Natürlich können wir das im Nachhinein nicht feststellen. Was nachprüfbar ist: Die Aktie des Industriekonzerns hat sich ohne Abspaltung in dem Zeitraum halbiert, Kapitaleinschüsse noch nicht einmal mitgerechnet. Nun ein Blick zu den Wettbewerbern im Aufzuggeschäft. Die Aktie der in Finnland beheimateten Kone brachte 300 Prozent, der Wert der Schweizer Schindler hat sich mehr als verdreifacht. Thyssenkrupp Elevator hätte nicht schlechter abgeschnitten.

Diesen Wertzuwachs hat das Management den Aktionären vorenthalten. Die Gründe sind vielleicht Ignoranz - am wahrscheinlichsten ist aber die fehlende Bereitschaft, Macht abzugeben. Auch wenn der Verkauf nun nachgeholt wird, kann das die entgangenen Gewinne nicht reinholen.

Und ein ähnlicher Fall deutet sich nun bei Drägerwerk an. Unter dem Deckmäntelchen der Werte eines Familienkonzerns wird mit allen Mitteln versucht, die Macht nicht zu verlieren. Das Ergebnis: Der Konzern will mit einer unflexiblen Finanzstruktur in den historischen, angestammten Geschäftsbereichen Medizin- und Sicherheitstechnik bleiben. Mit immer weniger Erfolg, wie die Geschäftsergebnisse zeigen.

Vor allem in der Medizintechnik haben die Wettbewerber tiefere Taschen. Wenn Drägerwerk seine Forschung ausweitet, geht die Marge schnell unter null. Die Aktionäre spüren das in ihrem Depot. Die preiswertere Stammaktie hat sich auf Sicht von fünf Jahren halbiert, obwohl Medizin- als auch Sicherheitstechnik Wachstumsmärkte sind. Nun wird es wohl zu einer Restrukturierung kommen, Jobs gehen verloren. Wo bleiben die Vorteile des Familienkonzerns, werden sich die betroffenen Arbeitnehmer wundern. Viele Aktionäre fragen sich das schon länger. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wären beide Gruppen mit einer Aufspaltung besser bedient.

Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.