgenommenen Anpassungen im Februar zu einer Erhöhung des Kursziels von zuvor 120,00 Euro. Die Vorhersage zum angepassten Gewinn je Aktie beträgt 3,95 Euro für 2021 und 5,08 Euro für 2022, nach 2,71 Euro in 2020.


LPKF-Aktie



Bei LPKF gibt Warburg Research das Kursziel mit 38,00 Euro an. Da die Anteilsscheine des Maschinenbauunternehmens, das Lasersysteme entwickelt und fertigt, die bei der Herstellung von elektronischen Bauteilen eingesetzt werden, am Donnerstag mit 25,10 Euro aus dem Handel gingen, errechnet sich ein Aufwärtspotenzial von gut 51 Prozent.

Nach eher enttäuschenden Ergebnissen für das vierte Quartal 2020 und dem Fehlen einer Prognose für 2021 hat LPKF in letzter Zeit einen Kursrückschlag erlitten und dabei einiges an Marktwert verloren. Der zuständige Analyst Robert-Jan van der Horst erwartet jedoch einen positiven Nachrichtenfluss im April, der es dem Unternehmen ermöglichen sollte, einen Teil des verlorenen Marktwerts zurückzugewinnen.

Erstens rechnet er kurzfristig mit einem weiteren Solarauftrag, der für mehr Transparenz bis 2022 sorgen werde. Zweitens sollte das Unternehmen bei der am 29. April erwarteten Vorlage der Erstquartalszahlen eine Prognose vorlegen, die ein klareres Bild sowie dem Geschäftspotenzial in der zweiten Jahreshälfte zeichnen sollte, einschließlich der Möglichkeit eines ersten großen LIDE-Auftrags.

Drittens hofft van der Horst auf mehr Details über die LIDE-Pipeline. Bislang gebe es nur zwei kleinere LIDE-Aufträge, die in der Produktentwicklung von LPKF-Kunden eingesetzt werden, als konkreten Anhaltspunkt. Eine große Anzahl von Kundenprojekten werde jedoch in Zusammenarbeit mit LPKF entwickelt und benötige daher keine eigene LIDE-Ausrüstung.

Warburg erwartet mehr Details über die Anzahl, den Fortschritt und das Umsatzpotenzial dieser Projekte. Damit sollten die mittelfristigen Ziele, die ein EBIT von mindestens 90 Millionen Euro im Jahr 2024 implizierten, an Visibilität gewinnen. Vor diesem Hintergrund hält man den jüngsten Rückschlag für eine attraktive Kaufgelegenheit.

Die Schätzreihe zum Gewinn je Aktie in den Jahren 2021 bis 2023 gestaltet sich wie folgt: 0,73 Euro, 0,94 Euro und 1,43 Euro, nach 0,22 Euro in 2020. Gemessen an diesen Vorhersagen befände sich das Unternehmen eindeutig auf einem Wachstumspfad und das momentan optisch hohe KGV würde sich basierend auf den Prognosen für das übernächste Jahr auf 17,55 ermäßigen.