Als Mindestannahmequote wurden 65 Prozent genannt. Die Quote könnte aber noch auf 50 Prozent reduziert werden. Großaktionär Wacker Chemie (Anteil 30,8 Prozent) wird seine Papiere andienen. Global Wafers hatte zuvor schon mehr als vier Prozent der Aktien erworben. Mit Blick auf die Kurshistorie der vergangenen zwei Jahre ist das kein schlechtes Angebot. Und auch Vorstand und Aufsichtsrat haben in der obligatorischen Stellungnahme empfohlen, das Angebot anzunehmen. Allerdings dürfte bei aller Einigkeit der Organe das Interesse der freien Aktionäre eher weiter hinten gestanden haben.

Ein wenig Geschmäckle hat zum Beispiel, dass nach der Veröffentlichung des Angebots der Vorstandsvertrag des 65-jährigen Siltronic-Chefs Christoph von Plotho, der Ende 2021 ausgelaufen wäre, vorzeitig bis Ende 2023 verlängert wurde. Ein goldener Fallschirm? Dass der Mehrheitsaktionär von Global Wafers, Sino-American Silicon Products, bedeutender Kunde von Wacker-Chemie ist, dürfte nicht unbedingt die Objektivität von Wacker-Finanzvorstand und Siltronic-Aufsichtsrats-Chef Tobias Ohler gefördert haben, für alle Aktionäre das Beste herauszuholen. So entspräche der 3,75 Milliarden Euro schwere Deal möglicherweise nicht einmal den Neubaukosten der Produktionsanlagen, argumentiert der Hedgefonds Argonaut. Auch der Höchstkurs von 150 Euro Mitte 2018 zeigt, dass im aktuellen Markt- und Zinsumfeld mehr drin gewesen sein müsste. Ein Beleg, wie viel das sein könnte: Die Aktie von Global Wafers hat nach Bekanntwerden des Deals haussiert. Einer großer Teil des Wertzuwachses der Taiwanesen von rund zwei Milliarden Euro dürfte die Prämie sein, die nicht bei Siltronic-Aktionären gelandet ist.

Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.